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Was sagen die deutschen Bischöfe zur Kirchenstatistik 2021? Ein Überblick

Leere Kirchenbank (Referenzbild)

Mehrere deutsche Bischöfe haben sich zur am Montag veröffentlichten Kirchenstatistik 2021 geäußert, wonach die Anzahl der Katholiken wie auch der Messbesucher so niedrig ist wie nie zuvor, während die Kirchenaustritte weit über vergangene Zahlen hinausschossen.

Erzbistum Bamberg

Erzbischof Ludwig Schick von Bamberg bezeichnete die Statistik als "traurig und bitter, aber leider erwartbar". Schick sagte: "Viele treten derzeit aus, um gegen die bekannten Missstände zu protestieren und Reformen zu erzwingen. Auch sie wollen letztlich die Kirche erneuern und erhalten."

"Ausgetretene sind nicht abgeschrieben!", betonte der Erzbischof. Er sehe derzeit auch "Hoffnungszeichen", etwa dadurch, "dass das kirchliche Leben in Schwung kommt. Fronleichnam, Pfarrfeste, Wallfahrten finden mit großer Beteiligung statt."

Bistum Eichstätt

"Die Motive, die Kirche zu verlassen, sind vielfältiger Natur“, analysierte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke. "Der Austritt ist dabei immer der Schlusspunkt eines Korrosionsprozesses, einer langsamen Entfremdung im Bereich des Glaubens, in der Christusbeziehung. Wenn dann noch Skandale dazukommen, ist die Entscheidung leicht, die Kirche zu verlassen."

Bistum Würzburg

Für das Bistum Würzburg sagte Bischof Franz Jung, die Entwicklung "schmerzt mich sehr angesichts der hohen Zahl von Austritten. Das Ergebnis war aber mit einem ehrlichen Blick auf die Situation zu erwarten."

Jung verwies auf "das problembeladene Bild, das wir als Kirche abgeben – in Deutschland, im Vatikan und in der Weltkirche. Es darf niemanden verwundern, dass derzeit viele Menschen der Kirche das Vertrauen entziehen und auch unserem guten Tun die Zustimmung versagen."

"Es sind die Gemeinden vor Ort, in denen lebendige Christusbeziehungen wachsen und gepflegt werden, in denen Menschen Sinn und Freude am Glauben finden und in denen sie sich mit viel Energie einbringen", so der Bischof. "Danke, dass Sie all die Umbrüche und den Vertrauensverlust mit aushalten, notwendige Veränderungen mittragen und weiter Christen unter den Menschen sind."

Bistum Dresden-Meißen

"Diese hohe Zahl der Kirchenaustritte tut weh", konstatierte Bischof Heinrich Timmerevers von Dresden-Meißen. "Umso mehr danke ich allen, die trotz aller Fragen, Zweifel und berechtigten Kritik nach wie vor zu ihrer Kirche stehen und Mitglied bleiben."

"Ich hoffe sehr, dass es uns bald wieder gelingt, das positive Gesicht unserer Kirche zum Leuchten zu bringen", so Timmerevers weiter. "Diese Kraft besitzen wir und bringen sie auch heute schon an zahlreichen Stellen in der Gesellschaft ein. Wir wollen allen Menschen zeigen, dass die frohe Botschaft des lebendigen Gottes im wahrsten Sinne des Wortes 'Sinn-voll' und lebenserfüllend ist."

Erzbistum Freiburg

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger räumte ein: "Jeder einzelne Austritt schmerzt mich. Auch wenn wir viele nicht mehr erreichen, so gehört es dennoch für uns als Kirche zu unserem Auftrag, den Menschen gerade in diesen Zeiten globaler Unsicherheit zur Seite zu stehen, sie in ihren existenziellen Nöten und Sehnsüchten zu begleiten."

Einerseits sei die Kirche "für viele nicht mehr die erste Anlaufstelle auf der Suche nach der persönlichen Begegnung mit Gott". Auf der anderen Seite sei es indes "die ureigene Aufgabe von Kirche und der Menschen, die in ihr wirken", allen "die Nähe Gottes und die Frohe Botschaft nahezubringen".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Ich bin mir sicher, dass Christus seine Kirche nicht verlässt und dass die Frohe Botschaft allen Menschen Sinn stiften und Orientierung geben kann – in Formen, die unserer Zeit gemäß sind, ohne den Kern des Glaubens zu verbiegen", sagte Burger.

Bistum Rottenburg-Stuttgart

Für Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart spiegelt die Statistik "die tiefe Krise wider, in der sich unsere Kirche nicht nur wegen des Missbrauchsskandales befindet". Es könne "für uns als Kirche kein Trost sein", dass auch Organisationen wie Parteien und Gewerkschaften massiv Mitglieder verlieren.

"Kirche muss dort sein, wo Menschen zusammenkommen, sich mit dem beschäftigen, was für sie sinnstiftend ist und die Dimension des Glaubens benannt werden kann", betonte der Bischof. "Wir wollen Gott und den Menschen nahe sein – das ist in Württemberg an immer mehr Orten möglich, die sich von den oft gängigen Vorstellungen vom Kirchen- und Gemeindeleben stark unterscheiden."

Bistum Mainz

"Mir sagen Menschen öfters, dass die Kirche im Großen schwierig ist, aber die Seelsorgerinnen und Seelsorger, die kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die zahlreichen Ehrenamtlichen im Kleinen überzeugend sind", erklärte Bischof Peter Kohlgraf. "Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass trotz vieler Fehler in unserer Kirche die Strahlkraft dieses gelebten Christseins auch weiterhin in unsere Gesellschaft wirkt."

