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Kardinal Pell kritisiert Synodalen Weg und Pastoralkonstitution des Zweiten Vatikanums

Kardinal George Pell

Der australische Kardinal George Pell hat den deutschen Synodalen Weg und die bislang ausgebliebene römische Korrektur desselben scharf kritisiert. Auch an der Pastoralkonstitution Gaudium et spes des Zweiten Vatikanischen Konzils übte der 81-Jährige – trotz Erwähnung zahlreicher guter Aspekte – in einem Beitrag für die US-amerikanische Zeitung „National Catholic Register“ am Mittwoch deutliche Kritik.

Synodaler Weg

„Der synodale Prozess hat in Deutschland katastrophal begonnen – und es wird noch schlimmer werden, wenn wir nicht bald wirksame päpstliche Korrekturen z. B. zur christlichen Sexualmoral, zu Frauenpriestern usw. bekommen“, warnte Pell. „Wir finden in der katholischen Geschichte keine Präzedenzfälle für die aktive Beteiligung von Ex-Katholiken und Anti-Katholiken in solchen Gremien.“

„Nur die Konzilsväter, fast ausschließlich Bischöfe, konnten auf dem Zweiten Vatikanum abstimmen, und die Beobachter waren allesamt Christen“, so der Kardinal. „Papst Paul VI. respektierte die Autorität und Unabhängigkeit der Konzilsväter und griff nur selten ein, während sie mühsam ihre Dokumente ausarbeiteten, einen Konsens herstellten und dabei das Lehramt und die Tradition voll respektierten. Trotz all dieser Sorgfalt und Gelehrsamkeit und größtenteils aus Gründen, die sich der Kontrolle der Kirche entziehen, war die nachkonziliare Geschichte nicht von glorreichem Erfolg gekrönt.“

„Jede Synode muss eine katholische Synode sein, die an die apostolische Tradition gebunden ist, so wie es auch die Konzilien sind“, betonte Pell. „Wenn man zulässt, dass schwerwiegende Irrlehren ungestört fortbestehen, untergräbt und beschädigt man die Einheit der einen, wahren Kirche und steht wiederum nicht im Einklang mit dem Aufruf von Gaudium et Spes, sich im ‚Licht des Evangeliums‘ mit der modernen Welt auseinanderzusetzen, sondern im Widerspruch dazu. Es darf keinen Pluralismus in wichtigen Glaubens- und Morallehren geben.“

Häufigkeit von Synoden

Ohne die Häufung von Bischofssynoden im Pontifikat von Papst Franziskus ausdrücklich zu erwähnen, erklärte Pell, die 21 ökumenischen Konzilien in der Kirchengeschichte seien „nicht zu häufig abgehalten“ worden.

Entsprechend gelte: „Synoden sollten auch nicht zu häufig stattfinden und in Konkurrenz zu Gebet, Anbetung und Gottesdienst treten. Und die Geschichte mahnt uns, vorsichtig zu sein, keine falschen Erwartungen zu wecken und keine Kräfte freizusetzen, die sich unserer Kontrolle entziehen können.“

Gaudium et spes

Mit Blick auf die konziliare Pastoralkonstitution Gaudium et spes von 1965 sagte der einstige Erzbischof von Melbourne (1996-2001) und Sydney (2001-2014), im Falle einer Unterschätzung der „Bedrohung durch das Böse“ werde die Kirche im „Ringen um die ‚Unterscheidung der Zeichen der Zeit‘ weiter benachteiligt – ein Thema aus Gaudium et spes, das allzu oft von seinem tieferen theologischen Kontext getrennt wird und als Vorwand dient, um die christliche Wahrheit an die irrigen Gebote unserer Zeit anzupassen“.

„Die Auseinandersetzung mit der Moderne ist ein Anfang, aber die Zeichen sind oft böse und kein Beweis für die Vorsehung Gottes“, so Pell. „Die Mahnung von Gaudium et spes, diese Zeichen zu prüfen, kann niemals von der Forderung getrennt werden, dass dies nur ‚im Licht des Evangeliums‘ geschehen kann (GS 4). Die schwierigere, aber lebenswichtige Aufgabe besteht darin, die Gegenwart und das Wirken des Geistes zu erkennen und dann um die Weisheit zu beten, in der Verwirrung konstruktiv zu bauen.“

Im zweiten Teil gehe das Konzilsdokument auf Themen ein wie „Ehe und Familie, die richtige Entwicklung der Kultur, das wirtschaftliche und soziale Leben, die politische Gemeinschaft, die Förderung des Friedens und die Errichtung der Gemeinschaft der Nationen. Es gibt einen Abschnitt über den Krieg, die Möglichkeit eines Atomkriegs und das Wettrüsten.“

„All dies sind qualitativ hochwertige Beiträge zum Dialog zwischen Menschen guten Willens“, gab der Kardinal zu, „aber meiner Meinung nach überschätzen sie unsere Fähigkeit, auf Augenhöhe mit den mächtigeren feindlichen Kräften um uns herum zu agieren, die in jeder Gesellschaft und sicherlich im heutigen Westen vorhanden sind. Sie boten keine ideale Vorbereitung auf den Kulturkampf, der in vielen Ländern zur Demontage der jüdisch-christlichen Rechtsgrundlagen von Ehe, Leben und Familie geführt hat.“

Humanae Vitae von Papst Paul VI. aus dem Jahr 1968 war prophetischer und gab genauere Einblicke in das, was vor uns lag“, zeigte sich Pell überzeugt. „Mission und Kampf“ seien „wichtiger als der Dialog“, aber beides habe seine Zeit und seinen Platz.

In diesem Zusammenhang erklärte Pell: „Ich denke, dass Hans Urs von Balthasar 1952 ziemlich falsch lag, als er die Zerstörung der Bastionen des Katholizismus – die sekundären Strukturen und Formen, welche die Kirche im Laufe der Jahrhunderte aufgebaut hat – als eine längst überfällige Aufgabe ansah. Einige, vielleicht viele Bastionen sind für immer verschwunden, aber wir brauchen alle soziologischen Stützen, die wir finden oder konstruieren können. Die Beiträge von Trump, Orban oder den ‚Fratelli dʼItalia‘ sind nicht abzulehnen, so klein sie auch sein mögen, genauso wie einige von uns für Konstantin und Karl V. dankbar bleiben.“

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