Warum der Ehering so wichtig ist - und ein Papst angeblich den Verlobungsring erfand

Woran erkennt man, dass dies die Hochzeit eines deutschsprachigen Ehepaares ist?
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Als die Kirche ihn zum Symbol für das unauflösliche Band der Ehe machte, bekam der Ring am Finger eine andere und tiefere Bedeutung, als er in der heidnischen Antike hatte -  egal ob aus Eisen, Silber oder Gold.

Bereits bei den Juden und Römern gab es diesen Brauch, vielleicht auch bei anderen heidnischen Völkern: Der Mann steckte seiner Zukünftigen einen Ring an den kleinen Finger. Aber dieser Ring hatte eine andere Bedeutung als der christliche Ehering - der ja die Worte von Jesus Christus zur Ehe und das daraus formulierte Verständnis von Ehe symbolisiert:

"Was aber Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen" (Mk 10,9)

Diese frühen Ringe waren oft nur eine Kopie jenes persönlichen Siegelrings, den der Mann selbst am Daumen trug und mit dem er vertrauliche Briefe und Verträge versiegelte. Ein Brauch, der sich bei Wohlhabenden fand, weniger im gemeinen Volk, schreibt Antonio Borda bei "Gaudium Press".

Wie auch immer: Der sich schließende Kreis - Symbol der Ewigkeit - gewinnt erst mit dem christlichen Eheverständnis seine volle Geltung und Bedeutung: Dem unwiderruflichen Bund für die Ewigkeit.

Im deutschen Sprachraum an der rechten Hand

Der Ehering findet sich heute überall, und in allen Klassen und Schichten. Er wird am Hochzeitstag ausgetauscht und an den Ringfinger gesteckt. In Deutschland, Österreich und der Schweiz üblicherweise an den Ringfinger der rechten Hand. Ursprünglich war es jedoch der Ringfinger der linken Hand gewesen und in den meisten Ländern ist das auch noch heute so: Die linke Hand ist dem Herzen näher. Man den Pulsschlag jenes Organs noch besser, das für die Liebe steht, die letztendlich in erster Linie Gott gehören soll.   

Vor dem Ehering gibt es den Verlobungsring, den man auch im deutschsprachigen Raum links trägt - in Frankreich etwa dagegen an der rechten. Warum, weiß niemand so genau.

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Der Papst und der Verlobungsring

Den Verlobungsring hat - so wird erzählt - schon Papst Stephan I. eingeführt. Als Verfechter der Unauflöslichkeit der Ehe führte dieser im dritten Jahrhundert nach Christus den Ring ein, damit der zukünftige Ehemann seiner zukünftigen Ehefrau ein Geschenk machen konnte, dass ihr gegenseitiges  Treue-Versprechens stärkte.

Zu romantisch? Zu sentimental? Der Brauch breitete sich trotzdem oder vielleicht gerade deshalb von Europa aus über die ganzen Welt aus. Und auch heute noch tauscht man überall die Ringe aus, in fast jeder Religion und Kultur. 

Dicke Diamanten übrigens erst seit einer Werbe-Kampagne eines Edelstein-Kartells. 

Wie auch immer: Mann und Frau stecken sich den Verlobungs- und dann den Ehering an jenen Finger, den wir mittlerweile nur noch als Ringfinger kennen. 

Bei einer Hochzeitsfeier wird der Ring oft auf Kissen feierlich gebracht, bevor der Priester diese segnet und dann das Brautpaar auffordert, sie sich mit Worten der Liebe, der Treue und der Verantwortung füreinander gegenseitig anzustecken.

Ring-Zeremonie ist nicht verpflichtend

Was einige vielleicht nicht wissen: Eigentlich ist diese kleine Zeremonie, die bei uns ganz selbstverständlich zur Feier des Ehesakramentes gehört, nicht verpflichtend. Wenn sie weggelassen wird, ist die Ehe dennoch gültig – auch ohne Ringe.

In Gaudium et Spes heißt es: 

Die innige Gemeinschaft des Lebens und der Liebe in der Ehe, vom Schöpfer begründet und mit eigenen Gesetzen geschützt, wird durch den Ehebund, das heißt durch ein unwiderrufliches personales Einverständnis, gestiftet" (GS 48,1)

Dafür ist der Ehering ein Symbol: Für den Bund, den die Eheleute eingehen. Wenn sich Eheleute diesen aufstecken, werden sie gestärkt durch die übernatürliche Feierlichkeit und Würde, den die Kirche zur größeren Ehre Gottes und zur Hilfe für das Brautpaar erdacht hat.

Der Ring als Sakramentale

Ein Ehering kann aber auch ein echtes Sakramentale sein. So ist es zum Beispiel beim sogenannten Fischerring, dem anulus piscatoris, den der neugewählte Papst empfängt. Oder beim Ring, den Kardinäle oder Äbte, aber auch Ordensschwestern tragen.

Selbst wenn es nur ein einfacher Ring ist, wird der Ehering durch einen besonderen Segen zum Werkzeug eines auf Gott hin ausgerichteten und ihm geweihten Lebens – so als handelte es sich dabei auch um das Versprechen eines religiösen Lebens voll Opfer und Bemühen um Heiligkeit.

Er ist ein Zeichen des Gebetes der Kirche für ihre Kinder, er macht uns bereit, Gnaden und Hilfen für das geistliche Leben zu empfangen und er kann sogar die Kraft eines Schutzes gegen Versuchungen und geistliche Angriffe des Bösen haben, der uns zu Ehebruch oder Unkeuschheit verleiten will.

Ein Engel für jedes Ehepaar

Es ist nicht nur ein Akt der Liebe und Treue oder eine eheliche Pflicht, diesen Ring zu tragen. Es ist auch ein guter Schutz, schreibt abschliessend Antonio Borda. Es heißt, Gott schenkt jedem Paar, das heiratet, einen besonderen Engel, dessen Aufgabe es ist, die Eheleute und ihre Ehe zu schützen.  

Adam und Eva waren "ein Fleisch", bevor Gott Eva aus der Rippe des Adam schuf. Und Mann und Frau werden wieder ein Fleisch, bis der Tod sie trennen wird und sie im Himmel sein werden wie die Engel (vgl. Mk 12, 25).

Erstfassung veröffentlicht am 2. Juni 2017.

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