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Analyse: Wie und warum Papst Franziskus die Glaubenskongregation ändert

Der Sitz der Glaubenskongregation

Papst Franziskus hat am Montag Fidem Servare veröffentlicht, ein Dokument zur Umstrukturierung der mächtigen vatikanischen Glaubenskongregation. Er kündigte die Änderungen vor der Veröffentlichung seines lang erwarteten Entwurfs für die Reform der gesamten römischen Kurie an. Aber was steckt dahinter? 

Der Papst stellte den Aufbau der Kongregation für die Glaubenslehre in einem Motu proprio vor, also buchstäblich "aus eigenem Antrieb". Dies war das 48. Motu proprio seit seiner Wahl im Jahr 2013 und bestätigt wieder einmal, dass dies die bevorzugte Methode von Papst Franziskus ist, Veränderungen in Kraft zu setzen.

Kurz nach seiner Wahl setzte der frischgebackene Pontifex einen "Kardinalsrat" ein, der – so hieß es – ihn bei der Leitung der Kirche unterstützen und ihm helfen sollte, eine neue Apostolische Konstitution zu entwerfen, in der die Aufgaben und Funktionen der Ämter neu definiert werden.

Derzeit arbeitet die Kurie nach der Apostolischen Konstitution Pastor Bonus ("Der gute Hirte") von 1988. Das von Papst St. Johannes Paul II. erlassene Dokument ist nach wie vor offiziell in Kraft, auch wenn vieles davon durch die Ereignisse und die Entscheidungen von Papst Franziskus abgeschafft oder verändert wurde.

Mehrere Einrichtungen und Abteilungen, die im Text von 1988 erwähnt werden, sind heute nicht mehr existent oder existieren in anderer Form. In der Praxis hat Papst Franziskus die Reform der Kurie persönlich in kleinen Schritten umgesetzt, noch vor der Veröffentlichung eines umfassenden Dokuments und oft sogar ohne die Sitzungen des "Kardinalsrats" abzuwarten, der ihn dabei unterstützen soll.

Heute umfasst die Römische Kurie das Sekretariat für Wirtschaft, den Rat für Wirtschaft, das Dikasterium für Kommunikation, das Dikasterium für die Förderung der ganzheitlichen Entwicklung der Menschheit und das Dikasterium für Laien, Familie und Leben. Von diesen ist in Pastor Bonus wenig zu finden.

Es wird weithin angenommen, dass Papst Franziskus für den Rest seiner Amtszeit Änderungen in Eigenregie entscheidet und erst dann eine neue Konstitution mit dem Namen Praedicate Evangelium ("Verkündet das Evangelium") herausgeben wird, wenn bereits alle Änderungen vorgenommen worden sind.

Viele Beschwerden wegen "mangelnder Rechtgläubigkeit"

Papst Franziskus hatte schon früh in seinem Pontifikat angedeutet, dass er Änderungen der Glaubenskongregation in Betracht zieht.

In seinem ersten Interview, das er 2013 der von Jesuiten produzierte – und vom Vatikan betreute – Zeitschrift "La Civiltà Cattolica" gab, sagte Papst Franziskus: "Es ist erstaunlich, wie viele Denunziationen (sic) wegen mangelnder Orthodoxie [Rechtgläubigkeit] in Rom ankommen. Ich denke, dass die Fälle von den örtlichen Bischofskonferenzen untersucht werden sollten, die von Rom wertvolle Unterstützung erhalten können. Diese Fälle werden in der Tat viel besser auf lokaler Ebene behandelt. Die römischen Kongregationen sind Vermittler, sie sind keine Mittelsmänner oder Manager".

In demselben Interview sagte Franziskus unter anderem auch: "Die dogmatischen und moralischen Lehren der Kirche sind nicht alle gleichwertig. Der pastorale Dienst der Kirche kann nicht davon besessen sein, eine unzusammenhängende Vielzahl von Lehren zu übermitteln, die mit Nachdruck durchgesetzt werden müssen."

"Die Verkündigung im missionarischen Stil konzentriert sich auf das Wesentliche, auf das Notwendige: Das ist es auch, was mehr fasziniert und anzieht, was das Herz zum Brennen bringt, wie bei den Emmausjüngern. Wir müssen ein neues Gleichgewicht finden, sonst droht auch das moralische Gebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammenzufallen und die Frische und den Duft des Evangeliums zu verlieren. Das Angebot des Evangeliums muss einfacher, tiefgründiger, strahlender sein. Aus diesem Vorschlag ergeben sich dann die moralischen Konsequenzen".

