Rom, 04 Juni, 2023 / 2:00 PM
Am 16. Juni 2023, einem Freitag, findet in Rom eine Tagung zum Thema Volksfrömmigkeit statt. Sowohl über EWTN als auch über Radio Horeb kann man die Vorträge verfolgen. Organisiert wird die Veranstaltung von Ralph Weimann, einem Priester und Theologen, der gegenüber CNA Deutsch die Bedeutung der Volksfrömmigkeit betont.
Am 16. Juni veranstalten Sie eine Tagung zum Thema Volksfrömmigkeit. Steht Frömmigkeit – noch dazu jene des einfachen Volkes – nicht eigentlich im Widerspruch zur Wissenschaft? Was genau bedeutet Volksfrömmigkeit überhaupt?
In der Tat bestehen gewisse Vorurteile im Hinblick auf die Volksfrömmigkeit, manchmal ist gar der Eindruck entstanden, es handle sich um irrationale Frömmigkeitsformen. In Wirklichkeit verhält es sich jedoch genau umgekehrt. Die Frömmigkeit ist eine Gabe des Heiligen Geistes. Wenn diese Gabe im gläubigen Volk tief verankert ist, kann daraus viel Kraft und Stärke erwachsen. Dies zeigt sich beispielsweise in den vielfältigen Segnungen, in Prozessionen, in der Verehrung der Gottesmutter Maria oder des Heiligsten Herzens Jesu. Das Symposium vom 16. Juni ist von daher sehr wichtig, weil aus verschiedenen Perspektiven aufgezeigt wird, dass Volksfrömmigkeit keineswegs im Widerspruch zur Wissenschaft steht, sondern vielmehr Teil der Glaubenswissenschaft ist.
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde die Volksfrömmigkeit häufig belächelt. Warum?
Es war die Zeit des Rationalismus. In dieser Zeit des Fortschritts und Wohlstands wurde versucht, alles mit Hilfe der Vernunft zu erklären. So entstand eine falsche Selbstsicherheit, die dazu führte, die Volksfrömmigkeit zu belächeln und/oder abzulehnen. Heute sind wir da weiter. Menschen suchen nach Gott, der ihnen Halt und Zuversicht gibt und allein ihr Herz zu füllen vermag. Die jüngere Generation ist dabei, dies wieder neu zu entdecken.
Wie kann man die Volksfrömmigkeit tatsächlich wieder im Volk verwurzeln – über ein bloß äußerliches Brauchtum hinaus, wie es vielerorts vielleicht noch gepflegt wird?
Sie sprechen eine der Hauptschwierigkeiten an, die es anzupacken gilt. Der Rationalismus und die Generation von Christen, die sich davon haben leiten lassen, hat eine schwere Hypothek hinterlassen. So ist der falsche Eindruck entstanden, an das zu glauben, was man selbst macht und tut; auf Gott und Sein Handeln vertraut man im Letzten nicht. Eine Wiederbelebung der Volksfrömmigkeit setzt voraus, diese Haltung zu korrigieren. Denn es geht bei der Volksfrömmigkeit nicht nur um liebgewordene Traditionen, sondern – im Idealfall – um den Ausdruck des lebendigen Glaubens. Demnach ist es wichtig, die Menschen zunächst zu einer persönlichen Gottesbeziehung zu führen. Wo dies geschieht, da werden auch die äußeren Formen des Brauchtums mit neuem Leben gefüllt werden.
Was steht bei Ihrer Tagung genau auf dem Programm?
Unsere Tagung wird das zuvor Gesagte aus verschiedenen Perspektiven beleuchten; daraus sollen Impulse für die Volksfrömmigkeit von heute hervorgehen, die auch der Papst immer wieder hervorhebt. Weihbischof Wörner wird über die Neuevangelisierung und die Volksfrömmigkeit sprechen, Prälat Metzl, der Stadtpfarrer von Altötting, wird den Zuhörern die Wallfahrt als geistiges Erlebnis näherbringen. Pater Karl Wallner spricht über missionarische Aufbrüche; ich werde über die Sakramentalien als Ausdruck des Glaubens sprechen. So hoffen wir, dass dieses Symposium als Brücke zwischen Glaube und Wissenschaft, zwischen Akademie und Frömmigkeit dient und Impulse für die den gelebten Glauben liefert.
Ist es möglich, die Tagung am Augustinianum auch zu verfolgen, ohne eigens nach Rom zu reisen?
Zunächst einmal ist es möglich live an der Tagung im Augustinianum teilzunehmen; am 16. Juni ist um 15 Uhr Beginn der Tagung, sie endet um 18.30 Uhr. Alle Interessierten, die es nicht schaffen vor Ort zu sein, können das Symposium live mitverfolgen, sei es bei Radio Horeb, sei es bei EWTN, die sogar eine Übersetzung auf Englisch und Spanisch anbieten werden. Für alle Teilnehmer besteht die Möglichkeit, sich an der abschließenden Diskussion zu beteiligen und Fragen zu stellen. Dafür wird durch die Einrichtung von Links Sorge getragen.
Abschließend eine persönliche Frage: Welche Formen der Volksfrömmigkeit sind Ihnen in Ihrem Leben am wichtigsten und am liebsten?
Mir ist besonders die Marienfrömmigkeit ans Herz gewachsen, mit ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Der Rosenkranz ist seit klein auf mein täglicher Wegbegleiter, die Marienweihe eine wertvolle Hilfe auf dem Lebensweg. All dies kommt in der Volksfrömmigkeit besonders schön zum Tragen.
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