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Interview mit Ratzinger-Preisträger Biffi: "Die Suche nach Gott reift durch den Glauben"

Preisträger Monsignore Inos Biffi

Er lehnt die Unterscheidung zwischen "progressiven Theologen" und "konservativen Theologen" ab, denn es gibt nur "echte Theologen und Nicht-Theologen". Er bekräftigt seine Liebe zu Thomas von Aquin und betont, dass die wissenschaftliche Forschung zu Gott möglich ist, weil sie das Geheimnis Gottes nicht erschöpft. Er fühlt sich Benedikt XVI. nahe, was die theologische Methodologie betrifft. Monsignore Inos Biffi erzählt sich selbst in diesem Interview mit CNA. Ein international berühmter Theologe, der zusammen mit Ioannis Kourempeles den Ratzinger-Preis gewonnen hat, der auch der "Nobelpreis der Theologie" genannt wird.

Der Preis ist nach Joseph Ratzinger benannt. Worin fühlen Sie sich den theologischen Arbeiten des emeritierten Papstes nahe? Und was glauben Sie, ist der größte Beitrag den der emeritierte Papst zum theologischen Denken geleistet hat?

Jeder Theologe hat seine eigene Geschichte und seinen eigenen Stil. Ich würde sagen, dass das, was mich mit dem Theologen Ratzinger verbindet, vor allem eine Identität der Methode ist, das heißt eine beständige und leidenschaftliche Aufmerksamkeit auf das Wort Gottes, wie es in der Kirche gelebt und weitergegeben wird, in einer willentlichen Gleichgültigkeit gegenüber flüchtigen Moden und Geschmäckern des Tages; und folglich eine Theologie die nicht so sehr aktuell, sondern vielmehr wahr ist.

Warum ist es heutzutage noch wichtig, Theologie zu betreiben?

Die Theologie ist  - heute wie zu allen Zeiten – wichtig, wenn man ihre Natur versteht, die jene ist, den Glauben zu überdenken und somit das Wort Gottes mit klarem Verstand und mit Liebe aufzunehmen; eine Theologie also, die aus dem Glauben erblüht, der ihre Wurzel und ihre Nahrung bleibt. Folglich eine Theologie, die den Glauben nicht nur nicht ersetzt, sondern in ihm reift. Mit der Sorge dafür, dass dies in Gemeinschaft mit der Kirche und ihrer lebendigen Tradition geschehe; diese gibt das Wort selbst weiter, mit den Ressourcen all jener, die es im Lauf der Geschichte angenommen, bedacht, gelebt und bezeugt haben dank des Geistes der Wahrheit, den Christus auf seine Kirche ausgegossen hat.

Viele sagen, dass die Theologie, verstanden als wissenschaftlicher Diskurs über Gott, unmöglich sei. Aber ist das wirklich so? Kann es wirklich keine rationalen Gedanken über Gott geben?

Unter wissenschaftlichem oder rationalem Diskurs über Gott darf man keinen Diskurs verstehen, der das Geheimnis Gottes erschöpfen würde, der immer transzendent und unerschöpflich bleibt. Zudem spricht Gott zum Menschen, damit dieser ihn anhöre und somit den Sinn seines Wortes verstehe und ausführe. Gibt es "rationales Denken über Gott"? Ich antworte: Es kann eine Betrachtung der Vernunft geben, die zur Anerkennung der Existenz Gottes führt, von dem wir, wie Thomas von Aquin sagt, "mehr das wissen, was er nicht ist, als das, was er ist". Es entspricht nicht der Lehre der Kirche, der Vernunft die Möglichkeit abzusprechen, die Existenz Gottes zu "beweisen".

Die theologische Debatte scheint heute  - wie in den Zeiten des Konzils -  auf die Pole "progressiv" und "konservativ" verteilt. Aber ist diese Kategorisierung wirklich gültig? Kann man sie wirklich nicht überwinden?

Man spricht über traditionalistische Theologen und progressive Theologen. In Wirklichkeit gibt es nur die Unterscheidung zwischen echten Theologen und Nicht-Theologen, natürlich beibehaltend, dass jeder Theologe seine harmonischen Eigenheiten hat. In diesem Sinn ist die Theologie Bonaventuras, die bei Ratzinger so präsent ist, nicht die Theologie Thomas von Aquins, den ich bevorzuge und der meinen "Zuspruch" genießt. Man spricht auch von "konservativen Theologen" und "progressiven Theologen". Aber es scheint mir keine Unterscheidung zu sein, die sich durch ein Übermaß an Weisheit auszeichnet.

Was werden die nächsten Grenzen des theologischen Denkens sein?

Ich kann nicht sagen, welche die nächsten Grenzen des theologischen Denkens sein werden. Ich wünsche mir, dass es ganz einfach die der Theologie sind.

Welchen Beitrag kann das theologische Studium der Gesellschaft von heute leisten?

Das Studium der Theologie bringt – heute wie immer – die Botschaft Gottes, der sich aus Liebe offenbart und den Menschen ruft, teilzuhaben an seinem Geheimnis als Vater, Sohn und Heiliger Geist und es zu genießen. Damit dies geschieht, ist der Mensch, besser der Gläubige, berufen, ein treuer Zeuge zu sein, während Gott nie unterlässt, uns durch seine Gnade anzuziehen. Die Botschaft Gottes ist immer verbunden mit der Gnade, ich hätte beinahe gesagt: sie trieft vor Gnade.

Sie erhalten den Ratzinger-Preis in einem Moment, in dem ihre gesammelten Werke veröffentlicht werden. Welche dieser Werke erachten sie als besonders bedeutsam?

Ich denke da mit besonderer Genugtuung an: "Teologia e poesia" (Theologie und Dichtung) und an "Una ghirlanda di santi e dottori" (Ein Reigen von Heiligen und Lehrern).

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