In Evangelii Gaudium, dem Apostolischen Schreiben, das Papst Franziskus nach eigener Aussage sals Programm seines Pontifikats betrachtet, betonte er: "Das Zweite Vatikanische Konzil sagte, dass in ähnlicher Weise wie die alten Patriarchatskirchen 'die Bischofskonferenzen vielfältige und fruchtbare Hilfe leisten [können], um die kollegiale Gesinnung zu konkreter Verwirklichung zu führen'".

Er fügte hinzu: "Aber dieser Wunsch hat sich nicht völlig erfüllt, denn es ist noch nicht deutlich genug eine Satzung der Bischofskonferenzen formuliert worden, die sie als Subjekte mit konkreten Kompetenzbereichen versteht, auch einschließlich einer gewissen authentischen Lehrautorität. Eine übertriebene Zentralisierung kompliziert das Leben der Kirche und ihre missionarische Dynamik, anstatt ihr zu helfen."

Der Papst beschrieb damit eine eigene, neue Sicht der Funktion der einst als "Heiliges Offizium" bekannten Congregatio pro doctrina fidei, der ältesten der Kongregationen der Kirche.

Nun mag Franziskus seit Antritt seiner Amtszeit über eine Reform der Glaubenskongregation nachgedacht haben. Doch in keinem einzelnen der 39 Kommuniqués, die am Ende der Sitzungen des immer wieder in Rom tagenden "Kardinalsrates" herausgegeben wurden, war jemals von einer Reform der Glaubenskongregation die Rede.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Auch in den Briefings, die die Leiter des Pressebüros des Heiligen Stuhls – anfangs noch Pater Federico Lombardi und dann Greg Burke – mit den Journalisten über die Arbeit des anfänglich medial viel beachteten Rates abhielten, kam das Thema nicht zur Sprache.

Die Reform der Glaubenskongregation kommt also ohne große Vorwarnung und am Ende eines schrittweisen Weges der Veränderungen, die allein der Papst entscheidet und per Dekret umsetzt.

Zwei Sekretäre und zwei Sektionen

Aus den vier bisherigen Bereichen werden nun zwei Sektionen: Unter dem leitenden Kardinalpräfekt mit zwei Sekretären gibt es eine Abteilung für doktrinäre Fragen. Diese beschäftigt such auch mit bestimmten Eheauflösungsverfahren.

Die zweite Sektion kümmert sich um die Disziplinarverfahren. Dazu gehören Themen wie Frauenweihe und Schisma, Häresie und Apostasie. 

Alles deutet darauf hin, dass einer der Sekretäre der derzeitige Untersekretär Pater Matteo Visioli sein wird, dem eine Beförderung bevorsteht, da Erzbischof Giacomo Morandi, der seit 2017 Sekretär der Glaubenskongregation war, im Januar kurzerhand zum Bischof von Reggio Emilia ernannt und "wegbefördert" wurde.

Der andere Sekretär wird wahrscheinlich der Theologe Msgr. Armando Matteo sein, der von Papst Franziskus sehr geschätzt wird. Am Ende seiner vorweihnachtlichen Ansprache an die römische Kurie fand der Papst lobende Worte für ihn. Für Matteo hatte Papst Franziskus die neue Stelle eines beigeordneten Untersekretärs in der Glaubenskongregation geschaffen.

Es ist erwähnenswert, dass Matteo vom Papst am 21. Januar in Privataudienz empfangen wurde, kurz bevor der Papst eine Ansprache an die Teilnehmer der Glaubenskongregation-Vollversammlung hielt.

Doktrin und Disziplin

Mit zwei Sektionen scheint das Managementprofil der Kongregation gestärkt zu werden, mit einer hierarchischeren Struktur und einer schärferen Aufteilung der Zuständigkeiten. Aber es stimmt auch, dass die vier Ämter, die synchron arbeiten, bei ihren Entscheidungen echte Kollegialität bewiesen und Spezialisten für bestimmte Themen geschaffen haben.

Vor allem wurde die Lehrfrage bei den Entscheidungen nie vernachlässigt. Es besteht die Gefahr, dass das disziplinäre Element nun gegenüber dem doktrinären überwiegt, weil es sich um eine gesonderte Sektion handelt, die über Entscheidungsautonomie verfügt und daher nicht unbedingt dazu aufgerufen ist, Entscheidungen in einer breiten Diskussion zu teilen.

Dies ist jedoch nur ein Risiko, und man wird abwarten müssen, wie die Kongregation nach dem neuen Papstdekret in der Praxis handelt.

Die öffentliche Meinung wollte eine Antwort auf die Disziplinarfrage. Die Reaktionen auf diese Änderung waren positiv. Viele Kommentatoren meinten, dass der Papst mit der Reform die kirchenrechtliche Behandlung des klerikalen sexuellen Missbrauchs durch die Schaffung der Disziplinarabteilung gestärkt habe.

