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Kardinal Marx reagiert auf Missbrauchsstudie der Diözese Trier, bittet um Verzeihung

Kardinal Reinhard Marx

Noch am Donnerstag hat Kardinal Reinhard Marx auf die wenige Stunden zuvor für das Bistum Trier veröffentlichte Missbrauchsstudie reagiert. Der heutige Erzbischof von München und Freising war von 2002 bis 2008 Bischof von Trier. In dieser Zeit gab es laut Studie 21 Beschuldigte und mindestens 35 Missbrauchsbetroffene.

Die Kurzfassung der Studie berichtete: „Von den 21 Beschuldigten waren 11 als ‚Einmal- und Gelegenheitstäter‘ (≤ 5 Betroffene) und 7 als ‚Mehrfach- und Intensivtäter‘ (≥ 10 Betroffene) einzustufen. Drei weitere wurden ausschließlich wegen Kinderpornographie auffällig. Auch die Mehrzahl der betroffenen Minderjährigen (30 von 35) waren männlich.“

Es habe vier zentrale Versäumnisse in der Amtszeit von Marx gegeben. So sei er bei seinem Amtsantritt „nicht über alle bekannten Missbrauchsfälle“ informiert worden. Auch die Kommunikation mit Strafverfolgungsbehörden „blieb mangelhaft“. Drittens hätten die „alten Gewohnheiten der ‚pastoralen Milde‘“ fortgewirkt, sodass verschiedene Beschuldigte unzureichend sanktioniert wurden. Schließlich kritisierte die Studie auch, dass nur in zwei Fällen den Missbrauchsbetroffenen konkrete Hilfe angeboten wurde.

Marx ging konkret auf diese Vorwürfe ein. Er sagte, er könne sich nicht erinnern, „dass mich Betroffene während meiner Trierer Amtszeit um ein persönliches Gespräch gebeten hätten. Ich mag mich aber täuschen. Wie ich schon mehrfach gesagt habe: Wir alle, auch ich, waren damals nicht ausreichend sensibel und sind nicht aktiv und systematisch auf Betroffene, gerade im Blick auf die Vergangenheit, zugegangen, haben uns nicht angemessen in ihre Perspektive hineinversetzt.“

„Wie im Zwischenbericht dargestellt, wurde mir zu Beginn meiner Amtszeit als Bischof von Trier keine Übersicht über bis dahin ggf. bekannte Missbrauchsfälle übergeben“, fuhr Marx fort, der zugab, es sei ihm „auch nicht in den Sinn“ gekommen, „danach zu fragen“.

Zu seiner Zeit als Bischof von Trier habe der Fokus den Leitlinien gemäß darauf gelegen, „Beschuldigte zur Selbstanzeige zu bewegen. Im Rückblick ist klar, dass das keine angemessene Vorgehensweise war. Auch wenn es keine Anzeigepflicht gibt, haben wir uns seit geraumer Zeit auch in der Erzdiözese München und Freising selbst dazu verpflichtet. Eine Herausforderung dabei bleibt, vor allem das Wohl von Betroffenen zu wahren.“

„Die damaligen Möglichkeiten hinsichtlich der Anzeigepflicht und Sanktionierung (inkl. sog. ‚Rom-Meldung‘) empfinde ich aus heutiger Sicht mindestens als nicht hinreichend klar“, gab der Kardinal zu.

„Die Leitlinien von 2002 waren der Orientierungspunkt für unser Handeln, und dazu gehörte auch, dass es ohne aktuelles forensisches Gutachten keinen pastoralen Einsatz von Missbrauchsbeschuldigten und -tätern geben kann“, fuhr er fort. „Ich halte deshalb fest, dass ich demgemäß darum gebeten habe und davon ausgegangen bin, dass entsprechend gehandelt wird.“

„Das geschah wahrscheinlich nicht im Blick auf sog. ‚Altfälle‘, sofern sie mir damals überhaupt bekannt waren“, so Marx weiter. „Und es geschah ggf. auch nicht, wenn kein pastoraler Einsatz mehr vorgesehen war. Im Einzelfall kann ich das jedenfalls nur aus der Erinnerung nicht mehr genau sagen. Heute bewerte ich die Aussagekraft der Gutachten sicher kritischer als damals.“

Zudem räumte er ein: „Präzise und nachvollziehbare Auflagen waren bei Sanktionierungen in diesen Jahren sicher noch unzureichend, auch im Sinne einer ausreichenden Aufsicht.“

Marx erklärte, es schmerze ihn, erkennen zu müssen, dass er in seiner Verantwortung als Bischof von Trier „nicht allen Menschen gerecht“ wurde, „die meiner bischöflichen Sorge anvertraut waren. Durch meinen Wechsel nach München konnte ich das im Bistum Trier nachvollziehbarerweise auch nicht wieder gut machen durch Aufarbeitung, Prävention und konsequentes Handeln in Betroffenenperspektive.“

Und: „Mir ist bewusst, dass das Handeln der Trierer Bistumsleitung während meiner Amtszeit deshalb nicht immer so eindeutig war, wie ich mir das aus heutiger Sicht wünschen würde. Mit dem Wissen von heute würde ich natürlich manches anders machen, und wir handeln ja auch heute anders. Insbesondere gilt das für die Situation direkt und indirekt Betroffener. Das bedauere ich tief und bitte die Menschen um Verzeihung, denen ich nicht gerecht geworden bin.“

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