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Die Kurienreform im Vatikan: Was hat sich bisher getan?

Es wird Flagge gezeigt: Die Kurienreform ist einen Schritt weiter.
Papst Franziskus bei Fastenexerzitien mit der Römischen Kurie
Prälat Markus Graulich SDB

Der Papst und seine Kurie – viele Legenden ranken sich um den Stellvertreter Christi auf Erden und seinen Beraterstab. Dabei besteht die Kurie aus mehreren Institutionen. Die bekannteste und älteste von ihnen ist das "Heilige Offizium", die sogenannte "Inquisition". Später wurde sie umbenannt und hieß zwischenzeitlich "Glaubenskongregation", bis sie 2022 einen neuen Namen erhielt: Die Einrichtung heißt nun "Dikasterium für die Glaubenslehre".

Diese Umbenennung ist Teil der von Papst Franziskus initiierten Reform der Kurie. Der Papst und sein Team haben viele Jahre an einer Verfassung mit dem Titel Praedicate Evangelium ("Verkündet das Evangelium") gearbeitet. Sie wurde im März 2022 veröffentlicht und unterstreicht, dass jeder Katholik eines der neu gegründeten vatikanischen Dikasterien oder andere Gremien leiten kann, "je nach ihrer besonderen Kompetenz, Leitungsbefugnis und Funktion".

Praedicate Evangelium ersetzt Pastor Bonus, die apostolische Konstitution über die Römische Kurie, die 1988 von Papst Johannes Paul II. verkündet und später von den beiden Päpsten Benedikt und Franziskus geändert wurde.

Der deutsche Salesianerpater Markus Graulich arbeitet als Unterstaatssekretär des Dikasteriums für Gesetzestexte an der Kurie und sprach in einem Interview mit EWTN Vatican über die ersten sichtbaren Veränderungen.

"Die wichtigsten Neuerungen sind die Zusammenfassung der Dikasterien, dass also verschiedene Dikasterien oder Einrichtungen des Heiligen Stuhls zusammengefasst wurden", so Graulich. "Dann auch der Ausbau des Finanzsektors mit dem Wirtschaftssekretariat und verschiedenen anderen Einrichtungen, die eine Transparenz in der Vermögensverwaltung des Heiligen Stuhls erleichtern sollen."

Die Kurie soll nach dem Willen von Papst Franziskus nicht als eine Behörde des Papstes verstanden werden, sondern als eine Assistentin des Papstes und gleichzeitig des weltweiten Bischofskollegiums. Dabei geht es dem Heiligen Vater nicht allein um die Optik.

Bereits in seiner Weihnachtsansprache an die Kurienmitarbeiter im Jahr 2016 hatte Papst Franziskus betont: 

"Es muss mit Nachdruck bekräftigt werden, dass die Reform kein Selbstzweck, sondern ein Prozess des Wachstums und vor allem der Umkehr ist. Sie verfolgt darum kein ästhetisches Ziel, so als wolle sie die Kurie schöner machen, noch darf sie als eine Art Lifting, Make-up oder Schminke verstanden werden, um den alten kurialen Leib zu verschönern, und auch nicht als eine Operation der Schönheitschirurgie, um die Falten wegzunehmen. Liebe Brüder, nicht die Falten sind das, was man in der Kirche fürchten muss, sondern die Flecken!"

Monsignore Graulich ergänzt: "Der Papst will, dass zunächst einmal jeder für sich diese sogenannte missionarische Bekehrung erlebt, dass Glauben also nicht als etwas sieht, was eine Besitzstandswahrung mit sich bringt, sondern dass man an die Ränder geht und diesen Glauben verkündet und vorlebt und versucht, missionarisch tätig zu sein, sowohl in der Glaubensverkündigung als auch in der katechetischen und in der karitativen Arbeit vor allen Dingen – so stellt er sich die Kirche vor."

Daher stehe der "Primat der Evangelisierung" an erster Stelle bei der Reihung der Dikasterien. Graulich dazu wörtlich:

"Der Glaube muss verkündet werden, bevor er gelebt werden kann. Und wenn Evangelisierung die Priorität ist, hat es auch Sinn. Die ganze Reform der Kurie basiert auf Prinzipien, die im Grunde seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil gleichgeblieben sind. Also schon da haben die Bischöfe gefordert: Dezentralisierung, Internationalisierung und mehr Einbeziehung der Ortskirchen." 

Die Dezentralisierung und Internationalisierung schlägt sich schon jetzt in der Kurienreform nieder. Bei vielen Entscheidungen, die die Kurie bislang nur in Absprache mit dem Papst getroffen hat, werden fortan noch häufiger die Bischofskonferenzen vor Ort mit einbezogen. Laut Graulich sei dies zwar vorher schon geschehen, auch ohne, dass dies explizit verlangt wurde. 

Die päpstliche Autorität sieht der Untersekretär für das Dikasterium für Gesetzestexte dadurch indes nicht gefährdet, auch wenn die einzelnen Bischofskonferenzen nun noch öfter mit einbezogen werden – im Gegenteil: "Ich würde sogar sagen, die Kurienreform hat den päpstlichen Vorrang gestärkt, weil er ja selber sagt: Alle Ämter in der Kurie sind Vikariatsämter, also haben Teil an seiner Amtsfülle, und das ist eigentlich eher noch gestärkt worden, als dass es vermindert wurde dadurch."  

Gerade in Zeiten, in denen sich die Kirche vor allem in Europa in einer schweren Krise befindet und der Glaube zunehmend zu verdunsten scheint, erhebt Papst Franziskus die Verkündigung der Frohen Botschaft, die Evangelisierung zur höchsten Priorität. Das zeigt sich auch in der von ihm umgesetzten Reform der Kurie. Monsignore Markus Graulich sieht darin vor allem ein "dynamisches Prinzip" verankert. Gegenüber EWTN Vatican sagte er:

"Wenn man sich immer fragen muss: Ist das wirklich der Evangelisierung dienend? Dann ist es ein ständiges Hinterfragen der eigenen Arbeit. Wenn man aber nur eine Verwaltung macht, also man bekommt eine Frage, die beantwortet man dann … Dieses dynamische Prinzip ist dagegen proaktiv. Also, dann könnte auch die Kurie sagen: Jetzt müssen wir mal darauf [auf diese bestimmte Sache] Wert legen, jetzt müssen wir auf diese Herausforderung antworten und nicht nur immer reagieren auf Anfragen, die gestellt werden."

EWTN-Fernsehbeitrag zur Kurienreform:

(Die Geschichte geht unten weiter)

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