Papst Franziskus: Viele Ehepaare verstehen das Sakrament der Ehe nicht

Papst Franziskus am 30. April 2016 auf dem Petersplatz.
CNA/Alexey Gotovskiy

UPDATE: Wie das Presse-Amt des Heiligen Stuhls bestätigt, hat der Papst die offizielle Abschrift seiner freien Rede ändern lassen: Statt einer Mehrheit heißt es nun, "ein Teil" aller Ehen sei ungültig.

Viele Paare, die die Ehe eingehen, gingen diesen Schritt, ohne ein ausreichendes Verständnis davon zu haben, was dieses Sakrament bedeute und ausmache, so Papst Franziskus.

"Wir leben in einer Kultur des Vorläufigen", sagte der Pontifex am Donnerstag in einer Fragerunde im Rahmen des Pastoralkongresses der Diözese Rom. 

Ein Laie fragte den Heiligen Vater über "die Krise der Ehe" und wie Katholiken die Jugend erziehen helfen können, wenn es um die Liebe geht, die sakramentale Ehe, und darum, "ihre Widerstände, falschen Vorstellungen und Ängste" zu überwinden helfen. 

Der Papst antwortete aus seiner eigenen Erfahrung heraus.

"Ich habe einen Bischof vor einigen Monaten sagen hören, dass er einen jungen Mann getroffen habe, der gerade sein Studium abgeschlossen hatte. 'Ich möchte Priester werden, aber nur für zehn Jahre', habe Dieser ihm gesagt. Das ist die Kultur des Vorläufigen. Und das passiert überall, auch im priesterlichen Leben, im religiösen Leben". 

Franziskus erzählte von einer Begegnung mit einer Frau in Buenos Aires, die ihm "Vorwürfe" gemacht habe. Sie habe gesagt: Priester studieren jahrelang für ihr Amt und dann können sie Erlaubnis bekommen, dieses zu verlassen und heiraten. Für die Laien, so die Frau, "wir müssen dieses Sakrament für unser ganzes Leben leben, und unauflösbar, dafür geben sie uns vier (Ehevorbereitungs)-Kurse, und das ist für das ganze Leben."

Papst Franziskus sagte, Ehevorbereitung sei ein Problem, und Probleme in der Ehe hätten mit der gesellschaftlichen Situation zu tun, in der Hochzeiten gefeiert werden. 

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Dann erzählte der Papst von einer Begegnung mit einem verlobten Mann, der für die Hochzeit eine Kirche suchte, die zum Kleid seiner Braut passte, und nicht zu weit von einem Restaurant weg war. 

"Das ist ein gesellschaftliches Problem, und wie ändern wir das? Ich weiß es nicht", sagte der Papst.

Er habe als Erzbischof von Buenos Aires sogenannte "shotgun weddings" verboten – also Hochzeiten, die nur abgeschlossen werden, weil die Frau schwanger geworden ist – mit der Begründung, dass der freie Wille der Eheleute in Frage stand. 

"Vielleicht lieben sie einander, und ich habe schöne Fälle erlebt, wo sie zwei oder drei Jahre später geheiratet haben", sagte Franziskus. "Und ich sah sie in die Kirche kommen, Vater, Mutter und an der Hand ihr Kind. Aber sie wußten gut, was sie nun taten."

Die Krise der Ehe heute, so der Papst, liege daran, dass die Menschen "nicht wissen, was das für ein Sakrament ist", und auch nicht "die Schönheit des Sakraments" kennen. 

"Sie wissen nicht, dass sie unauflöslich ist, sie wissen nicht, dass sie für das ganze Leben ist. Es ist schwer", so der Pontifex.

Er fügte hinzu, dass die Mehrheit der Paare, die an Ehevorbereitungskursen in Argentinien teilnehmen, bereits zusammenwohnen. 

"Sie bevorzugen es, zusammenzuleben, und das ist eine Herausforderung, eine Aufgabe. Nicht zu fragen 'warum heiratet ihr nicht?' Nein, sie zu begleiten, zu warten, und ihnen zu helfen, reifer zu werden, in ihrer Treue zu reifen."

Im Nordosten Argentiniens, auf dem Land, hätten Paare ein Kind und lebten zusammen. Sie heirateten erst standesamtlich, wenn das Kind in die Schule komme, und wenn ihr Kind selber Nachwuchs bekomme, dann erst "heiraten sie kirchlich", so der Papst.

"Das ist ein Aberglaube, denn der Mann hat Angst vor der Ehe. Es ist ein Aberglaube, den wir überwinden müssen," sagte Franziskus. 

Der Kongress, anlässlich dessen der Papst sprach, hatte das Thema: "Die Freude der Liebe – der Weg römischer Familien im Lichte der Exhortation Amoris Laetitia vom Papst Franziskus". Der Papst erwähnte sein nachsynodales Schreiben nicht direkt. Statt dessen sprach er über Punkte, die während des mehrjährigen Synodenprozesses verhandelt wurden. 

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