Redaktion, 09 Dezember, 2025 / 7:00 AM
Als „schmerzhaft und heilsam“ zugleich hat Bischof Stefan Oster SDB die Veröffentlichung der Missbrauchsstudie für sein Bistum Passau beschrieben. Der etwa 400 Seiten umfassende Bericht, verantwortet durch den Historiker Marc von Knorring an der Universität Passau, wurde am Montag veröffentlicht.
Die Studie spricht von 128 Missbrauchsbeschuldigten, was im Zeitraum von 1945 bis (fast) in die Gegenwart einem Anteil von 5,3 Prozent aller Geistlichen entspricht. Die Zahl der Missbrauchsbetroffenen schätzt die Studie auf mindestens 672.
Außerdem hieß es: „Gemessen an der Zahl der jeweils quellenmäßig nachweisbaren ‚aktiven‘ Beschuldigten hatte das Missbrauchs- und Gewaltgeschehen im Bistum Passau seinen quantitativen Höhepunkt in der unmittelbaren Nachkriegszeit, unter Bischof Simon Konrad [Landersdorfer OSB] (1936–1968), um dann bereits in dessen letzten Amtsjahren, seit ca. 1960, drastisch abzusinken. Unter seinem Nachfolger Antonius [Hofmann] (1968–1984) setzte sich dieser Trend ebenso deutlich fort, unter Bischof Franz Xaver [Eder] (1984–2001) erreichten die Zahlen schließlich einen Tiefpunkt.“
Zur jüngsten Zeit hielt die Studie fest: „Einem langsamen Wiederanstieg hin zum Zeitpunkt der Amtsübernahme Bischof Wilhelms [Schraml] (2001/02–2014) folgte ein neues „Hoch“, der Stand der 70er-Jahre wurde abermals erreicht; zum Pontifikat Bischof Stefans [Oster] (seit 2014) hin sanken die Zahlen dann auf ihren historischen Tiefststand.“
Kurz nach Veröffentlichung der Studie sagte Oster, sie sei schmerzhaft, „weil sie detailliert und ohne Schonung nachweist, wie häufig in den Jahrzehnten nach dem letzten Krieg Missbrauch vorgekommen ist – und wie er zugleich bagatellisiert und vertuscht worden ist“.
„Verantwortliche der Kirche wollten sich und das Ansehen ihrer Institution schützen, wollten gnädig mit Tätern sein und waren vor allem blind für betroffene Kinder und Jugendliche“, räumte Oster ein. „Das ist der größte Skandal – und er wurde auch noch gestützt – und das zeigt die Studie ganz eindringlich – durch ein kirchliches und gesellschaftliches Milieu, in dem solches Geschehen nicht geglaubt oder tabuisiert wurde.“
„Ein starkes Kapitel der Studie spricht von den so genannten Bystandern, von Mitwissern also oder von Menschen, die etwas wahrgenommen hatten, sich aber aus vielerlei Gründen nicht aus der Deckung trauten oder mit Beschuldigten solidarisiert haben“, hob Oster hervor. „Durch Kulturen des Schweigens, durch die Überhöhung des Priesters und durch Missachtung des Leids von Betroffenen“ hätten hunderte Menschen „oft unsägliches Leid erlitten mit Folgen, die oft ein Leben lang anhalten“.
„Ich kann nur einmal mehr voll Scham bekennen, dass verantwortliche Personen bei diesem Thema in der Kirche massiv versagt haben“, räumte der Bischof ein. „Ich kann auch heute wieder nur im Rückblick mit großer Hilflosigkeit um Verzeihung bitten, weil vieles einfach nicht wieder gut zu machen ist.“
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