Redaktion, 10 Dezember, 2025 / 9:00 AM
Die Theologische Kommission der Internationalen Marianischen Vereinigung fordert eine grundlegende Neubewertung des vatikanischen Dokuments Mater populi fidelis. Aus ihrer Sicht stehen dabei theologische Unschärfen, auslassende Darstellungen und eine problematische Bewertung traditioneller Marientitel im Zentrum.
40 Theologen und Bischöfe sind in der Kommission vertreten und analysieren aktuelle mariologische Fragen. In ihrer Pressemitteilung bittet die Theologische Kommission um eine Neubewertung des vatikanischen Dokuments, „die zu einer neuen Formulierung des ordentlichen Lehramtes in Bezug auf [diese] äußerst wichtigen marianischen Lehren und Titel führen wird, die in großer Übereinstimmung, Weiterentwicklung und Harmonie mit den Lehrern der Lehre früherer Päpste steht. Zu diesen Lehren gehören auch diejenigen, die die selige Jungfrau Maria als Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden anerkennen.“
Die Kommission betonte, es gebe weiterhin theologische Punkte, die „einer wesentlichen Klärung und Änderung bedürfen“. Sie fragte, ob es für Heilige wie Pater Pio, Maximilian Kolbe, Mutter Teresa oder John Henry Newman „immer unangebracht“ gewesen sei, diesen Titel zu verwenden.
Auch zitierte sie die Aussage des Glaubens-Dikasteriums: „Wenn ein Ausdruck viele wiederholte Erklärungen erfordert, um zu verhindern, dass er von seiner korrekten Bedeutung abweicht, dient er nicht dem Glauben des Volkes Gottes und wird nutzlos.“
Dagegen hielt die Internationale Marianische Vereinigung fest: „Viele theologische Begriffe erfordern jedoch eine ständige Erklärung für diejenigen, die mit ihnen nicht vertraut sind.“ Als Beispiele wurden „‚Mutter Gottes‘“, die Dreifaltigkeit, die Transsubstantiation, die päpstliche Unfehlbarkeit sowie das Dogma der Unbefleckten Empfängnis genannt. Folglich müsse der Begriff Miterlöserin „richtig verstanden und erklärt werden, nicht abgelehnt“.
Kritik äußerte die Kommission an der Darstellung der geschichtlichen Entwicklung des Titels. Zur Konzilszeit habe es laut Praenotanda 1962 geheißen: „Bestimmte Begriffe und Ausdrücke, die von den römischen Päpsten verwendet wurden, wurden weggelassen, da sie, obwohl an sich höchst wahr (in se verissima), für die getrennten Brüder (…) schwer zu verstehen sein könnten. Zu diesen Begriffen gehören unter anderem: ‚Miterlöserin der Menschheit‘.“
Mater populi fidelis lasse einen Abschnitt aus Lumen Gentium 58 aus, in dem Maria „mit ihrem eingeborenen Sohn die Intensität seines Leidens ertrug“, „sich in ihrem mütterlichen Herzen mit seinem Opfer verband“ und „liebevoll der Opferung dieses aus ihr geborenen Opfers zustimmte“. Die Kommission sieht darin ein klares Zeugnis für Marias aktive Mitwirkung am Erlösungswerk.
Ebenso wurde der Vorwurf zurückgewiesen, frühere Päpste hätten den Titel „Miterlöserin” verwendet, ohne dessen Bedeutung näher zu erläutern. Die Internationale Marianische Vereinigung erinnerte daran, dass Pius XI. im Jahr 1933, Pius XII. im Jahr 1943 in Mystici corporis und Johannes Paul II. im Jahr 1985 die Rolle Mariens ausführlich erläutert haben. Diese Lehren werden in Mater populi fidelis jedoch nicht zitiert, obwohl sie „ausdrücklich die aktive und erlösende Mitwirkung Marias” bezeugen.
Deutliche Einwände äußerte die Kommission zur marianischen Vermittlung. Das Glaubensdikasteriums behauptete, Maria könne nicht Mittlerin aller Gnaden sein, weil „sie, die als Erste erlöst wurde, nicht die Mittlerin der Gnade sein konnte, die sie selbst empfangen hat“. Dem entgegnete die Kommission, dass Maria Gnaden „an die sündige Menschheit“ vermittle und nicht an sich selbst.
Ferner erinnerte sie daran, dass frühere Päpste eine sekundäre Kausalität Marias lehrten. Als Beispiel zitierte sie Benedikt XVI., der 2007 sagte: „Es gibt keine Frucht der Gnade in der Heilsgeschichte, die nicht als notwendiges Instrument die Vermittlung der Muttergottes hat.“
Die Minimierung der Verdienste Marias in Mater populi fidelis untergräbt nach Auffassung der Kommission auch das Verständnis menschlicher Mitwirkung am Erlösungswerk. Zur Begründung verwies sie auf Johannes Paul II., der 1981 erklärte, Menschen könnten „Miterlöser der Menschheit“ werden, wenn sie ihre Leiden mit Christus vereinen.
Darüber hinaus betonte die Kommission, dass viele verbreitete Formen der Marienverehrung – etwa Marienweihe, Rosenkranz, Skapulier und Wundertätige Medaille – in einer Theologie Marias als Miterlöserin und Mittlerin aller Gnaden wurzeln. Die vom Glaubens-Dikasterium vorgenommene Trennung zwischen Frömmigkeit und Lehre werde viele Gläubige in „unnötige Verwirrung und Zweifel“ stürzen.
Mit Blick auf jüngste Aussagen von Kardinal Víctor Manuel Fernández, der den Titel Miterlöserin in informierten Diskussionen, nicht aber in offiziellen Dokumenten erlaubte, erklärte die Kommission, es gebe „keine angemessenen theologischen oder pastoralen Gründe“, diese Begriffe künftig auszuschließen.
Insgesamt beeinträchtige Mater populi fidelis das Vertrauen der Gläubigen in das Lehramt, denn wenn frühere Titel nun „unangemessen“ seien, stelle sich die Frage nach der lehramtlichen Konsistenz.
Erhalten Sie Top-Nachrichten von CNA Deutsch direkt via WhatsApp und Telegram.
Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.
Unsere Mission ist die Wahrheit. Schließen Sie sich uns an!
Ihre monatliche Spende wird unserem Team helfen, weiterhin die Wahrheit zu berichten, mit Fairness, Integrität und Treue zu Jesus Christus und seiner Kirche.
SpendenDie Besten katholischen Nachrichten - direkt in Ihren Posteingang
Abonnieren Sie unseren kostenlosen CNA Deutsch-Newsletter.