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Bischof Kohlgraf: Seelsorge hat „auch eine politische Dimension“

Bischof Peter Kohlgraf

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf hat am Dienstag erklärt, „dass Seelsorge auch eine politische Dimension hat“. Der Bischof äußerte sich im Rahmen einer Veranstaltung am Vorabend des Tags der Arbeit, bei der er auf das 60-jährige Bestehen der Betriebsseelsorge im Bistum Mainz einging.

Seelsorge berühre „nicht nur den Bereich der reinen ‚Frömmigkeit‘ oder Innerlichkeit“, so Kohlgraf. „Menschen in einer Gesellschaft und auch in Arbeitsbeziehungen sind verbunden und tragen Verantwortung füreinander. Die katholische Soziallehre hat mit diesem Prinzip einen guten Weg gefunden, um einerseits das Recht der Person auf gerechte Behandlung und andererseits auch an die Verantwortung jedes und jeder Einzelnen für das Gemeinwohl zu erinnern.“

„Diese Verantwortung tragen selbstverständlich nicht nur die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, sondern auch die, die Arbeit anbieten“, betonte er. „Ich darf auch sagen, dass ich als Bischof vielen Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern begegne, die sich ihrer Verantwortung im christlichen Sinne bewusst sind. Und dennoch müssen unsere Seelsorgerinnen und Seelsorger immer wieder auch in die Konfrontation, indem sie die Arbeitenden unterstützen.“

„Dass ein Mensch arbeiten kann, ist Ausdruck seiner Würde und ein Beitrag zum Gemeinwohl“, erläuterte Kohlgraf. „Arbeitsbedingungen müssen schlussfolgernd so gestaltet sein, dass die Arbeit und auch die Entlohnung Ausdruck der Menschenwürde sind. Dafür setzt sich die katholische Soziallehre ein, und die Betriebsseelsorge ist vielleicht eine Art Einsatzgruppe, um diese Solidarität zu bezeugen und gegebenenfalls einzufordern.“

„Dass sie damit manchmal in eine bestimmte politische Ecke gestellt wird, verbindet sie mit dem argentinischen Papst Franziskus, den manche sogar als Kommunisten beschimpfen“, so der Mainzer Bischof weiter. „In der Betriebsseelsorge ist die Kirche und ihr Engagement politisch.“

„Wer die Kirche aus politischen Fragen heraushalten will, sollte sich der Tradition bewusst sein“, mahnte Kohlgraf. „Ich habe an die katholische Soziallehre erinnert. Aber das war nicht der Anfang. Natürlich ist die Bergpredigt ein politischer Text, wenn Jesus die Verfolgten und Ausgebeuteten, die Friedensstifter und Gerechten, die Armen und Trauernden seligpreist.“

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