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"Althergebrachte Formeln werden die Spaltung nicht verringern"

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In der Reihe 'Disputa del Sacramento' bei CNA Deutsch zur aktuellen Eucharistie-Debatte haben sich Jörg Bremer mit einem deutlichen Widerspruch und Paul Badde mit seiner Replik darauf eingebracht.

Nun antwortet Alexander Schwabe, ein Protestant "mit Sympathie fürs Katholische", der lange bei Spiegel Online und Zeit Online war, dann ein "Gastspiel" bei Christ in der Gegenwart in Freiburg einlegte und neuerdings Ressortleiter Politik und Gesellschaft bei Publik Forum ist.

 

Alexander Schwabe (Foto: EWTN / Paul Badde)

 

Lieber katholischer Paul, lieber protestantischer Kollege Bremer,

mit Interesse verfolge ich Euren Disput übers Abendmahl. Beide stimmt Ihr darüber überein, dass es eine horizontale Kirchenspaltung jenseits von konservativ oder liberal, protestantisch oder katholisch gibt, nämlich zwischen oben und unten, zwischen der Amtskirche und dem Kirchenvolk. Dem stimme ich im Groben zu – die Zahlen, das heißt die Abwanderungen, belegen das, ebenso Haltungen und Handlungen von Christen an der Basis, die bleiben, aber sich mehr und mehr ihre eigene Glaubenspraxis schaffen unabhängig von lehramtlichen Verlautbarungen.

Warum ist das so? Du, lieber Paul, gibst einen Hinweis: Selbst die "verbeamteten traditionellen Eliten" hätten sich von einer "überzeugenden Katechese des wahren Glaubens und seiner allerheiligsten Sakramente längst verabschiedet". Auch das ist vermutlich leider wahr.

Leider fehlt es allzu oft an einer wirklichkeitserschließenden Hermeneutik. Wie kann man die Tradition – die Bibel und die Dogmen – heute aus der Sicht eines mehr oder weniger aufgeklärten Menschen noch verstehen? Wie lassen sich alte und neue Horizonte verschmelzen? Leider hängen wir was Sprache und Vorstellung angeht zu sehr im Unverstandenen – möglicherweise auch, weil das Unverstandene teils gar nicht zu verstehen ist. Dennoch sollten sich Theologen redlich bemühen, zu deuten, zu übersetzen, was in der Tradition gemeint ist. Nicht die Tradition ist wichtig, sondern der Inhalt, der von ihr transportiert wird. Es genügt nicht, die alten Formeln zu wiederholen ohne ihre Bedeutung zu erfassen. Bezogen auf das Abendmahl: Was heißt denn Realpräsenz? Was heißt denn der mittelalterliche Begriff der Transsubstantiation? Welcher wirklichkeitsumwandelnder Vorgang ist gemeint? Was ist denn ein sakramentales Verständnis der Welt? Welche menschlichen Erfahrungen stecken dahinter oder welche Erfahrungen, die über das menschliche hinausgehen?

Da helfen keine Hinweise auf "himmlische Heerscharen", die eine Hostie in den Leib Jesu verwandeln. Oder auf die "Wesensverwandlung des Brotes in das geschlachtete Lamm Gottes". Das mag theologisch korrekt sein und mit der Tradition übereinstimmen – oder auch nicht. Allein, wenn es bei diesem Sprachduktus bleibt, wird das kaum einer verstehen können. Diese althergebrachten Formeln bringen den unbedarften Hörer/Leser eher auf die Schiene der Magie. Wie von Zauberhand kann ein Priester dank seiner höheren Seinsordnung eine materielle Wandlung herbeiführen.

Wir sind sprachlich und gedanklich sehr begrenzt, doch wir sollten die Sprache auch nicht als Hindernis des Verstehens einsetzen. Vielleicht gibt es nur einen Geschmack und eine Ahnung auf so etwas wie das Göttliche. Vielleicht lässt sich in Glaubensdingen nur bildlich, vorläufig und in Analogien reden. Diese Bilder und Analogien sollten allerdings dem modernen Menschen helfen, seine Wirklichkeit besser zu verstehen und seinen Blick zu weiten. Der übliche Disput, wie er auch zwischen Euch, liebe Kollegen, geführt wird, bleibt äußerlich, trifft nicht existenziell, Hobbytheologie, die durchaus Spaß machen kann. Nur: Sie wird die horizontale Spaltung, von der die Rede war, nicht verringern.

Eine Übersicht und weitere Beiträge zur Reihe Disputa del Sacramento sowie den Themen rund um den "Kommunionstreit" finden Sie hier.  

Hinweis: Meinungsbeiträge spiegeln die Ansichten der jeweiligen Autoren wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch.

 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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