Rekord von Abo-Kündigungen bei Netflix nach Ausstrahlung von “Cuties”

Über 260.000 Personen fordern Netflix auf, den Film nicht mehr zu zeigen – Die italienische Bischofskonferenz indessen verteidigt den anstößigen Streifen

Mädchen
Unsplash

Eine Kündigungswelle ist die Konsequenz: So viele Menschen wie nie zuvor haben in den vergangenen Tagen nach Medienberichten ihr Netflix-Abonnement gekündigt, nachdem der Streaming-Dienst beschuldigt wurde, in einem anstößigen Film Kinder sexualisiert dargestellt zu haben.

Wie ACI Prensa, die spanischsprachige Schwesternagentur von CNA Deutsch, berichtet, wurde die Kündigungswelle durch die Kontroverse über die Ausstrahlung von "Cuties" ausgelöst – einem Programm, das im Originaltitel "Mignonnes" hieß. Bbeides bedeutet auf Deutsch etwa "Die Süßen".

Dem Film wird vorgeworfen, Pädophilie zu fördern, da die Protagonistinnen - elfjährige Mädchen - stark sexualisiert dargestellt werden.

Laut Angaben der Firma YipitData, die von der Zetischrift Variety veröffentlicht wurden, "fing die Abwanderung der Abonnenten am 10. September an zu steigen - einen Tag nach der Erstausstrahlung von 'Cuties' auf Netflix. Und der Hasthag '#CancelNetflix' war der prominenteste auf Twitter."

"Am Samstag, den 12. September, stieg die Rate der Kündigungen von Netflix in den Vereinigten Staaten um das fast Achtfache im Vergleich zu den Tagesniveaus im August 2020 an und erreichte ein Mehrjahreshoch" so das Unternehmen, das Daten zum Verhalten von Millionen amerikanischer Verbraucher analysiert.

Sie gab auch an, dass es – da der Hashtag #CancelNetflix in den sozialen Netzwerken weiterhin im Trend liegt – möglich sei, "dass die erhöhte Kündigungsrate auch in den kommenden Tagen anhalte."

YipitData gab jedoch keine Schätzungen zur Anzahl der Kunden an, die sich vom Streamingdienst abgemeldet haben; Netflix selbst hat sich ebenfalls nicht zur Situation geäußert.

Mignonnes/Cuties ist eine Film der französisch-senegalesischen Regisseurin und Drehbuchautorin Maïmouna Doucouré. Er feierte seine Premiere beim Sundance Film Festival im Januar diesen Jahres und ist seit 9. September auf Netflix zu sehen. Vor der Ausstrahlung des Filmes demonstrierten Tausende von Nutzern in den sozialen Netzwerken gegen den Film. Netflix wird vor allem kritisiert, mit diesem Film eine "Kultur der Pädophilie" zu fördern, denn in er Inhaltsangabe – die später geändert wurde – hieß es, es sei die Geschichte einer Gruppe von elfjährigen Mädchen, die "sinnlich tanzen". (Original: "Amy, 11, becomes fascinated with a twerking dance crew. Hoping to join them, she starts to explore her femininity, defying her family’s traditions." / Die elfjährige Amy ist fasziniert von einer Gruppe, die im Twerking-Stil tanzt. In der Hoffnung, sich (den Mädchen) anzuschließen zu können, beginnt sie, ihre Weiblichkeit zu erforschen und widersetzt sich den Traditionen ihrer Familie.)

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Ebenso kritisiert wurde das dem Text beigefügte Werbeplakat, das von zahlreichen Nutzern als unpassend beurteilt wurde. Das Bild zeigt vier spärlich blau gekleidete Mädchen in "erotischen" Tanzposen.

Netflix entschuldigte sich öffentlich für die Zusammenfassung und das Werbebild, das als "unangemessene Illustration" bezeichnet wurde – den Film entfernte das Medienunternehmen jedoch nicht.

Am 11. September bat der Senator der Republikanischen Partei für den Bundesstaat Texas, Ted Cruz, den Generalstaatsanwalt der Vereinigten Staaten, zu ermitteln, ob Netflix oder die Filmemacher "gegen ein Gesetz hinsichtlich der Produktion und Verbreitung von Kinderpornografie verstoßen haben"

Eine auf der Plattform CitizenGO gestartete Unterschriftenaktion hat bereits mehr als 260.000 Unterzeichner gefunden, die sich gegen Cuties aussprechen und Netflix auffordern, diese "äußerst anstößige Produktion umgehend zu entfernen". 

Italienische Bischofskonferenz verteidigt Film

Unterdessen hat die offizielle Zeitung der italienischen Bischofskonferenz den anstößigen Streifen verteidigt, berichtet die "Catholic News Agency" (CNA): Der Film sei sogar "pädogisch", wenn man ihn nur richtig anschaue, behauptet Autor Andrea Fagioli in "L'Avvenire". Zu einer Kritik der Tatsache, dass der Film lange Szenen lasziver Tänze minderjähriger Mädchen zeigt, mit der Kamera deren Intimbereich aus nächster Nähe besichtigt, und auch die nackte Brust einer Minderjährigen zeigt, kann sich die Zeitung der Bischofskonferenz nicht durchringen.

Letztes Update 14:52 Uhr mit Informationen zur "L'Avvenire"

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