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Dominikaner Radcliffe bei Einkehrtagen vor Weltsynode: Wahrheit suchen, Ängste überwinden

P. Timothy Radcliffe OP

Pater Timothy Radcliffe OP hat die Teilnehmer an der zweiten und letzten Sitzung der Weltsynode zur Synodalität aufgefordert, nach der Wahrheit zu suchen und ihre Ängste zu überwinden. In Erwartung der Eröffnung der zweiten Phase der Weltsynode zur Synodalität am 2. Oktober leitet der ehemalige Ordensmeister der Dominikaner (von 1992 bis 2001 im Amt) die Einkehrtage, die seit Montag in Rom stattfinden.

Seine Überlegungen basieren auf dem Johannesevangelium und konzentrieren sich auf vier Szenen rund um die Auferstehung, die er mit den Titeln „Suche im Dunkeln“, „Verschlossener Raum“, „Der Fremde am Strand“ und „Frühstück mit dem Herrn“ überschrieb. Er wollte auf unterschiedliche Weise „ein Licht darauf werfen, wie wir eine missionarische synodale Kirche in unserer gekreuzigten Welt sein können“. Am Montagmorgen hielt er seine ersten beiden Ansprachen.

Der 79-jährige Dominikaner hatte erst kürzlich in einem im L’Osservatore Romano veröffentlichten Artikel behauptet, das „Verlangen“ nach gleichgeschlechtlicher Anziehung sei wie jedes andere Verlangen „gottgegeben“ und müsse eher „erzogen“ als verleugnet werden.

Komplementarität bei der Suche nach der Wahrheit

In der ersten Ansprache brachte Radcliffe zu Beginn seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die Synodenteilnehmer „beginnen, diejenigen, mit denen wir nicht übereinstimmen, nicht als Gegner, sondern als Mitjünger und Mitsuchende zu sehen“.

Die Auferstehungsgeschichte beginnt damit, dass Maria Magdalena den Herrn in der Nacht sucht. Vor diesem Hintergrund wies der Prediger darauf hin, dass „auch wir das Gefühl haben können, im Dunkeln zu tappen. Seit der letzten Vollversammlung haben viele Menschen, auch die Teilnehmer dieser Synode, Zweifel daran geäußert, ob irgendetwas erreicht werden kann.“

An dem Ort, an dem der auferstandene Herr ist, befinden sich drei Personen: Maria Magdalena, Johannes und Petrus: „Jeder sucht den Herrn auf seine Weise; jeder hat seine eigene Art zu lieben und jeder hat seine eigene Leere. Jeder dieser Suchenden hat seine eigene Rolle in der Morgenröte der Hoffnung. Es gibt keine Rivalität. Ihre gegenseitige Abhängigkeit verkörpert das Herz der Synodalität“, so der Dominikaner.

Radcliffe wies darauf hin, dass „wir es wagen müssen, die tiefsten Fragen unseres Herzens in diese Synode einzubringen, rätselhafte Fragen, die uns zu einem neuen Leben einladen“, so dass „wir, wenn wir den Fragen der anderen mit Respekt und ohne Angst zuhören, eine neue Art des Lebens im Geist finden werden“.

So prophezeite er, dass die Weltsynode zur Synodalität ein Moment der Gnade sein werde, „wenn wir einander mit Mitgefühl betrachten und Menschen sehen, die wie wir auf der Suche sind“, anstatt „diesen schrecklichen konservativen Kardinal“ oder „diese furchterregende Feministin“ zu sehen.

Die drei Arten der Suche, die von Maria Magdalena, Johannes und Petrus dargestellt werden, „entsprechen den drei Leeren in unserem Leben: zärtliche Liebe, die nach Präsenz sucht; die Suche nach Sinn, Licht und Vergebung“.

