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Älter werden ist seltsam

Das Leben ist vielleicht kein Ponyhof - aber eine Buckelpiste auf jeden Fall.

Da isses, das neue Jahr! Bei uns besonders spürbar, da unsere Jüngste gleich am 3. Januar ihren ersten Geburtstag gefeiert hat. Schon ein Jahr vorbei - so staunten wir alle und spürten ein Gefühl der Freude, der Sorge, irgendwas verpasst zu haben und gleichzeitig die Zufriedenheit, dass das ereignisreiche erste Lebensjahr des kleinen Mädchens schon geschafft ist.

Der erste Geburtstag ist schon etwas Besonderes und lässt mich an eine Begegnung im Park vor 2 Jahren zurückdenken, als uns ein alter Herr aus dem angrenzenden Seniorenstift entgegenkam und mit uns ein Gespräch begann. Er fragte unsere damals 3-jährige Große, wie alt sie sei und stellte dann fest, dass er ganze 97 Jahre älter ist als sie. Er war nämlich stolze 100 Jahre alt und war begeistert sie zu treffen und mit ihr diese Erkenntnis zu teilen. Die Große hat diese Begegnung noch lange beschäftigt, da sie vergebens versucht hatte, sich diese lange Zeitspanne vorzustellen und es gar nicht begreifen konnte, wie alt dieser Mann schon war und vor allem wieviel älter er als sie war.

Älter werden ist seltsam. Eine ganz lange Zeit hat man das Gefühl, die Zeit vergeht langsam, allein die endlos langen 24 Tage bis Weihnachten, nahmen in meiner Kindheit das Gefühl von einer halben Ewigkeit ein. Doch dann irgendwann ab einem gewissen Alter, vermutlich auch ab einer gewissen Lebensphase, nimmt die Begeisterung für Geburtstage ab, man wird vielleicht schwermütiger und vor allem hat man das Gefühl, die Zeit rast.

Der Advent vergeht wie im Flug und die 24 Tage auf dem Adventkalender sind gefühlt schon vorbei, wenn man gerade das erste Türchen geöffnet hat. Natürlich hängt das auch alles mit einem unausgereiften Zeitgefühl bei Kindern zusammen, dennoch bin ich sicher, dass es auch etwas mit einem bestimmten Lebensabschnitt zu tun hat. Schwermut ist bei mir noch nicht angekommen, aber dass ich dringend eine Party zu meinem Geburtstag schmeißen muss, oder darauf hoffe endlich ein Jahr älter zu werden, kann ich nicht von mir behaupten.

Ich glaube, dass dieses veränderte Zeitgefühl eng an die Lebensphase der Familiengründung gekoppelt ist. An meinen Kindern sehe ich die Zeit davonfliegen. Dieses Jahr ist die Kleinste schon eins geworden, die Mittlere wird schon vier und die Große wird eingeschult und hat jetzt ein eigenes Zimmer mit Schreibtisch bekommen.

Kurz nach dem wir das Zimmer zwischen den Jahren eingerichtet hatten, saß ich an ihrem Schreibtisch vor dem Fenster und schaute nach draußen. Mich überkam das Gefühl meiner Kindheit: Sorgenfrei sein, unbefangen sein, die Ruhe und die Gemütlichkeit des eigenen Zimmers genießen und ein paar Hausaufgaben machen. Natürlich kann ich das nur in der Retrospektive so empfinden. Haben mir damals meine Eltern gesagt: Genieß deine Kindheit, wenn du groß bist, kommen die wahren Sorgen des Lebens auf dich zu, war ich immer richtig sauer und fühlte mich unverstanden. Heute weiß ich, was sie mir sagen wollten und kann gleichzeitig den Wert des älter Werdens erkennen, da ich nur auf Grund meiner Erfahrungen und meiner Reifung dieses Gefühl empfinden kann.

Die Kindheit ist stark durch Entwicklung geprägt. Durch körperliche und geistige Entwicklung, durch Reifung, im Prinzip befindet man sich permanent in einem Prozess, der irgendwann, wenn es gut läuft, in einer erwachsenen Person mündet.

Erwachsensein bedeutet nicht etwa Stagnation, aber man ist dann doch mehr damit beschäftigt, sich ein Leben aufzubauen, Lebensinhalte zu schaffen, Interessen zu finden und natürlich sich einen gewissen Lebensstandard zu erfüllen, den man sich vorstellt.

Die Kindheit umfasst also sozusagen die Softwareentwicklung, später geht’s dann um die Hardwareentwicklung. Doch genau hier setzt meines Erachtens der Glaube zu Gott an und ist eben jener Unterschied, der gläubige von nicht gläubigen Menschen unterscheidet. Wer sein Leben in dem Bewusstsein gestaltet, dass es darum geht, die Beziehung zum lieben Gott zu pflegen, der versteht auch die persönliche Entwicklung als fortwährenden Prozess und wird nie das Gefühl haben, fertig zu sein, sondern wird bis ins hohe Alter damit beschäftigt sein, in Interaktion mit Gott zu stehen und sein Leben danach auszurichten, dass es nah am Himmelreich ist.

Die Jahre verfliegen trotzdem, doch wenn ich sie bewusst erlebe, bewusst den Kontakt zu Gott und meinem Glauben suche, meine Werte und den Glauben an meine Kinder weitergebe, dann kann ich allem einen tieferen Sinn geben. Dieser tiefere Sinn ist das mehr als gute Vorsätze für das neue Jahr-sondern für ein ganzes Leben.

Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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