Wie wir gesehen haben, gab es jedoch das Disziplinaramt bereits. Mit den zunächst von Johannes Paul II. – und seinem Amtsleiter, Kardinal Joseph Ratzinger – sowie dann von Benedikt XVI. durchgesetzten Reformen wurde die Glaubenskongregation erst zu einem wesentlichen Bezugspunkt für den Umgang mit Missbrauch. Die Neuerung besteht also lediglich darin, dass das Disziplinarorgan nun eine Sektion ist.

Bei den delicta graviora – den schwersten Straftaten, zu denen auch der klerikale sexuelle Missbrauch gehört – gab es aus Sicht der Kritiker ein Problem mit dem Fallmanagement. Im Jahr 2014 hatte Papst Franziskus innerhalb der Glaubenskongregation ein Kollegium für die Prüfung kirchlicher Berufungen im Zusammenhang mit delicta graviora eingerichtet. Im Jahr 2018 wurden die Regeln des Kollegiums weiter präzisiert.

Dieses Gremium hat 11 Mitglieder und wird von Erzbischof Charles J. Scicluna, dem stellvertretenden Sekretär der Glaubenskongregation, geleitet. Es wurde eigens eingerichtet, um sich um die Berufungen zu kümmern. Im Jahr 2001 hatte Johannes Paul II. festgelegt, dass Berufungen stattdessen während der ordentlichen Sitzung der Kongregation, der sogenannten Feria IV (so gweil die Sitzungen mittwochs stattfinden), diskutiert werden sollten.

Im Jahr 2019 sagte Msgr. John Kennedy, Leiter der Disziplinarabteilung der Kongregation, der Associated Press, dass die Kongregation in diesem Jahr eine Rekordzahl von 1.000 Missbrauchsmeldungen aus der ganzen Welt erhalten habe.

Die Sektion für Disziplinarmaßnahmen wird nun über mehr Autonomie verfügen, vermutlich auch in Bezug auf das Budget. Dies deutet vielleicht darauf hin, dass die Sektion zur Bewältigung der Masse an Fällen auf Ad-hoc-Kommissionen mit externen und internen Mitgliedern zurückgreifen wird, weg von der kollegialen Arbeit, die die Kongregation immer gekennzeichnet hat.

Mit dem Motu proprio vom Montag gewinnt die Glaubenskongregation an Zentralität und Autonomie. Das hat jedoch zur Folge, dass sie Hilfe bei der Fallbearbeitung benötigt. Dazu wird sie wahrscheinlich die Hilfe der Ortskirchen oder externer Kommissionen in Anspruch nehmen und damit das Prinzip der Dezentralisierung, von dem Papst Franziskus seit 2013 spricht, offenbar praktisch umsetzen können.

Veränderung der Mentalität der römischen Kurie

In einer früheren Inkarnation war die Glaubenskongregation als "La Suprema", die oberste vatikanische Behörde, bekannt, weil sie sich mit dem Glauben befasste. Bis Paul VI. war die Kongregation so wichtig, dass der Papst selbst ihr Präfekt war, und es gab Gerüchte, dass Papst Franziskus zu diesem Brauch zurückkehren wolle.

Angesichts der galoppierenden Apostasie und Häresie in der Weltkirche eine verständliche Frage.

Es wird jedoch erwartet, dass der Entwurf für die Kurienreform dem "Dikasterium für Evangelisierung" den Vorrang einräumt, was bedeutet, dass die Glaubenskongregation nicht mehr an erster Stelle der Liste der Abteilungen der römischen Kurie stehen würde.

Es scheint auch, dass Erzbischof Scicluna, der bisher sein Amt als Erzbischof von Malta innehatte, zu gegebener Zeit zum neuen Präfekten der Glaubenskongregation ernannt wird und den 77-jährigen Kardinal Luis Ladaria ablöst. Der US-amerikanische dominikanische Erzbischof Augustine Di Noia, derzeit stellvertretender Sekretär der Glaubenskongregation, wird zudem in den Ruhestand treten. Er ist bereits 78 Jahre alt und hat das Rentenalter um drei Jahre überschritten.

Letztlich deuten die administrativen Veränderungen in der Glaubenskongregation auf einen Strukturwandel hin, der die Mentalität der Kurie gemäß den Vorstellungen von Papst Franziskus verändern soll. Ihre genaue Ausgestaltung kommt überraschend, wie es für Franziskus typisch ist. Und weitere überraschende Entscheidungen könnten natürlich folgen – die Frage bei all dem ist, was davon in der Praxis bleibt und umgesetzt wird.

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Übersetzt, ergänzt und redigiert aus dem Original der CNA Deutsch-Schwesteragentur. 

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