Nach Ansicht von Radcliffe repräsentiert jeder von ihnen „eine Gruppe, die sich bei der letzten Vollversammlung irgendwie ausgeschlossen gefühlt hat“ (Frauen, Theologen und Pfarrer), die nicht darum konkurrieren sollten, „als Opfer gesehen zu werden“, denn „die Suche nach dem Herrn in der Dunkelheit braucht all diese Zeugen, so wie die Synode all die Arten braucht, in denen wir den Herrn lieben und suchen“.

Heiligkeit bedeutet, in Gott lebendig zu sein

In seiner zweiten Ansprache ging Radcliffe auf die Ängste der Jünger ein, die eingeschlossen waren, bevor sie zu Pfingsten den Heiligen Geist empfingen. So wies er darauf hin, dass „die Herausforderung für uns darin besteht, einander zu helfen, den verjüngenden Heiligen Geist tief einzuatmen“. In diesem Sinne lud er uns ein, über „die Ängste nachzudenken, die uns daran hindern können, in Gott lebendig zu werden“.

„Wir alle kennen die Angst, verletzt zu werden. Einige von uns kommen zu dieser Versammlung aus Angst, keine Anerkennung und Akzeptanz zu finden. Unsere Hoffnungen für die Kirche können enttäuscht werden“, so der Dominikaner, der darauf hinwies, dass „in Gott zu leben bedeutet, keine Angst zu haben, verletzt zu werden“.

Außerdem betonte er: „Einer der Brüder kann das Geschlecht wechseln, der Verwalter kann mit dem Geld abhauen, die Kirche kann gesprengt werden! Aber Christus ist gestorben, Christus ist auferstanden und Christus wird wiederkommen.“

Radcliffe erklärte weiter, dass „der Friede Gottes nicht bedeutet, dass wir uns in Frieden fühlen“ und dass für viele der Anwesenden „die größte Herausforderung vielleicht darin besteht, mit sich selbst in Frieden zu sein“.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Er fuhr fort und beschrieb die Angst vieler, dass sich die Kirche, die sie lieben, in gewisser Hinsicht verändern oder nicht verändern wird: „Unsere heftige Liebe zur Kirche kann uns paradoxerweise auch engstirnig machen: Die Angst, dass sie durch zerstörerische Reformen untergraben wird, die die Traditionen, die wir lieben, untergraben. Oder die Angst, dass die Kirche nicht das offene Haus wird, nach dem wir uns sehnen. Es ist sehr traurig, dass die Kirche oft von denen verletzt wird, die die Kirche lieben.“

Nachdem er betont hatte, dass „die Pforten des Hades nicht überwunden werden können“, warnte der Dominikaner, dass „unsere Liebe zur Kirche uns auf ganz unterschiedliche Weise in eine enge Welt einschließen kann, in der wir auf unseren kirchlichen Nabel schauen und andere beobachten, bereit, ihre Abweichungen zu entdecken und sie anzuprangern“.

So kritisierte er, dass „die Sünde uns in die Gefängnisse des Narzissmus und der Parteipolitik sperrt“. Angesichts dessen erklärte er, dass „diese Synode kein Ort ist, um über strukturelle Veränderungen zu verhandeln, sondern um sich für das Leben, für Umkehr und Vergebung zu entscheiden“. Er rief auch dazu auf, dass die Weltsynode zur Synodalität „all die Gewalt, die in unseren Herzen ist“, überwinden solle.

Schließlich wandte sich Radcliffe an die Theologen, die sich „manchmal aus Angst vor dem Gespräch mit dem Volk Gottes in den geschlossenen Raum der Akademie zurückziehen“.

Er erkannte an, dass ihre Arbeit notwendig ist, um „uns in dem zu halten, was der heilige Paulus ‚Gehorsam des Glaubens‘ nennt“, betonte aber, dass „diese harte Disziplin des Studiums letztlich im Dienst des Gesprächs mit unseren Zeitgenossen steht, um sie auf dem Weg in das unendliche Geheimnis der göttlichen Liebe zu begleiten“.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Prensa, der spanischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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