Wissenschaftliche Aufnahmen des Grabtuchs von Turin veröffentlicht

Papst Franziskus mit dem Grabtuch von Turin in der Kathedrale des Heiligen Johannes des Täufers, Turin am 21. Juni 2015.
Vatican Media

Eine neue Website will Katholiken, Wissenschaftlern und der Allgemeinheit Zugang zu einer Sammlung wissenschaftlicher Fotografien des Turiner Grabtuchs verschaffen. Bei den Bildern handelt es sich um Aufnahmen eines Forschungsprojekts, das über hundert Stunden lang Tests an dem Grabtuch vorgenommen hat.

Das berühmte Turiner Grabtuch ist ein 4,36 Meter langes und 1,10 Meter breites Leinentuch. Darauf ist die Vorder- und Rückseite eines gefolterten und gekreuzigten Mannes erkennbar.

Viele Katholiken sind der Meinung, dass dieses Grabtuch den Körper Jesu nach seinem Tod am Kreuz umhüllte.

Von 1977 bis 1981 führte ein Team von Physikern, Chemikern, Pathologen und Ingenieuren eine Reihe von Experimenten und Untersuchungen an dem Grabtuch durch. Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass der Abdruck der "einer echten menschlichen Form eines gepeinigten, gekreuzigten Menschen ist". Es sei also nicht das Ergebnis einer gezielten Fälschung oder eines wohlmeinenden Künstlers. Die Blutflecken auf dem Tuch bestehen – so die Forscher – aus Hämoglobin und enthalten auch Spuren von Serumalbumin.

Das Grabtuch mag Blutspuren aufweisen; dennoch ist es weiterhin ein offenes Rätsel. Weitere chemische Studien mögen zumindest wissenschaftlich mehr Klarheit bringen – so das Resümee des damaligen Projekts. Dessen Abschlussbericht weist darauf hin, dass "keine Pigmente, Farben, Farbstoffe oder Flecken" auf den Fasern des Leichentuchs gefunden wurden, und fügte hinzu, dass "es klar ist, dass es einen direkten Kontakt des Leichentuchs mit einem Körper gab". Doch das erkläre nicht das "hochauflösende" Abbild eines menschlichen Antlitzes auf dem Tuch, den die wissenschaftliche Photographie dokumentieren habe können.

Der wissenschaftliche Konsens sei, dass zwar ein chemischer Vorgang stattgefunden habe, der zu diesem Bild führte. Ein solcher sei im Labor nachvollziehbar "durch bestimmte chemische und physikalische Prozesse". So könne etwa durch Schwefelsäure oder Wärme eine vergleichbare Änderung am Stoff nachvollzogen werden.

"Es sind jedoch keine chemischen oder physikalischen Methoden bekannt, die die Gesamtheit des Bildes ausmachen können, noch kann eine Kombination aus physikalischen, chemischen, biologischen oder medizinischen Umständen das Bild angemessen erklären", so der Abschlussbericht der Wissenschaftler.

Vernon Miller war der offizielle wissenschaftliche Photograph des Forschungsprojekts zum Grabtuch von Turin. Seine Photographien, einschließlich der Vergrößerungen wichtiger Details des Grabtuchs stehen nun auf der Webseite www.shroudphotos.com zur freien Ansicht oder zum Herunterladen bereit. Auch unter ultraviolettem Licht aufgenommene Bilder sind dort verfügbar. Die Organisatoren der Website sagen, dass es Millers Wunsch gewesen sei, dass seine Arbeit digitalisiert und allen zugänglich gemacht werde, welche diese noch nicht gesehen hätten. Auf der Website ist nun erstmalig ein digitalisierter und organisierter Katalog von Millers Werk veröffentlicht worden.

Mehr in Welt

Berühmt wurde das Grabtuch durch frühere Aufnahmen. Miller war nicht der erste, der die Rolle der Photographie erkannt hatte, wie er selber bemerkte: "Das weltweite Interesse an dem Grabtuch von Turin wurde durch die ersten Photographien im Jahr 1898 geweckt, als die Photographie noch in den Kinderschuhen steckte". Die Negative, die den Umriss und das Antlitz einer Person klar abbilden, erregten damals weltweite Aufmerksamkeit.

Das Grabtuch befindet sich seit 1578 in Turin, Italien, und ist Thema tausender wissenschaftlicher Untersuchungen verschiedener Fachgebiete. Über 32.000 Fotos wurden davon gemacht. Die offizielle Position der Kirche zum Grabtuch ist neutral – eine Entscheidung darüber, ob es echt ist oder nicht, behält sie sich derzeit also vor.

 

Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.

Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.