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Ungnädige Papstkritik

Papst emeritus Benedikt und Papst Franziskus

Pater Bernd Hagenkord, früher der Redaktionsleiter der deutschsprachigen Abteilung von "Radio Vatican", heute einer von zwei geistlichen Begleitern des "Synodalen Wegs", hat sich zu Unterschieden und Kontinuitäten – "im Positiven, wie im Negativen" – bei den Pontifikaten von Benedikt XVI. und Franziskus geäußert. Entstanden ist ein Porträt, das Denkanstöße bietet und vor allem Anstoß erregt.

Die "Rücktritts-Entscheidung" habe "rückwirkend die gesamte Amtszeit Benedikts" geprägt. Ein fast acht Jahre währendes Pontifikat – mit vielen wichtigen Akzenten, Predigten, Auslandsreisen und Enzykliken – auf den Amtsverzicht zu verkürzen, ist eine bemerkenswerte und kritikwürdige Auffassung. Benedikt XVI. hielt sich bei seinem Rücktritt strikt an das Kirchenrecht. Das war ein unkonventioneller Akt, von außen betrachtet. Wer daraus heute eine Sensation machen möchte, kann das natürlich tun – aber die Orientierung am CIC sollte eine katholische Normalität sein. Daran hat sich Benedikt gehalten. In der Erklärung zum Amtsverzicht hat er seinen Schritt damals hinreichend begründet. Zudem schreibt Pater Hagenkord, mit Blick auf Franziskus, dass "nicht alles besser" sei: "Kontinuität gibt es aber auch im Negativen, das Pontifikat Franziskus ist mindestens so stark von Skandalen geprägt, wie das von Benedikt." Weder Franziskus noch Benedikt waren für Skandale verantwortlich. Eine "Panne" hat Benedikt XVI. mit Blick auf den Umgang mit den Bischöfen der Piusbruderschaft in einem Brief an alle Bischöfe am 10. März 2009 ausdrücklich benannt: "Eine für mich nicht vorhersehbare Panne bestand darin, daß die Aufhebung der Exkommunikation überlagert wurde von dem Fall Williamson. Der leise Gestus der Barmherzigkeit gegenüber vier gültig, aber nicht rechtmäßig geweihten Bischöfen erschien plötzlich als etwas ganz anderes: als Absage an die christlich-jüdische Versöhnung, als Rücknahme dessen, was das Konzil in dieser Sache zum Weg der Kirche erklärt hat. … Ich höre, daß aufmerksames Verfolgen der im Internet zugänglichen Nachrichten es ermöglicht hätte, rechtzeitig von dem Problem Kenntnis zu erhalten. Ich lerne daraus, daß wir beim Heiligen Stuhl auf diese Nachrichtenquelle in Zukunft aufmerksamer achten müssen. Betrübt hat mich, daß auch Katholiken, die es eigentlich besser wissen konnten, mit sprungbereiter Feindseligkeit auf mich einschlagen zu müssen glaubten."

Franziskus und Benedikt waren und sind einfache Arbeiter im Weinberg des Herrn. Dass es im Vatikan – und das in allen anderen Pontifikaten der Kirchengeschichte – Versäumnisse, das schuldhafte Versagen Einzelner und auch illoyale Mitarbeiter gab, wird niemand bestreiten.

Sodann erklärt Hagenkord mit Blick auf Franziskus: "Die gute Nachricht: das alles bleibt nicht mehr unter dem Teppich, sondern kommt an die Öffentlichkeit. Ob das aber nun dem Reformeifer oder vielmehr äußerem Druck geschuldet ist, bleibt dahin gestellt." Was wurde im Pontifikat von Benedikt absichtlich geheim gehalten? Oder wie der Volksmund sagt: bewusst unter den Teppich gekehrt? Man kann anschließend bei den Bemerkungen zur "Inszenierung" höchst verwundert sein über die Attribute, mit denen Benedikt charakterisiert wird: "Der etwas schüchtern auftretende Benedikt XVI., gehüllt in Brokat und Hermelin, und der hemdsärmelige Franziskus, jegliche Distanz ignorierend und alles umarmend, nie den roten Schulterumhang oder andere traditionelle Papstgewänder tragend, bilden einen starken Kontrast. Franziskus geht einfach souveräner mit Symbol-Kommunikation um: er hat ohne, dass es weiter aufgefallen wäre, selbstverständlich die päpstlichen Symbole beibehalten, die heute noch "funktionieren", die also sein Amt verkörpern ohne seiner Absicht im Wege zu stehen. So trägt er weiter das päpstliche Weiß als Soutane und nutzt das Papamobil auf dem Petersplatz als fahrbare Bühne. Benedikt XVI. war da unbeholfener, die Auswahl der Symbole, von Kreuzstab über liturgische Kleidung bis hin zum Nutzen des "Camauro", der roten hermelinbesetzten Mütze früherer Päpste, zeigte immer wieder deutlich, wie fremd ihm diese Form der direkten Kommunikation über Symbole letztlich war und ist."

War Benedikt als Papst unbeholfen? Ich bin mir sicher: Ihnen, liebe Schwestern und Brüder im Glauben, ist das so wenig aufgefallen wie mir selbst – und das aus einfachem Grund: Weil es nicht so gewesen ist. Das "Papamobil" ist nicht mehr als ein nützliches Auto, den "Camauro" trug der weithin verehrte hl. Johannes XXIII. viele Male – und Benedikt XVI. ein einziges Mal. Das Tragen einer Kopfdeckung scheint mitnichten sündhaft zu sein, ebenso wenig wie der Verzicht darauf. Als Verbindungsmerkmal zwischen Benedikt und Franziskus verweist Pater Hagenkord sodann auf monarchische Elemente: "Das monarchisch-sakrale mag abgenommen haben, das monarchisch-kommunikative wird dabei aber stärker. Charisma, Authentizität und mediale Präsenz dominieren das Amt wie nie zuvor. Und die Art, wie es ausgeübt wird, trägt zu dieser Entwicklung bei."

Ist der Papst ein Monarch? Weltlich gesehen ist der Papst der Souverän des Staates der Vatikanstadt. Unter allen kirchlichen Amtsbezeichnungen sei auf eine wesentliche hingewiesen, die jede Fantasien über Monarchisches zerstreut: Der Papst ist "Servus servorum Dei", d. h. der Diener der Diener Gottes. Er ist nicht der König der Katholiken.

Wer den Kommentar von Pater Hagenkord aufmerksam studiert und mit den Augen einfach gläubiger Katholiken auf Kirche und Welt schaut, wird sich in einem bestärkt und bestätigt wissen: In der Dankbarkeit für den treuen Dienst, den der heute emeritierte Papst Benedikt XVI. von 2005 bis 2013 als Stellvertreter Christi geleistet hat, und nicht weniger für den Dienst, den Papst Franziskus als sein Amtsnachfolger ausübt.

Mich machen dezidiert kirchenkritische Porträts, die aus dem Raum der Kirche kommen, manchmal nur traurig – und ich bin mir sicher, dass es nicht nur den meisten gläubigen Katholiken, sondern auch vielen anderen Christen, die den Kirchengemeinschaften der Reformation verbunden sind, sowie Andersgläubigen nicht anders ergeht. Wir dürfen für das Wirken der Päpste dankbar sein und sind stets dazu aufgerufen, Papst Franziskus und Vater Benedikt in unseren Gebeten mitzutragen. Zugleich dürfen wir die Kirche des Herrn, die Stiftung Jesu Christi, von Herzen lieben – ist das nicht schön?

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