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Missbrauchsstudie für mecklenburgischen Teil des Erzbistums Hamburg veröffentlicht

St. Marien-Dom in Hamburg

Die Universität Ulm hat am Freitag die Studie zum Missbrauch durch Geistliche im mecklenburgischen Teil der heutigen Erzdiözese Hamburg vorgestellt. Im Zeitraum von 1946 bis 1989 konnten 40 Betroffene ermittelt werden. „Diese Zahl stellt jedoch die untere Grenze dar, denn die Anzahl der Betroffenen wurde in den Kirchen- und Staatssicherheitsakten häufig nicht vermerkt“, so die Studie.

„Neben sexualisierter Gewalt (z.B. Ausziehen, gemeinsames Schlafen in einem Bett, Manipulation der Genitalien) erfuhren 10 der 13 Betroffenen auch psychische (z.B. Drohen mit der Hölle) und schwere körperliche Gewalt (z.B. Schlagen mit dem Rohrstock)“, heißt es in der Zusammenfassung des Abschlussberichts. „Die Anzahl der männlichen Betroffenen überwog. Der Missbrauch begann durchschnittlich im Alter von 10 Jahren und erfolgte im Mittel über fünf Jahre hinweg.“

„Die Auswertung der Fragebögen zeigt, dass die Betroffenen auch heute (52-76 Jahre nach dem Missbrauch) signifikant häufiger an psychischen Belastungen, posttraumatischen Belastungsstörungen, somatoformen und depressiven Störungen leiden als (gleichalte) Personen jeweiliger Vergleichsstichproben“, betonen die Verfasser der Studie.

Als „Missbrauch begünstigend“ charakterisiert die Studie den Klerikalismus: „Die Unfehlbarkeit der Geistlichen wurde nicht in Frage gestellt, weshalb den Geistlichen solche Taten nicht zugetraut wurden.“ Außerdem erwähnt wurde das Beichtgeheimnis, dass den Täter vor Aufdeckung schütze, „da die Inhalte einer Beichte nicht mitgeteilt werden dürfen. Darüber hinaus wurde die Beichtsituation von Tätern zur Befriedigung eigener Bedürfnisse ausgenutzt, indem beichtende Kinder über ganz persönliche (erste) sexuelle Erfahrungen ausgefragt wurden.“

Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße wird sich am Montagmorgen zur Studie äußern, deren Ergebnisse er bis Freitag noch nicht kannte.

Der heute zum Erzbistum Hamburg gehörende mecklenburgische Teil war einst im Jahr 1946 als Bischöfliches Kommissariat Schwerin organisiert worden. Diese Maßnahme geht zurück auf Bischof Hermann Wilhelm Berning von Osnabrück. Später wurde das Kommissariat in Bischöfliches Amt Schwerin umbenannt.

Im Jahr 1973 wandelte der Vatikan das Gebiet in eine Apostolische Administratur um. Damit gehörte Mecklenburg zwar rechtlich weiterhin zum Bistum Osnabrück, der dortige Bischof hatte indes keine Jurisdiktion mehr über das Gebiet. Seit 1994 ist Mecklenburg offiziell Teil der Erzdiözese Hamburg.

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