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„Wir müssen Brücken bauen für eine Welt, in der Einheit in der Vielfalt möglich ist“

Metropolit Elpidophoros (links) erläutert Kardinal Marx die Klosterkirche auf Chalki.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat seinen dreitägigen Besuch in Istanbul beendet. Höhepunkt der Reise war die Teilnahme an der "Göttlichen Liturgie" im Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel. Patriarch Bartholomaios I., als Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, hatte Kardinal Marx als Gast zum Andreasfest eingeladen.

Beeindruckt von Spiritualität der orthodoxen Kirche 

Kardinal Marx zeigte sich beeindruckt von der Spiritualität der orthodoxen Kirche. "In Gesang und Gebet erhebt sich das Herz des Menschen zu Gott. Die bewegende Bilderwelt der griechisch-orthodoxen Kirche birgt einen reichen theologischen Schatz. Wenn Patriarch Bartholomaios heute den Apostel Andreas als den 'Erstberufenen‘ der Apostel hervorgehoben hat, dann wird deutlich, was dieser Apostel für die Kirche insgesamt bedeutet: Andreas hat wie sein Bruder Petrus Brücken gebaut, in dem sie in die Welt, auf andere Sprachen und Kulturen zugegangen sind. Das passt zur gesamten Region, die darauf wartet, dass Brücken der Versöhnung zwischen Völkern und Religionen gebaut werden", so Kardinal Marx. "Wir müssen Brücken bauen für eine Welt, in der Einheit in der Vielfalt möglich ist."

 "Ich habe während meines Aufenthaltes in Istanbul bei den verschiedensten Gesprächen mit Kirchenvertretern aber auch Politikern neu verstanden, welche wichtige Rolle der Türkei in den derzeit internationalen Konflikten zukommt. Es ist gut, dass es ein mutiges und tatkräftiges Christentum in der Türkei gibt, auch wenn die Gläubigen weniger als ein Prozent der Bevölkerung ausmachen. Die Christen zeigen mit ihrer Präsenz: Wir sind Teil der Gesellschaft und wir wollen in einem friedlichen Miteinander leben", sagte Kardinal Marx. Vor der Türkei lägen enorme Herausforderungen in der Bewältigung der hohen Flüchtlingszahlen aus dem Nahen Osten. Oft stehe man jedoch nahezu ohnmächtig vor der Frage, was die Kirche angesichts des Dramas um die Flüchtlinge tun könne. "Ich überlege nach meinem Besuch und den intensiven Gesprächen mit Patriarch Bartholomaios, ob es nicht Aufgabe auch der christlichen Kirchen insgesamt sein muss, die Kräfte zu vereinen, um auf die drängenden Flüchtlingsfragen eine Antwort zu geben. Es ist gut, wenn wir theologisch debattieren, aber mir scheint es zum gegenwärtigen Zeitpunkt weit wichtiger, gemeinsam für den Frieden zu beten und zu arbeiten. Eine Schlüsselrolle für einen solchen Schritt kommt dabei sicherlich Patriarch Bartholomaios und Papst Franziskus zu." Kardinal Marx betonte, dass auf der Suche nach einer Lösung der Konflikte im Nahen und Mittleren Osten immer auch die Ursachen, die solche Konflikte auslösten, bekämpft werden müssten: "Die Religion sollte dabei nicht Teil des Problems sein, sondern Teil der Lösung."

Besuch des Klosters der Insel Chalki

Während seiner Reise nach Istanbul besuchte Kardinal Marx neben dem Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie auch die im Mittelmeer gelegene Insel Chalki und das dortige griechisch-orthodoxe Kloster zur Heiligen Dreifaltigkeit. Ausführlich erörterte Kardinal Marx mit dem Abt des Klosters, Metropolit Elpidophoros, die Arbeit des Klosters, in dem sich neben einer bedeutenden Bibliothek auch die 1973 von der Türkei geschlossene Theologische Hochschule befindet. "Das Kloster will noch mehr ein kreativer Ort sein, von dem in der jetzigen Situation wichtige Impulse des ökumenischen Dialogs ausgehen können. Ich bin beeindruckt von der Arbeit von Metropolit Elpidophoros, der durch internationale Kongresse und einem unermüdlichen Einsatz versucht, Konfessionen miteinander ins Gespräch zu bringen und Konfessionen und Theologie in ökumenischer Weite zu vermitteln", sagte Kardinal Marx. Einen solchen Dialog leiste auch die deutschsprachige katholische Gemeinde St. Paul in Istanbul, in der Kardinal Marx mit dem dortigen Pfarrer, Pater Christian Rolke C.M. und dem Pfarrer von Antalya, Ludger Paskert, Gottesdienst feierte. "Auch wenn es nur wenige Katholiken in dieser Gemeinde gibt, ist sie ein lebendiger Bezugspunkt für den Glauben in einem Umfeld, in dem man kirchliche Präsenz nicht unbedingt erwartet. Es ist gut, dass auch hier ein Stück Heimat vermittelt wird", so Kardinal Marx.

Vertiefung der ökumenischen Beziehungen 

Mit dem Besuch in Istanbul seien die ökumenischen Beziehungen zur orthodoxen Kirche vertieft worden. "Ich habe meine Gespräche auch als Ausdruck der Solidarität mit einer Minderheit in der Türkei empfunden, die für das Gesamt der Kirche Großes leistet. So wie Brücken für den Frieden gebaut werden müssen, gelingt uns mit solchen Besuchen der ökumenische Brückenschlag, um weiter an den vertrauensvollen und verlässlichen Beziehungen zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche zu arbeiten. In Deutschland sind diese Beziehungen hervorragend. Umso dankbarer bin ich, dass mich als Vertreter der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland Bischof Bartholomaios von Arianz aus Bonn begleitet hat", sagte Kardinal Marx. 

Bereits während der "Göttlichen Liturgie" hatte der Ökumenische Patriarch Bartholomaios, die guten Beziehungen zwischen katholischer Kirche und Orthodoxie in Deutschland gewürdigt: "Der 'Dialog der Liebe‘ mit der Kirche von Rom zeigt sich auf vielen Ebenen im friedvollen Miteinander und kreativer Koexistenz. Eine außerordentlich positive und brüderliche Zusammenarbeit sehen wir in besonderer Weise zwischen Priestern und Laien unserer beiden Kirchen in Deutschland. Ich danke Kardinal Reinhard Marx mit seiner heutigen Anwesenheit, persönlich und in seiner Aufgabe als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, für die tiefgehende und wertvolle Unterstützung, die Sie unserem Mitbruder Metropolit Augoustinos von Deutschland zukommen lassen. In meinen Dank schließe ich auch alle Ihre Verbundenheit und Unterstützung für unsere Priester und Laien mit ein, ich danke Ihnen für das gute Miteinander und die wundervolle Zusammenarbeit mit ihren katholischen Brüdern und Schwestern. Wir beten dafür, dass diese Koexistenz und Kooperation weiter vertieft und kontinuierlich erweitert werden mögen, um so einen sichtbaren Beitrag im Fortschritt zur Einheit der Kirche Jesu Christi zu leisten. Gemeinsam müssen wir das Wort Gottes in die Welt hinaus tragen", so Patriarch Bartholomaios.

Vorbereitung des panorthodoxen Konzils

In den Gesprächen zwischen Patriarch Bartholomaios und Kardinal Marx ging es neben ökumenischen Fragen vor allem um die Vorbereitungen des für das kommende Jahr geplanten panorthodoxen Konzils, das Reformationsgedenken 2017, die Wirkung der Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus und die politische Lage im Nahen und Mittleren Osten.

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