Berlin/München, 05 Dezember, 2016 / 5:51 AM
Weder die Kontroversen um "Amoris Laetitia" noch Großveranstaltungen im Vatikan konnten da mithalten: Eine der meistgelesenen Geschichten der vergangenen Wochen war die Geschichte von Sankt Bonifatius, und wie dieser den Deutschen den Weihnachtsbaum brachte.
Aber war es wirklich so? "Die Entstehung des typisch deutschen Brauches, zu Weihnachten einen Christbaum aufzustellen, mit dem heiligen Bonifatius, dem Apostel der Deutschen in Verbindung zu bringen, ist an sich ein schöner Gedanke, zumal der Weihnachtsbaum in der Legende theologisch gedeutet wird", so die Verlegerin Petra Kehl.
Das ist Stoff für starke Geschichten, sogar mit starken Männern, zumindest für einen wie Henry Van Dyke, der 1897 in The First Christmas Tree (Der erste Weihnachtsbaum) auch darüber berichtet, dass der stramme Heilige selber "stark wie ein Stock aus Eiche" gewesen sei.
Charmant und zeitgemäßer erzählen heute den Stoff neue Bücher, etwa das Bilderbuch für Kinder "Kristoph und der erste Weihnachtsbaum" von Claudia Cangilla McAdam.
Doch historisch korrekt ist dies alles nicht, betont Petra Kehl. "In den historischen Quellen zum Leben des heiligen Bonifatius gibt es keinen Beleg dafür. Der Volkskundler Dietz-Rüdiger Moser ist in seinem Buch 'Bräuche und Feste im christlichen Jahreslauf' der Geschichte des Weihnachtsbaumes nachgegangen und hat herausgestellt, dass die ältesten Zeugnisse für den Weihnachtsbaum aus dem 16. Jahrhundert stammen".
Damals trug der Baum jedoch noch keine Kerzen, betont die Verlegerin, sondern wurde mit Zuckerwerk und Äpfeln geschmückt, die am 25. Dezember herabgeschüttelt wurden.
"So haben sich die Menschen Sündenfall und Erlösung bildlich vergegenwärtigt. Der 24. Dezember ist nämlich der Gedenktag von Adam und Eva, die ja durch die Frucht des verbotenen Baumes zu Fall kamen, am 25. Dezember wird dann die Menschwerdung des Erlösers gefeiert."
Protestantische und katholische Unterschiede
Erst ab dem 18. Jahrhundert gibt es Belege für den Brauch, den Weihnachtsbaum mit Kerzen zu versehen. Und da war es zunächst ein typisch protestantischer Brauch, während in katholischen Gegenden Deutschlands noch lange die Krippenfeier und die Krippe im Vordergrund standen. Auch wurde der Weihnachtsbaum von liberal-bürgerlicher Seite als Vehikel benutzt, um den christlichen Charakter des Festes in den Hintergrund zu drängen.
Daher, so Kehl, sei es bis Mitte des 20. Jahrhunderts untersagt gewesen, Weihnachtsbäume in katholischen Kirchen aufzustellen. Heute gehören sie selbstverständlich dazu - und die Versuche, den christlichen Charakter des Weihnachtsfestes zu kaschieren, gehen andernorts weiter.
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