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Bischof Feige verortet „bedeutsamen Bruch mit den bisherigen Überzeugungen“ nach Konzil

Bischof Gerhard Feige

Der Magdeburger Bischof Gerhard Feige hat in seiner Predigt am Dreikönigstag für Vielfalt geworben und kritisiert, dass in der Neuzeit „die Idee eines Uniformismus und Zentralismus für unsere Kirche immer prägender“ geworden sei. Der Bischof benutzte gar das Wort „Bruch“, um die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu beschreiben.

„Auch die Kirche hat sich im Laufe der Jahrhunderte verändert, und das nicht nur in Kleinigkeiten“, so Feige. „Schließlich ist sie sowohl in ihrer äußeren Gestalt als auch in ihrer Theologie, ihrem Selbstverständnis und ihrer Verkündigung nicht zeit- und raumlos, sondern dialogisch inmitten der Weltgeschichte unterwegs und davon geprägt.“

Dies bedeute, „das Evangelium immer wieder in die jeweiligen Verhältnisse zu übersetzen, bedeutet Inkulturation und Aggiornamento, Vergegenwärtigung im Hier und Heute. In den letzten Jahrzehnten markiert besonders die Anerkennung der Religions- und Gewissensfreiheit sowie der Menschenrechte einen bedeutsamen Bruch mit den bisherigen Überzeugungen, ebenso der Eintritt in die ökumenische Bewegung und den interreligiösen Dialog oder jüngst die Verwerfung der Todesstrafe.“

„Letztlich ist die vielfältige Inkulturation des Christentums gewissermaßen die Konsequenz aus der Menschwerdung Gottes und seines Eintritts in die Weltgeschichte“, sagte Feige. „Einheit in Vielfalt, so stellte sich jahrhundertelang das Erscheinungsbild von Kirche dar.“

„Dann aber wurde nach der Reformation und angesichts der revolutionären Unruhen in Europa und dem Sturz der Monarchien die Idee eines Uniformismus und Zentralismus für unsere Kirche immer prägender“, argumentierte der Bischof. „Alles sollte überall gleich sein, und die lateinische Sprache, die eigentlich nur wenige verstanden, wurde weltweit zum Symbol dafür. Man verstand sich als eine perfekte Gesellschaft, in der alles bis ins Letzte geregelt war, vom Glauben über die Moral bis hin zur Disziplin.“

Dies habe „vielen ein Gefühl von Sicherheit“ gegeben, räumte Feige ein, und so „einen festen Anker in einer Zeit zunehmend unüberschaubarer Entwicklungen“ dargestellt. „Doch mit dem II. Vatikanischen Konzil rückten die Pluralität der Kulturen wieder stärker in den Vordergrund und damit die Unterschiede in den Bedürfnissen und Voraussetzungen der Menschen.“

„Vielfalt ist es, was unsere Zeit entscheidend kennzeichnet“, sagte denn Feige. „Ebenso vielfältig ist die Art und Weise, wie Menschen darauf reagieren: die einen mit Sorge und Angst, Unverständnis und Ablehnung oder Wut und Hass, andere hingegen mit Interesse und Aufgeschlossenheit. Wir erfahren uns gesellschaftlich wie innerkirchlich inzwischen als gespalten. Dieses Gefühl großer Verunsicherung wird von bestimmten politischen Gruppen nur allzu gerne genutzt, um gegen die Vielfalt eine vermeintliche ‚Volkseinheit‘ zu beschwören. Und traditionalistische oder evangelikale Christen sehen darin dekadente und blasphemische Züge.“

Gleichzeitig räumte er ein, ohne „eine gewisse Einheit“ bestehe „die Gefahr, sich zu entfremden und auseinanderzuleben“. „Grundlegend“ für eine solche Einheit sei „wohl die Achtung der Menschenwürde, Respekt und Anstand, die Bereitschaft, solidarisch und barmherzig miteinander umzugehen, sowie eine generelle Orientierung am Gemeinwohl“.

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