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Kardinalstaatssekretär Parolin: Für Papst Franziskus ist „Verhandeln keine Schwäche“

Kardinal Pietro Parolin

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin hat in einem Interview mit der italienischen Zeitung Corriere della Sera erklärt, für Papst Franziskus sei „Verhandeln keine Schwäche, sondern Stärke. Es ist keine Kapitulation, sondern Mut.“

Der Kardinal reagierte damit auf die Kontroverse, welche um die an diesem Samstag bekannt gewordenen Äußerungen von Papst Franziskus in einem Interview mit dem Schweizer Fernsehsender RSI entstanden ist, das am 20. März vollständig ausgestrahlt werden soll.

In den bereits veröffentlichten Ausschnitten wurde Papst Franziskus nach seiner Meinung über diejenigen befragt, die „den Mut zur Kapitulation, zur weißen Fahne“ fordern, während „andere sagen, dass dies die Stärksten legitimieren würde“.

Papst Franziskus antwortete: „Das ist eine Interpretation. Aber ich glaube, dass diejenigen, die die Situation sehen, an die Menschen denken und den Mut haben, die weiße Fahne zu hissen und zu verhandeln, stärker sind. Und heute ist es möglich, mit Hilfe der internationalen Mächte zu verhandeln. Sie sind da. Das Wort verhandeln ist ein mutiges Wort. Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, hat man den Mut zu verhandeln. Und Sie schämen sich – aber wenn Sie so weitermachen, wie viele Tote wird es dann geben? Und es wird noch schlimmer enden. Verhandeln Sie rechtzeitig, suchen Sie sich ein Land, das als Vermittler auftritt. Heute, zum Beispiel, mit dem Krieg in der Ukraine, gibt es viele, die vermitteln wollen. Die Türkei, zum Beispiel. Schämen Sie sich nicht, zu verhandeln, bevor die Dinge noch schlimmer werden.“

Auf diese Worte von Papst Franziskus reagierte die ukrainische Regierung und erklärte, dass während des Zweiten Weltkriegs nicht von „Friedensverhandlungen mit Hitler“ die Rede gewesen sei.

Vatikan-Sprecher Matteo Bruni sagte am vergangenen Sonntag: „Der Papst benutzte den Begriff der weißen Fahne und antwortete, indem er das vom Interviewer vorgeschlagene Bild aufgreift, um damit die Einstellung der Feindseligkeiten, den mit dem Mut zur Verhandlung erreichten Waffenstillstand zu bezeichnen. In einem anderen Teil des Interviews, in dem er von einer anderen Konfliktsituation spricht, sich aber auf jede Kriegssituation bezieht, sagt der Papst ganz klar: ‚Eine Verhandlung ist niemals eine Kapitulation.‘“

Am Dienstag war es Kardinal Parolin, der sich zu der Kontroverse äußerte: „Wie der Leiter des vatikanischen Pressebüros unter Berufung auf die Worte des Heiligen Vaters vom 25. Februar in Erinnerung ruft, besteht der Appell des Papstes darin, ‚Bedingungen für eine diplomatische Lösung auf der Suche nach einem gerechten und dauerhaften Frieden zu schaffen‘.“

Die Schaffung der Bedingungen für eine diplomatische Lösung „liegt nicht in der Verantwortung einer Seite, sondern beider, und die erste Bedingung scheint mir gerade die Beendigung der Aggression zu sein“, fügte er hinzu.

In diesem Zusammenhang unterstrich er, der Heilige Stuhl rufe „weiterhin zu einem ‚Waffenstillstand‘ auf – und die Aggressoren sollten die ersten sein, die das Feuer einstellen –, und damit zur Aufnahme von Verhandlungen“.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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