Seligsprechungsprozess für französischen Dominikaner eröffnet

Pater Marie-Etienne Vayssière OP (1864-1940)
Foto: Archives Provinciales de Toulouse – Alle Rechte vorbehalten

Die französischen Bischöfe haben die Eröffnung des Seligsprechungsprozesses eines zwar wenig bekannten, aber doch sehr einflussreichen Dominikaners genehmigt, wie die Catholic News Agency (CNA) berichtete.

Die Bischöfe kündigten die Causa Pater Marie-Étienne Vayssière (1864-1940) am Ende ihrer Vollversammlung am 26. März an.

Obwohl er heutzutage in der katholischen Welt relativ unbekannt ist – teilweise wegen des Mangels an verfügbaren schriftlichen Werken über sein Leben und sein geistliches Vermächtnis – bleibt der französische Kirchenmann eine verehrte Figur innerhalb des Predigerordens sowie in Südfrankreich, wo er sein Leben verbrachte.

Das Modell der Heiligkeit, das Pater Vayssière verkörperte, ist nach Ansicht derer, die ihn kannten oder Zugang zu seinen Schriften und seiner Korrespondenz hatten, das der totalen Selbsthingabe an den Willen Gottes, eines Lebens, das im Geiste der völligen Selbstverleugnung zum Wohle anderer gelebt wurde, vor allem der vielen Menschen, die er auf seinem irdischen Weg geistlich begleitete.

"Wie viele meiner dominikanischen Mitbrüder habe ich eine besondere Bewunderung für Pater Marie-Étienne Vayssière, der in den 1940er-Jahren in der Region Provence einen tiefen Einfluss hatte und dessen geistliche Lehre viele Menschen inspiriert hat", sagte Dominikanerpater Serge-Thomas Bonino, Sekretär der Internationalen Theologischen Kommission und Dekan der Philosophischen Fakultät des Angelicum in Rom, gegenüber CNA.

Geboren am 29. Oktober 1864 in Saint-Céré, Okzitanien, wurde Toussaint Vayssière (wie er zunächst genannt wurde) im Alter von 4 Jahren zum Waisenkind und sodann von seiner Tante aufgezogen. Seine Berufung zum Priester verspürte er zunächst im Alter von 10 Jahren, als er bei einer Beerdigung ministrierte.

Er trat in das benachbarte kleine Seminar von Montfaucon und dann in das große Seminar von Cahors ein, wo er sich – berührt vom missionarischen Eifer des heiligen Dominikus – entschloss, in den Predigerorden einzutreten.

Vayssière empfing 1887 im Alter von 22 Jahren das Ordensgewand im Dominikanerkloster von Toulouse, wo der Predigerorden im 13. Jahrhundert vom heiligen Dominikus gegründet wurde, und nahm den Ordensnamen Marie-Étienne an.

Die unsagbare Freude, die ihm seine Berufung und sein Theologiestudium bereiteten, wurde jedoch schnell durch eine schwere Prüfung verdunkelt, die sein Leben für immer verändern sollte. Im Jahr 1888 wurde bei ihm eine zerebrale Anämie diagnostiziert – ein Zustand, der ihn in einen Zustand körperlicher und geistiger Erschöpfung stürzte und ihn bis zu seiner Priesterweihe im Jahr 1892 erheblich beeinträchtigte.

"Diese Prüfung, die sich in Form einer tiefen Depression und Müdigkeit äußerte, zerrüttete ihn zu Beginn seines Ordenslebens, was dazu hätte führen können, dass er sich einfach durchwurstelt und auf eine sehr schlichte Weise lebt", so Pater Bonino.

"Aber im Gegenteil, es spornte ihn an, die Prüfung voll anzunehmen und zu versuchen, sie in ein Geschenk der Liebe zum Herrn zu verwandeln."

Pater Vayssière wurde 1900 zum Hüter der Grotte der heiligen Maria Magdalena in Sainte-Baume, im Departement Var in der Provence, ernannt. Dort, wo er mehr als 30 Jahre verbrachte, entfaltete sich seine wahre geistliche Größe.

