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Kardinal Burke beklagt „Rückkehr zu den Unruhen der nachkonziliaren Zeit“

Kardinal Raymond Burke im Gebet

Der US-amerikanische Kirchenrechtler und Kardinal Raymond Burke hat in einer umfassenden Stellungnahme auf seiner Internetseite am Mittwoch erklärt: „Heute sind wir leider Zeugen einer Rückkehr zu den Unruhen der nachkonziliaren Zeit.“ Burke – von Papst Franziskus im Jahr 2014 als Präfekt des Obersten Gerichtshofs der Apostolischen Signatur abgesetzt – erwähnte auch Schwächen in der Gesetzgebung des gegenwärtigen Pontifikats.

„In den letzten Jahren wurden das Recht und sogar die Lehre selbst wiederholt in Frage gestellt, um eine wirksame Seelsorge an den Gläubigen zu verhindern“, so der 75-jährige Kardinal. „Ein Großteil des Aufruhrs ist mit einer gewissen populistischen Rhetorik über die Kirche, einschließlich ihrer Disziplin, verbunden.“

Während der „Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils“ letztlich „eine politische Bewegung“ gewesen sei, „die sich von der immerwährenden Lehre und Disziplin der Kirche entfernte“, habe Papst Johannes Paul II. „große Fortschritte bei der Erneuerung der Achtung der kanonischen Disziplin gemacht“.

„Die kirchliche Disziplin ist stets auf das Streben nach der Heiligkeit des Lebens ausgerichtet“, betonte Burke. „Die Arbeit des heiligen Papstes Johannes Paul II. hat bemerkenswerte Früchte für die Wiederherstellung der guten Ordnung des kirchlichen Lebens getragen, was die unersetzliche Voraussetzung für das Wachstum der Heiligkeit des Lebens ist.“

Heute indes sehe er eine Rückkehr zu den Problemen und Verwirrungen der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, erklärte der Kardinal. Es seien etwa neue kanonische Rechtsvorschriften erlassen worden, „die eindeutig außerhalb der kanonischen Tradition stehen und diese Tradition, die der Wahrheit des Glaubens in Liebe treu gedient hat, auf verworrene Weise in Frage stellen“.

Burke präzisierte: „Ich beziehe mich zum Beispiel auf Gesetzgebungsakte, die das heikle Verfahren der Erklärung der Nichtigkeit der Ehe berühren, das seinerseits die Grundlage unseres Lebens in der Kirche und in der Gesellschaft berührt: die Ehe und die Familie.“

Beziehung zwischen Lehre, Recht und Pastoral

Vor diesem Hintergrund ging der Kardinal ausführlich auf „die wesentliche und unersetzliche Beziehung zwischen Lehre und Recht und dem pastoralen Leben der Kirche“ ein.

„In den letzten Jahren wurden bestimmte Begriffe wie ‚Pastoral‘, ‚Barmherzigkeit‘, ‚Zuhören‘, ‚Unterscheidung‘, ‚Begleitung‘ und ‚Integration‘ auf eine Art magische Weise auf die Kirche angewandt, also ohne klare Definition, sondern als Slogans einer Ideologie, die das ersetzt, was für uns unersetzlich ist: die konstante Lehre und Disziplin der Kirche“, begann Burke.

Einige dieser Begriffe seien zwar „in der lehrmäßigen und disziplinarischen Tradition der Kirche“ zu verorten, würden aber heute „mit einer neuen Bedeutung und ohne Bezug auf die Tradition verwendet“.

