Vatikanstadt, 05 Oktober, 2022 / 9:40 AM
Am Mittwochmorgen hat Papst Franziskus seine Katechesenreihe über die Unterscheidung der Geister fortgesetzt und dabei über die Bedeutung von Selbsterkenntnis gesprochen. „Oft wissen wir nicht, wie wir unterscheiden sollen, weil wir uns selbst nicht gut genug kennen und daher nicht wissen, was wir wirklich wollen“, erklärte der Pontifex bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz.
„Das Vergessen der Gegenwart Gottes in unserem Leben geht Hand in Hand mit der Unkenntnis über uns selbst, über unsere Persönlichkeitsmerkmale und unsere tiefsten Sehnsüchte“, sagte Papst Franziskus. Dabei sei die Selbsterkenntnis an sich „nicht schwer, aber mühsam“.
Sich selbst zu erkennen erfordere „eine geduldige Gewissenserforschung. Es erfordert die Fähigkeit, innezuhalten, den ‚Autopiloten‘ auszuschalten, sich unserer Handlungsweise bewusst zu werden, der Gefühle, die in uns wohnen, der wiederkehrenden Gedanken, die uns – oft unbewusst – bestimmen.“
„Es erfordert auch, dass wir zwischen Emotionen und geistigen Fähigkeiten unterscheiden“, so Papst Franziskus weiter. „‚Ich fühle‘ ist nicht dasselbe wie ‚ich bin überzeugt‘; ‚ich möchte‘ ist nicht dasselbe wie ‚ich will‘. So erkennen wir, dass die Sicht, die wir von uns selbst und von der Wirklichkeit haben, manchmal etwas verzerrt ist. Dies zu erkennen ist eine Gnade!“
Es sei wichtig, „die ‚Passwörter‘ unseres Herzens zu kennen, zu wissen, wofür wir am empfindlichsten sind, um uns vor denen zu schützen, die sich mit überzeugenden Worten präsentieren, um uns zu manipulieren, aber auch, um zu erkennen, was wirklich wichtig für uns ist, und es von aktuellen Moden oder schrillen, oberflächlichen Slogans zu unterscheiden“.
Der Versucher kenne diese Passwörter gut: „Die Versuchung suggeriert nicht unbedingt Schlechtes, sondern oft Zufälliges, das mit übertriebener Wichtigkeit präsentiert wird. Auf diese Weise hypnotisiert sie uns mit der Anziehungskraft, die diese Dinge in uns wecken, Dinge, die schön, aber illusorisch sind, die nicht halten können, was sie versprechen, und uns am Ende mit einem Gefühl der Leere und Traurigkeit zurücklassen. Es kann sich dabei um Abschlüsse, Karrieren, Beziehungen handeln, alles Dinge, die an sich lobenswert sind, an die wir aber, wenn wir nicht frei sind, unrealistische Erwartungen knüpfen, wie etwa die Bestätigung unseres Wertes.“
Abschließend verwies Papst Franziskus auf die Bedeutung der Gewissenserforschung, also „die gute Gewohnheit, in aller Ruhe zu überprüfen, was in unserem Tag passiert, und zu lernen, in unseren Bewertungen und Entscheidungen zu erkennen, worauf wir am meisten Wert legen, was wir suchen und warum, und was wir schließlich finden. Vor allem müssen wir lernen zu erkennen, was unser Herz sättigt. Denn nur der Herr kann uns die Bestätigung geben, was wir wert sind.“
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