Obwohl er schon immer sein Leben dem Predigen widmen wollte, entschied er sich für ein einsiedlerisches Leben des Gebets und der Einsamkeit, um seine Lage in großer Armut und Entbehrung anzunehmen.

Seine Haltung, so Pater Bonino, spiegelte ein Gefühl für die Absolutheit des Vorrangs Gottes wider: "In der großen christlichen Tradition der Hingabe an die göttliche Vorsehung hielt er sich mit ganzem Herzen an den Willen Gottes, in der Überzeugung, dass dies der einzige Weg war, sein Leben fruchtbar zu machen, und dass wir durch jedes Ereignis unseres Lebens mit Gott kommunizieren können, dass nichts außerhalb der Vorsehung geschieht."

Pater Bonino fügte hinzu, dass, obwohl sein Zustand es ihm nicht ermöglichte, eine systematische Lehre zu entwickeln, Pater Vayssière im Laufe der Zeit genug Kraft zurückgewann, um ein großer Seelenführer zu werden.

Während seiner drei Jahrzehnte an der Grotte war Pater Marie-Etienne nicht nur ein moralischer und geistlicher Bezugspunkt für zahllose Laien und Kleriker, sondern bereicherte den Ort auch durch mehrere große Projekte. Er gründete auch das nahegelegene Exerzitienhaus Nazareth du Sacré-Coeur im Jahr 1929. Außerdem gab er die Anregung zur Gründung eines weltlichen Instituts, L'Oeuvre de S. Catherine ("Das Werk der heiligen Katharina"), aus dem 1937 die Caritas Christi wurde.

In diesem Sinne gilt er als eine der Inspirationsquellen für das Aufkommen der Laienorden im 20. Jahrhundert und ganz allgemein als einer der Pioniere des allgemeinen Berufung zur Heiligkeit, da er davon überzeugt war, dass die Heiligkeit für alle da ist, und denjenigen, die er begleitete, gewöhnlich eine große geistliche Freiheit gewährte.

"Er hatte ein Gespür für die Größe des Ordenslebens, aber für ihn war Heiligkeit diese Vereinigung jedes Augenblicks mit dem Willen Gottes, was auch Laien tun können", so Pater Bonino. "Das Zweite Vatikanische Konzil betonte das, aber es war damals noch lange nicht offensichtlich."

Ein weiterer prophetischer Charakterzug, so Pater Bonino, war Pater Vayssières ständige Rückbesinnung darauf, dass Gott im Zentrum jeder menschlichen Handlung stehen muss.

"Es ist vergleichbar mit dem, was Kardinal Robert Sarah ein Jahrhundert später in 'Gott oder Nichts' schrieb: Das Christentum kann große Dinge auf intellektuellem oder sozialem Gebiet hervorbringen, aber diese Dinge sind eitel, wenn man vergisst, dass nichts wichtiger ist als Gott", sagte er.

"Das klingt ein bisschen abgehoben, aber es ist notwendig, sich in diesen Tagen daran zu erinnern."

Pater Vayssières vorbildliches Leben führte dazu, dass er zum Dominikanerprovinzial von Toulouse gewählt wurde, zunächst beim Kapitel 1932 und dann für ein zweites Mandat im Jahr 1936. In einer entscheidenden und sehr sensiblen Zeit in der Geschichte Frankreichs und der ganzen Welt, am Vorabend des Zweiten Weltkrieges, widmete er seine letzten Kräfte seinen Brüdern und der Entwicklung seiner Provinz, bevor er am 15. September 1940 seinen letzten Atemzug tat. Seine Schriften, die alle posthum veröffentlicht wurden und lange vergriffen waren, wurden in den letzten Jahren teilweise neu aufgelegt. Es wird erwartet, dass neue Veröffentlichungen seinen Seligsprechungsprozess begleiten werden.

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