"Mehr als früher wird Christ sein und Christ werden künftig damit zu tun haben, dass einer dem anderen von seinem Glauben erzählt, von der Hoffnung, die ihn trägt, und der Freude, die ihn erfüllt", so Kohlgraf. "Wir werden eine Kirche bleiben, die verkündet in Tat und Wort, die den Glauben feiert und Menschen seelsorglich begleitet, die Nächstenliebe als ihren Wesenskern beschreibt und lebt."

Erzbistum Hamburg

Erzbischof Stefan Heße von Hamburg verwies auf das Thema Missbrauch als Anlass für viele Menschen, "unsere Kirche zu verlassen. Dennoch halte ich es für das einzig Richtige, den Weg der Prävention und Aufarbeitung weiterzugehen."

"Ich nehme auch wahr, dass Menschen die Wandlungsfähigkeit der Kirche anzweifeln und den Synodalen Weg bisher als schleppend empfinden", sagte Heße weiter. "Diese Rückmeldungen erhalte ich auch in meiner Online-Sprechstunde und ich bin dankbar, dass Menschen dies offen äußern."

Bistum Hildesheim

Für das Bistum Hildesheim erklärte Bischof Heiner Wilmer: "Ich weiß aus vielen Gesprächen und Briefen, dass nicht nur wenig gläubige Menschen, sondern zuweilen auch sehr gläubige Menschen austreten. Die Ausgetretenen begründen das damit, dass sie den Umgang der Kirche mit wiederverheirateten oder homosexuellen Menschen nicht gutheißen, dass sie die kirchliche Sexualmoral ablehnen oder es nicht nachvollziehen können, dass Männer und Frauen in Bezug auf Ämter und Dienste in der Kirche nicht gleichberechtigt sind."

"Wir müssen den Menschen zuhören, ihre Kritik ernst nehmen und nicht als Zeitgeist-Gerede abtun", forderte Wilmer. "Unsere Kirche muss sich dieser Situation mit offenen Augen stellen – und ich denke, dass sie das auch tut. Der bisherige Verlauf des Synodalen Wegs der katholischen Kirche in Deutschland macht mich zuversichtlich, dass wir in unseren Reformbemühungen wirklich vorankommen werden."

Bistum Limburg

"Es gibt nichts schönzureden und ich bin zutiefst erschüttert über die extrem hohe Zahl von Kirchenaustritten", sagte der Limburger Bischof Georg Bätzing, der auch Vorsitzender der deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist.

"Der Aufbruch, den wir mit dem Synodalen Weg gehen", sei "in der Kommunikation mit Gläubigen offenbar noch nicht angekommen. Insgesamt zeigt diese dramatische Zahl: Es gibt keine Selbstverständlichkeiten mehr für uns als katholische Kirche. Wir müssen uns neu erklären, erläutern was wir tun und warum wir es machen."

Bistum Münster

Bischof Felix Genn forderte auch mit Blick auf die kürzlich veröffentliche Missbrauchsstudie für das Bistum Münster: "Das, was viele engagierte Christinnen und Christen nur noch als übermächtige Institution, als erdrückende Struktur, als Amtskirche bezeichnen und wahrnehmen und erfahren, muss sich verändern."

"Insgesamt müssen wir als kirchliche Verantwortungsträger – und da schließe ich mich selbst ausdrücklich ein – Kirche in dieser Haltung leben: zugewandt, veränderungsbereit, lebendig, vielfältig, offen, dialogorientiert, im Dienst an den Menschen stehend, Gewalt, Unrecht und sexuellen Missbrauch bekämpfend", sagte der Bischof. "So verkünden wir die frohe und befreiende Botschaft Jesu Christi glaubhafter und überzeugender – in Wort und Tat."

Bistum Augsburg

Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte: "Kirche ist eine Gemeinschaft, zu der Gott uns zusammenruft, und ich hoffe sehr, dass bei allem Wert, den Hausgottesdienste oder Livestreams in Corona-Zeiten hatten, der sonntägliche Gottesdienst in der Gemeinde wieder vermehrt als Ort der Stärkung und des Trostes wahrgenommen wird."

Zwar sei jeder Kirchenaustritt "ein Verlust für unsere Gemeinschaft". Dennoch habe er "gerade in den vergangenen Wochen wie beim Ministrantentag in Friedberg oder bei der Augsburger Fronleichnamsprozession miterleben dürfen, wie groß der Wunsch ist, den Glauben gemeinsam zu feiern".

Bistum Fulda

Der Fuldaer Bischof Michael Gerber erklärte: "Als Kirche werden wir unser Handeln künftig mehr und mehr auf unseren Sendungsauftrag fokussieren müssen. Insbesondere in den Bereichen, Bildung, Kultur und Soziales gilt es zu prüfen, was wir in Kooperation mit weiteren gesellschaftlichen Gruppen noch leisten und was womöglich andere Akteure übernehmen können."

Neben dem finanziellen Aspekt bedauerte Gerber die Kirchenaustritte "vor allem in einer ganz anderen, tieferen Dimension: Als Verlust von Erfahrungen und Beziehungen, von Kreativität und geistlichem Potential innerhalb unserer Gemeinschaft. Die Zukunft der Kirche wird sich daher vor allem daran entscheiden, ob und wie die Menschen den Glauben in dieser Kirche als relevant erleben."

Weitere Bistümer

In einer Reihe von Bistümern äußerten sich die Generalvikare zur Kirchenstatistik 2021. Einige wenige Diözesen haben bislang nicht offiziell Stellung bezogen.

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