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Pilgern am Jakobsweg: Bischöfe schreiben den Gastgebern der Wallfahrer

Unterwegs auf dem Jakobsweg

Wer Pilger auf dem Weg zum Grab des heiligen Jakobus beherbergt, der sollte sich nicht nur um deren leibliches Wohl kümmern, sondern auch deren seelisches. Wie? Das erklären die Bischöfe Spaniens und Frankreichs in einem neuen Schreiben.

Seit einem guten Jahrtausend pilgern Wallfahrer auf dem Camino. Egal, wo die Reise losgeht – in Spanien heißt es dazu immer: "Bei Dir zuhause" – ist der Weg nach Santiago ein langer. Meistens geht man ihn zu Fuß.

Wie seit der Blütezeit des Mittelalters sind Pilger nicht nur körperlich unterwegs. Sie sind auf einer spirituellen Wanderschaft. Für beides – Körper wie Seele – spielen die Herbergen eine wichtige Rolle: Viele Klöster, Stifte und Kirchen betreuen die Pilger. Aber auch Familien, Gasthäuser, Hotels und andere bieten Unterkunft.

Pilger streben mit Körper und Seele nach Gott

Diese Gastfreundschaft ist nicht selbstverständlich. Aber sie ist Ausdruck einer langen christlichen Tradition, erinnern die Bischöfe in ihrem Brief an die Herbergen, die auch in anderen Zeitaltern und Zivilisationen gepflegt wurde. Es gehe darum, "willkommen zu heißen, Essen und Trinken zu gehen, ein Bett und Geld für die Reise, Worte der Anerkennung und der Orientierung.

Gastfreundschaft habe auch schon Abraham den Fremden gezeigt, die in Mamre zu ihm kamen; und sie ist "die Barmherzigkeit, die der Samariter dem Verletzten zeigte, der ihn zu einer Herberge trug und Geld hinterließ, damit er geheilt werde und sich erholen konnte, solange dies notwendig war", so die Bischöfe.

Der am 12. Juli veröffentliche Brief trägt die Überschrift "Begrüßung und Gastfreundschaft auf dem Camino". Er ist an alle gerichtet, die Pilger auf dem Jakobsweg aufnehmen. Dessen Wegenetzwerk zum Grab des Heiligen zieht sich durch ganz Europa.

Seit mehr als 1.000 Jahren machen sich Christen auf dem Weg zum Grab des Heiligen. In moderner Zeit schließen sich Ihnen auch immer wieder Nichtgläubige an, die aus ganz unterschiedlichen Gründen auf Wanderschaft gehen – nicht wenige entdecken dabei, dass auch sie nach Gott streben.

Wer als "echter Pilger" anerkannt werden will, muss mindestens 100 Kilometer Wallfahrt zurücklegen.

Jedes Jahr machen sich Hunderttausende auf den Weg nach Compostela. In ihrem 20 Seiten langen Brief erinnern die Bischöfe an die Geschichte der Unterbringung von Pilgern. Diese sei historisch nicht immer unbedingt auf dem wünschenswerten Niveau gewesen. Kranke und arme Pilger seien nicht immer gut behandelt worden. In den letzten Jahrzehnten habe sich die Lage jedoch verbessert.

Ein Kruzifix, Jakobus und Maria müssen zu sehen sein

Wichtig sei das lebendige Zeugnis als gläubige Christen. Wer Pilger aufnehme, solle zwar nicht übertreiben, aber den christlichen Glauben auch sichtbar machen – sowohl in der Unterkunft, als auch im Umgang mit den Wanderern. Nicht fehlen darf ein Kurzifix über dem Eingang, sowie ein Bild des heiligen Jakobs, und natürlich Marias. Dabei raten die Bischöfe, wenn möglich eine örtliche Darstellung der Muttergottes zu wählen. Broschüren über das Leben des Apostels seien empfehlenswert, ebenso wie natürlich die Heilige Schrift sowie relevante Schreiben der Kirche.

Neben dieser notwendigen geistlichen Orientierung für die Seele raten die französischen und spanischen Hirten auch zur praktischen: Informationsmaterial über den Zielort der Pilgerfahrt sollen die Gastgeber bereitsstellen, etwa über die Öffnungszeiten im Pilgerbüro, sowie örtliche Sehenswürdigkeiten. 

Wer als Gastgeber eine Kirche in der Nähe hat, den ermutigen die Bischöfe dazu, mit Hilfe anderer Pfarrei-Angehöriger mit dem Priester zu organisieren, dass das Gotteshaus für Gebet, Kontemplation und Meditation geöffnet ist. 

Die Pfarrer sind aufgerufen, den Pilgern die heilige Messe anzubieten, Vesper und Reise-Segen, aber auch Informationen darüber, wie man Priester wird.

In Pilger-Gruppen, die ihren eigenen Priester dabei haben, soll dieser die Möglichkeit haben, sich an der Feier der Sakramente und der Gebete zu beteiligen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Von Praxis-Tipps über Gebets-Zeiten bis zur Berufungsfrage

Christliche Gastgeber, die merken, dass nicht-christliche Herbergen und Unterkünfte daran scheitern, diese Dinge anzubieten, sollen diese unterstützen und helfen, etwa dabei den Pilgern die Öffnungszeiten der Kirchen und Pilgerbüros mitzuteilen.

