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Niger: Christen müssen Glauben oft im Verborgenen ausüben

Teilnehmer eines interreligiösen Jugendcamps im Bistum Maradi

In Niger hat eine Militärjunta Staatspräsident Mohamed Bazoum abgesetzt und die Macht übernommen. Das westafrikanische Land, das 1960 seine staatliche Unabhängigkeit von Frankreich erlangte, ist schon seit Jahrzehnten von Instabilität geprägt. Das betrifft auch das Menschenrecht auf Religionsfreiheit. Die im Mai erschienene Dokumentation „Religionsfreiheit weltweit 2023“ des weltweiten katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ (ACN) stuft Niger unter die Kategorie „Verfolgung“ ein, die wie in den anderen Staaten der Sahelregion vorrangig von islamistischen Gruppen ausgeht. Diese Verfolgung habe sich im Berichtszeitraum von Januar 2021 bis Dezember 2022 weiter verschärft.

Betroffen ist nicht nur die christliche Minderheit im Land, die dem Bericht zufolge etwa 72 000 Personen umfasst (0,3 Prozent der Gesamtbevölkerung). „Von allen Glaubensgemeinschaften verzeichnen die Muslime sogar die meisten Toten“, erklärte der italienische Missionar Mauro Armanino im Juli 2022. „Religionsfreiheit weltweit“ zufolge bekennen sich über 95 Prozent der rund 24 Millionen Bewohner Nigers zum Islam, etwa vier Prozent gehören traditionellen ethno-religiösen Gruppen an.

Westen und Süden des Landes sind Brennpunkte des Terrors

In den vergangenen Jahrzehnten nahm der islamistische Extremismus in ganz Afrika, aber vor allem in den Ländern südlich der Sahara, zu. Niger blieb von dieser Entwicklung nicht verschont. Dschihadistengruppen wie der „Islamische Staat im Großraum Sahara“ (ISGS), Ableger von Al-Qaida und Boko Haram sind im Land aktiv.

Brennpunkte des Islamismus sind vor allem im Westen und Süden des Landes, wo dem Staat die Kontrolle entglitten ist. Besonders prekär ist die Lage in der südwestlichen Region Tillabéri, die an Benin, Burkina Faso und Mali grenzt. Die Gewalt forderte bereits Hunderte Todesopfer, und Hunderttausende wurden aus ihrer Heimat vertrieben. Im März 2023 hielten sich laut einem Bericht des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen in Niger mehr als 700 000 schutz- und hilfsbedürftige Personen auf, darunter über 300 000 ausländische Flüchtlinge sowie 360 000 Binnenflüchtlinge.

Aufgrund der prekären Sicherheitslage kommt kaum humanitäre Hilfe im Land an. Das treibt die Spirale der Verelendung des überwiegenden Teils der Bevölkerung voran. Terrorangriffe richten sich auch gezielt gegen Angehörige der christlichen Minderheit, Kirchen und religiöse Einrichtungen. Deshalb üben viele Christen ihren Glauben nicht mehr öffentlich aus.

„Politik der ausgetreckten Hand“

Der 2021 frei gewählte Präsident Bazoum unternahm im Rahmen einer „Politik der ausgestreckten Hand“ Anstrengungen, um den radikalen Islamismus zurückzudrängen. Er initiierte zum Beispiel Gespräche zwischen der Regierung und den Islamistengruppen Jama’at Nusrat al-Islam wal-Muslimin (JNIM) und dem Islamischen Staat in der Provinz Sahel (ISSP). Daraufhin ging die Gewalt im Norden der Region Tillabéri zurück. Auch zwischen den Religionsgemeinschaften gab es einige Dialogbemühungen, was zu einer vorsichtigen Hoffnung mit Blick auf die Lage der Religionsfreiheit führte.

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