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Trotz Völkermord und Leid: Iraks Christen harren aus, sagt dieser chaldäische Bischof

Christliche Flüchtlinge im Heiligtum von Mrtshmony, einer katholischen Wallfahrtskirche in Erbil (Nordirak).

Auch wenn der Vernichtungsfeldzug des Islamischen Staates erst ein paar Jahre alt ist: Die Christen im Zweistromland erleiden seit Jahrhunderten immer wieder Verfolgung. Ihr Glaube hat jedoch überlebt und ihre Gemeinschaft wird bleiben, vorausgesetzt, ihre materiellen Bedürfnisse werden erfüllt – sagt ein Chaldäisch-Katholischer Bischof.

"Die Leidensgeschichte der irakischen Christen ist ein fortwährendes Phänomen", betont Weihbischof Bawai Soro im Interview mit CNA.

Bischof Soro ist von der Chaldäischen Eparchie von Sankt Peter dem Apostel im kalifornischen San Diego (USA).

"Seit zweitausend Jahren ist es die Geschichte des Leidens, einer leidenden Kirche", fügte er hinzu, "eine Kirche der Märtyrer".

Vor 100 Jahren auch schon Völkermord

Bischof Soro ist ein gebürtiger Iraker, der 1976 als Flüchtling in die USA kam.

CNA gegenüber schildert er, wie seine Großeltern noch Zeuge der Massaker der osmanischen Türken an den Assyrischen Christen waren: Im Völkermord an den Armeniern während des ersten Weltkriegs wurden auch hunderttausende Assyrische Christen (sowie andere christliche Gruppen, etwa Pontos-Griechen) Opfer der Verfolgung. Viele starben, andere mussten fliehen.

"Das gleiche, die ganz gleiche Geschichte wiederholte sich 100 Jahre später", so Bischof Soro. "Aber das Erstaunliche ist, dass meine Großeltern diese Schwierigkeiten überlebten und den Glauben an die nächste Generation weitergeben konnten, was diese, jetzige Leidensgeneration auch tun wird."

USA hat den neuen Völkermord anerkannt

Der chaldäische Katholik sprach mit CNA am 7. Juni nach einer Presse-Konferenz in der US-Hauptstadt für den "Iraq and Syria Genocide Emergency Relief and Accountability Act of 2017".

Das Gesetz würde der US-Regierung ermöglichen, humanitäre Hilfe direkt an Kirchen in Syrien und im Irak zu entsenden, um so den christlichen Opfern des andauernden Völkermords durch den Islamischen Staat wirklich helfen zu können.

Zum Begriff des "Völkermords": Die USA hat die gezielte Vernichtung von Jesiden, Christen und Schiiten durch den IS längst offiziell als Genozid anerkannt - im Gegensatz zu Deutschland und anderen Ländern, deren politische Bereitschaft, Christen zu helfen, nicht unumstritten ist:

(Artikel wird unten fortgesetzt)

Hilfe erreicht nicht die Betroffenen

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Zahlreichen Berichten zufolge erreichen Hilfeleistungen nicht die betroffenen Christen in der Region. Einmal, weil sich nicht alle Christen in UN-Flüchtlingslagern aufhalten; aber auch, weil die irakische Regierung und Regionalverwaltungen viele Gelder aufsaugen. 

Das neue Gesetz, dass auch Bischof Soro befürwortet, soll sicherstellen, dass die Hilfe denen zugute kommt, die sie am dringendsten benötigen.

Das Repräsentantenhaus hat dem neuen Gesetz bereits zugestimmt. Am kommenden Dienstag kommt es vor die zweite Kammer des Kongresses, den Senat.

Zahl der Christen im Irak gesunken

"Die aktuelle Lage der Christen im Irak und in Syrien ist weiterhin sehr unsicher"; sagte Bischof Soro bei der Pressekonferenz. "Als religiöse Minderheit leiden Christen unter der Behandlung verbleibender Elemente radikal-islamischer Gruppen und deren Vorgehensweise". 

Seit der US-Invasion im Jahr 2003 ist die Zahl der Christen im Land drastisch gesunken. Innerhalb 14 Jahren von 1,5 Millionen auf unter 300.000.

Nachdem der Islamische Staat im Jahr 2014 den Norden des Irak eroberte, und dabei Jesiden, Christen sowie muslimische Gruppen, die sich dem neuen "Kalifat" nicht unterordnen wollten, ermordeten, vergewaltigten, versklavten oder vertrieben, schlugen sich Flüchtlingsfamilien meist nach Kurdistan durch - in der Stadt Erbil etwa leben seither tausende Binnenvertriebene.

Vertriebene Christen brauchen Lebensmittel

Deren Situation ist katastrophal, wie der Leiter des Ausschusses für Globale Menschenrechte im Repräsentantenhaus betonte – der Republikaner Chris Smith.

Der Abgeordnete erklärte bei der Presse-Konferenz, dass private Hilfsaktionen ihre Leistungsgrenzen erreicht hätten und dem Chaldäischen Erzbischof von Erbil, Bashar Warda, zufolge den Menschen "extreme Nahrungsmittel-Knappheit" droht.

Christen seien auch "benachteiligt" worden von Hilfsorganisationen, die "gerne politisch korrekt sein wollen" und glauben, sie müssten allen Menschen gleich helfen, sagte Bischof Soro.

Doch Christen und andere Minderheiten brauchten gezielte Hilfe, weil sie oft nicht internationale Unterstützung erreiche, die von der UN oder einzelnen Nationen komme, so der gebürtige Iraker.

Wenn es darum gehe, Christen zu helfen, dann "sollten [Christen] dies jenseits Politischer Korrektheit zu tun", betonte Bischof Soro gegenüber CNA.

Er rief die Christen der USA auf, "weiterhin politisch Druck auszuüben" und die US-Regierung dafür zur Verantwortung zu ziehen, dass Hilfe gleichgerecht verteilt werde und auch "direkt den Christlichen Gemeinschaften hilft", sagte er. 

Dabei gehe es um mehr als die Soforthilfe: Auch langfristig müsse dafür gesorgt werden, dass Iraks Christen sich selbst unterstützen können und eigenverantwortlich Zugang zu Wasser, Strom und medizinische Versorgung organisieren können.

Als irakische Staatsbürger müssten sie auch die Rechte ausüben dürfen, die ihnen zustehen, so der Weihbischof weiter. Dazu gehöre eine entsprechende Verankerung und Einhaltung der Menschenrechte.

Lebenswichtig sei es, Christen im Irak zu halten, denn sie "sind, und waren schon immer, die Gründer von Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen" in der Region, so Bischof Soro. "Sie waren oft die Friedensstifter und Reformkräfte", fuhr er fort.

"Als religiöse Minderheit und als friedensliebende Menschen können sie, und nur sie, die großen Gruppen des irakischen Volks zusammenbringen, Schiiten, Sunniten, Jesiden, Kurden und die anderen Minderheiten. Als Helfer, der vorsichtig und besonnen die Gegenwart heilt und eine vielversprechende Zukunft anbietet".

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