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Ganz natürlich und übernatürlich: So wird die Fastenzeit zu einer Begegnung mit Gott

Klarheit gewinnen durch Verzicht: Unser Verhältnis mit Gott im Himmel nehmen wir in der Fastenzeit wieder neu in Blick.

Wer hat Angst vor der Fastenzeit? Manche fürchten sie, manche sehnen sich danach, wollen abspecken, eine Strandfigur für den Sommer haben. Doch sind es 40 Tage, in denen es eigentlich nur darum geht, Jesus nachzuahmen. Oder besser gesagt, bei ihm zu sein, der selbst in der Wüste gefastet und gebetet hat.

Es geht nicht darum, ob ich schlanker werde oder abnehme – es geht darum, dass er in meinem Leben zunimmt und größer wird. Er muss wachsen. Freilich bedeutet das oft, dass ich mich kleiner machen muss. Hunger und Durst, mancher Verzicht und oft auch unvermeidlicher Schmerz lassen mich spüren, dass mein Ego noch immer der Mittelpunkt ist, um den ich selbst kreise – nicht Er. Wir sind keine Yogis, die asketische Höchstleistungen vollbringen müssen. Wir sind Jünger Jesu, die geistliche und manchmal auch materielle Armut spüren sollen, um sich dann vom Herrn beschenken zu lassen. Fasten, Gebet und Almosen sind Hilfen, damit unsere Hände leer werden, und Jesus sie füllen kann. Wichtiger als die konkrete Umsetzung der folgenden Vorschläge ist die Liebe, die sich in Taten ausdrücken und zeigen soll; es zählt der Glaube, der in Werken wirksam wird.

Fasten – Ballast abwerfen

Vom Fasten spricht man nicht nur, wenn es ums Essen geht. Auch der Verzicht auf Fernsehen, Handy und Radio sowie der Umstieg vom privaten Auto zu öffentlichen Verkehrsmitteln kann gemeint sein. Trotzdem hat die Abstinenz von Speisen eine besondere Bedeutung, die ihr die Heilige Schrift beimisst. Jesus selbst fastete ja 40 Tage in der Wüste bis ihn hungerte.

Auch wir sollten uns in der Fastenzeit nicht scheuen, Hunger zu spüren und durch dieses Opfer unser Gebet, wie der Herr selbst verspricht, noch fruchtbarer zu machen. Dieses Fasten kann verschiedene Formen annehmen: Nur eine einmalige Sättigung am Tag und zwei kleine Stärkungen (das ist die kirchliche Fastenvorschrift für Aschermittwoch und Karfreitag), nur Wasser und Brot (oder vielleicht nur Obst und Gemüse) zu sich nehmen oder mit der sättigenden Mahlzeit bis zum Abend warten.

Natürlich ist der Verzicht auf Süßigkeiten, Kaffee und Alkohol ein Opfer, das auch dem Leib guttut und manchmal mehr schmerzt als das eigentliche Fasten.

Gebet – Gott begegnen

Im Mittelpunkt der Vorbereitung auf Ostern steht das Gebet, also die persönliche Begegnung mit Gott. Hier einige Tipps für die Fastenzeit:

  • Täglich in der Heiligen Schrift lesen
  • Sich angewöhnen, beim Verlassen des Hauses das Kreuzzeichen mit Weihwasser zu machen
  • Ein Jesusbild oder ein kleines Kreuz auf den Schreibtisch legen, um immer wieder an ihn erinnert zu werden. Ein passendes Stoßgebet kann dann sein: "Ich danke Dir, Herr Jesus Christ, dass Du für mich gestorben bist. Ach, lass Dein Kreuz und Deine Pein, an mir doch nicht verloren sein!"
  • Täglich einen Bibelvers auswendig lernen und immer wieder im Laufe des Tages beten
  • Ein geistliches Tagebuch führen und 40 Tage lang die Geschenke notieren, die Gott mir bereitet
  • 10 Minuten eher aufstehen, um den Tag mit Gott im Gebet zu beginnen
  • Freitags den Kreuzweg beten
  • Jeden Tag um 15.00 Uhr innehalten und, die hl. Schwester Faustina spricht von der Stunde der Barmherzigkeit, an den Tod Christi denken und um seine Gnade bitten
  • Vor dem Einschlafen ein gutes, geistliches Buch lesen (Nachfolge Christi, Philothea, Heiligenlegenden und Biographien großer Christen)
  • Täglich einen kurzen Besuch in einer Kirche machen und Jesus, der im Tabernakel gegenwärtig ist, anbeten und sei es nur durch eine andächtige Kniebeuge
  • Täglich den Rosenkranz, oder einen Teil davon, beten (evtl. auf dem Weg zur Arbeit)
  • Täglich – auch in schwierigen Momenten – Gott loben, preisen, danken, … um von mir selbst weg und auf ihn zu schauen, der gut, schön und unendlich liebenswert ist.