Eine besondere Rolle spielen Klöster und andere Häuser religiöser Gemeinschaften. Viele Pilger "suchen und schätzen" deren Gastfreundschaft, so die Bischöfe. Deshalb müssten diese Einrichtungen ausgebaut werden. Die Kirche biete diesen gezielte Unterstützung an, um sich des Wohls der Wallfahrer annehmen zu können.

Dabei ermutigen die Bischöfe die Klöster, ihre Gäste am Ordensleben teilhaben zu lassen, wann und wie immer möglich: Pilger sollen so Schweigen lernen können, und mit den Ordensleuten beten. Aber auch das gemeinsame Mahl soll, wo möglich, praktiziert werden, und der gegenseitige Austausch gepflegt, damit Pilger mehr über die vielen Wege der christlichen Berufung im Orden erfahren. 

Vielleicht entdeckt so der eine oder andere Pilger, dass seine Wallfahrt in eine eigene Berufung führt.

Empfehlenswert sei, einen Bruder oder eine Schwester im Kloster für diese Rolle zu identifizieren, der dann dafür verantwortlich ist, "damit, zu welcher Stunde auch immer sie am Kloster anklopfen, sie wie Christus selbst willkommen geheißen werden können".

Wer als einzelner Gastgeber Pilger aufnimmt, so die Bischöfe weiter, bedarf einer guten Bildung in der Weitergabe des Glaubens. "Getauft zu sein, und ein praktizierender Katholik, reicht nicht um ein christlicher Gastgeber zu sein", so die Bischöfe.

"Es bedarf einer Ausbildung, die einem erlaubt, den eigenen Glauben zu vertiefen", schreiben sie weiter. Denn zwangsläufig führe der Kontakt mit Pilgern dazu, dass man Fragen über den Glauben beantworten können muss, darunter tiefgehende über das Glaubensbekenntnis, das Vaterunser, sowie Religion, Moral und die Kirche insgesamt – ihre Geschichte, Struktur, Rolle und wie der Katholizismus sich von anderen Formen des Christentums unterscheidet

Gute Gespräche, nicht 'Small Talk' oder Interviews

Wichtig sei dabei, Pilgern gut zuhören zu können, ohne zu provozierende Fragen zu stellen. "Der christliche Gastgeber ist weder Journalist noch Psychologe". 

Im Dialog mit Pilgern reiche es aber auch nicht, Small Talk zu machen. Wer Fragen stelle wie "Was ist Ihr Eindruck vom Jakobsweg?" oder "Hält die Wallfahrt, was Sie sich davon versprochen haben?", der erhalte nur oberflächliche Antworten, mahnen die Bischöfe, wie "es sind zu viele Pilger unterwegs" oder "ich habe da ein nettes Ehepaar kennengelernt".

Vielmehr sollte der Gastgeber "in mindestens zweifacher Hinsicht Zeuge seines Glaubens sein. Erstens durch sein Beispiel. Dabei gehe es nicht nur darum, sichtbar Christ zu sein, sondern Pilger "offen, geschwisterlich, und froh alle und jeden zu empfangen, der zu einem kommt, ohne Unterscheidung, selbst wenn der Pilger schlechte Laune hat, stinkt oder sogar aggressiv ist".

"In jedem Pilger, der zu einem kommt, wird der Gastgeber Christus sehen, wird er ein Geschöpf Gottes sehen, und ihn bei sich aufnehmen", schreiben die Bischöfe. Wichtig sei es, dies fröhlich zu tun, denn der Glaube sollte nicht "traurig, launisch oder depressiv" gelebt werden.

Die Pilgerfahrt sei eine Reise der Hoffnung, und jeder Schritt bringe die Pilger diesem Ziel näher, betonen die Bischöfe.

"Jeder Gastgeber ist Zeuge dieser Hoffnung, der Liebe Gottes, der Verzeihung der Sünden, der erlösten Menschheit". 

Christliche Herbergen, bitten die Bischöfe, sollten sich mit Spenden über Wasser halten, oder einen "sehr günstigen Preis" verlangen, bitten die Hirten. Wer selber den Camino schon gegangen sei, sollte sich überlegen, ehrenamtlich denen zu helfen, die ihn nun gehen. So gebe man zurück, was man selebr auf der Wallfahrt erhalten habe.

Zum Abschluss schreiben die Bischöfe, dass die Wallfahrt ein großes Symbol menschlichen und christlichen Lebens sei. Das habe auch der Papst so gewürdigt. Und sie vertrauen alle, die Pilger beherbergen, der Muttergottes an. Denn durch Maria, so die Hirten, "kam der Sohn Gottes auf die Welt und begann seine irdische Pilgerreise, mit der Konsequenz, dass die Wahrheit der Auferstehung und der Erlösung verquickt ist mit der Wahrheit Marias."

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