„So wird beispielsweise die Pastoral heute regelmäßig der Sorge um die Lehre gegenübergestellt, die ihre Grundlage sein muss“, führte der Kardinal aus. „Die Sorge um die Lehre und die Disziplin wird als pharisäerhaft charakterisiert, als Wunsch, kalt oder sogar gewaltsam auf die Gläubigen zu reagieren, die sich moralisch und kirchenrechtlich in einer irregulären Situation befinden. In dieser irrigen Auffassung steht Barmherzigkeit im Gegensatz zu Gerechtigkeit, Zuhören im Gegensatz zu Belehrung und Unterscheidung im Gegensatz zu Verurteilen.“

„Andere Begriffe sind säkularen Ursprungs, zum Beispiel ‚Begleitung‘ und ‚Integration‘, und werden verwendet, ohne dass sie in der Wahrheit des Glaubens oder in der objektiven Realität unseres Lebens in der Kirche begründet sind“, hieß es weiter. „So wird beispielsweise die Integration von der Gemeinschaft abgekoppelt, welche die einzige Grundlage für die Teilnahme am Leben Christi in der Kirche ist.“

Bestimmte Begriffe „werden häufig in einem weltlichen oder politischen Sinn verwendet, der von einer sich ständig verändernden Sicht der Natur und der Wirklichkeit geleitet wird“, beklagte Burke. „Die Perspektive des ewigen Lebens wird zugunsten einer Art volkstümlicher Sicht der Kirche verdrängt, in der sich alle ‚zu Hause‘ fühlen sollen, auch wenn ihr tägliches Leben in offenem Widerspruch zur Wahrheit und Liebe Christi steht.“

„Die Angelegenheit ist kompliziert, weil die Rhetorik oft mit der Sprache verbunden ist, die Papst Franziskus umgangssprachlich verwendet, sei es bei Interviews in Flugzeugen oder gegenüber Nachrichtenagenturen oder bei spontanen Äußerungen vor verschiedenen Gruppen“, so Burke weiter. „Wenn man die fraglichen Ausdrücke in den richtigen Kontext der Lehre und Praxis der Kirche stellt, kann man beschuldigt werden, gegen den Heiligen Vater zu sprechen. Infolgedessen ist man versucht, zu schweigen oder zu versuchen, eine Sprache, welche die Lehre verwirrt oder ihr sogar widerspricht, lehrmäßig zu erklären.“

Vorschlag zur Lösung des Problems

Um „eine populistische Rhetorik über die Kirche zu korrigieren“, schlug der Kardinal vor, „die Worte des Mannes, der Papst ist, von den Worten des Papstes als Stellvertreter Christi zu unterscheiden“. Dies habe die Kirche immer getan: „Im Mittelalter sprach die Kirche von den zwei Leibern des Papstes: dem Leib des Menschen und dem Leib des Stellvertreters Christi. In der Tat repräsentiert die traditionelle päpstliche Kleidung, insbesondere die rote Mozzetta mit der Stola, auf der die Apostel Petrus und Paulus zu sehen sind, sichtbar den wahren Leib des Stellvertreters Christi, wenn er die Lehre der Kirche verkündet.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Papst Franziskus lehnte das Tragen der roten Mozzetta bereits unmittelbar nach seiner Wahl zum Papst ab. Lediglich dann, wenn er einigen Segen erteilt, trägt er für wenige Augenblicke eine Stola.

So betonte auch Burke: „Papst Franziskus hat sich entschieden, oft in seinem ersten Leib zu sprechen, dem Leib des Mannes, der Papst ist. Sogar in Dokumenten, die in der Vergangenheit eine feierlichere Lehre darstellten, stellt er klar, dass er keine lehramtliche Lehre, sondern seine eigene Meinung vertritt. Aber diejenigen, die an eine andere Art der päpstlichen Rede gewöhnt sind, wollen jede seiner Äußerungen als Teil des Lehramtes betrachten. Das widerspricht der Vernunft und dem, was die Kirche immer verstanden hat.“

„Die Unterscheidung zwischen den beiden Arten des päpstlichen Redens ist keineswegs eine Missachtung des Petrusamtes“, stellte Burke klar. „Noch viel weniger stellt sie eine Feindschaft gegen Papst Franziskus dar. Im Gegenteil, sie zeugt von höchstem Respekt für das Petrusamt und für den Mann, dem unser Herr es anvertraut hat. Ohne diese Unterscheidung würde man leicht den Respekt vor dem Papsttum verlieren oder zu der Ansicht gelangen, dass man die Gemeinschaft mit der Kirche abbrechen muss, wenn man mit den persönlichen Ansichten des Papstes nicht einverstanden ist.“

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