Almosen – sich verschenken

Unter dem Begriff des Almosens fallen die guten Werke, die wir für andere tun. Der heilige Ignatius sagt in seinen Exerzitien, dass die Liebe mehr in Taten als in Worten besteht. Die Fastenzeit ist eine Schule tatkräftiger Nächstenliebe

  • Jeden Tag, wie die Pfadfinder, eine gute Tat
  • Beim Zeitunglesen für die Opfer von Kriegen und Naturkatastrophen beten
  • Dem ersten Bettler, den ich treffe, einen Euro in den Hut legen (und sollte er das Geld für eine Dose Bier ausgeben, sei es ihm nicht übel genommen…)
  • Dinge verschenken, die mir wichtig und wertvoll sind, so dass ich den Schmerz des Verzichts spüre (alte Fotos, besondere Bücher, Erinnerungsstücke)
  • 10 Prozent – den biblischen Zehnten – meines Einkommens spenden
  • Zeit verschenken: Mit Nachbarn ins Gespräch kommen, alte Bekannte anrufen, meine Hilfe alten oder kranken Leuten anbieten, lästige Kollegen geduldig und besonders freundlich ertragen
  • Komplimente machen: Jeden Tag jemandem etwas Gutes oder Schönes sagen, um ihm Freude zu bereiten. Segnen heißt im Lateinischen benedicere – gut (zu jemandem) reden

 Opfer – das Kreuz umarmen

Der Begriff des Opfers, obwohl er im Mittelpunkt unseres christlichen Glaubens steht, ist aus dem Alltag vieler Katholiken verschwunden und nur sehr selten wird darüber gepredigt. Jesus hat durch sein Opfer am Kreuz die Welt erlöst und in jeder hl. Messe wird eben dieses Opfer gegenwärtig. Christsein bedeutet den Herrn als Erlöser anzuerkennen und sich – mit all den vielen Sünden und Sorgen – unter sein Kreuz zu stellen. Ganz bewusst sollen wir das tun, indem wir oft und gern, nicht nur sonntags, die hl. Messe mitfeiern und, auch wenn wir keine schweren Sünden zu bekennen haben sollten, zur Beichte gehen.

Jesus, der am Kreuz dürstet, kann von uns getröstet werden, wenn wir ihm unsere Liebe schenken, ja fast möchte man sagen, im Tragen des eigenen Kreuzes beweisen. Es geht nicht um große Schmerzen, sondern um große Zeichen der Liebe. Wichtiger als das Opfer, das wir bringen, sind Liebe und Vertrauen. Gerade in diesem Jubiläumsjahr der Erscheinungen Mariens in Fatima, die immer wieder Werke der Buße und Sühne erbeten hat, ist es empfehlenswert, gerade in der Fastenzeit das Opfer wiederzuentdecken: zuerst das Opfer des Kreuzes in der hl. Messe, dann aber auch das meine, das ich auf die goldene Patene legen und als Tropfen Wasser in den Kelch fallen lassen darf.

  • Krankheiten geduldig(-er) ertragen
  • Nicht schlecht über andere reden. Wirklich.
  • Kalt duschen – das erfrischt Seele und Körper
  • Zu Fuß gehen und auf dem längeren Arbeitsweg den Rosenkranz beten
  • Speisen am Tisch nicht salzen und auf Maggi in der Suppe verzichten
  • Wasser statt Cola, und wer sich traut: Fencheltee statt Kaffee trinken
  • Kniend beten oder sogar die Arme ausbreiten (natürlich ohne krampfhafte Quälereien, und wenn man alleine mit Gott ist)
  • Eine kleine Fußwallfahrt machen
  • Auf Fleisch und Wurst verzichten (oder Marmelade und Nutella) und stattdessen nur ein Butterbrot zum Frühstück essen
  • Treppen steigen statt den Lift benützen

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Wichtiger als diese Opfer ist, um es noch einmal zu unterstreichen, die Gesinnung mit der man sie darbringt. Deswegen ist es wichtig, bei all diesen kleinen Bußwerken zu beten und sie, fast scheint es ein altmodischer Begriff zu sein, aufzuopfern, indem man sagt: Für die Bekehrung der Sünder, für meine kranke Tante, für meine zweifelnde Freundin Katrin, für den Papst, um viele gute Berufungen...und so weiter.

Man kann in der Fastenzeit diese Opfer und Gebete sammeln, und dann bei der Gewissenserforschung am Abend ein kleines Reiskorn für jedes gute Werk bzw. Opfer in eine Schale legen – oder 10 Cent in die Spardose werfen.

An Ostern ist das dann ein Geschenk für den Herrn – als symbolische Gabe oder als konkrete Hilfe für ein soziales Projekt.

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Hinweis: Kommentare spiegeln die Meinung des Verfassers wider, nicht unbedingt die der Redaktion von CNA Deutsch. Frühere Fassung veröffentlicht am 28. Februar 2017. 

 

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