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Papst an Migranten: "Kultur und Traditionen der Aufnahmeländer kennenlernen und achten"

Papst Franziskus im Gespräch mit Migranten bei Cesena (Italien) am 1. Oktober 2017

Am heutigen "Welttag des Migranten und Flüchtlings" hat Papst Franziskus die Anliegen von Einwanderern, aber auch die Anliegen der sie aufnehmende Gesellschaften angesprochen.

Dabei rief der Pontifex im Rahmen einer heiligen Messe im Petersdom, an der nach Angaben von Vatican News Migranten aus 49 Ländern teilnahmen, zu mehr gegenseitiger Achtung und zur "Überwindung von Ängsten" auf. Die Fürbitten der Messe sprachen Migranten und Flüchtlinge aus Äthiopien, China, Indien, Nigeria und der Ukraine.

"Kultur und Traditionen der Aufnahmeländer achten"

Eingangs erinnerte der Papst an die Worte der Lesungen vom heutigen Sonntag aus der Heiligen Schrift: Gott rufe, wie "er es bei Samuel gemacht hat (vgl. 1 Sam 3,3b-10.19) (...) uns beim Namen und fordert uns auf, die Tatsache anzuerkennen, dass wir als einmalige und unwiederholbare Wesen geschaffen sind, dass wir alle untereinander verschieden sind und eine einzigartige Rolle in der Geschichte der Welt haben", so Franziskus.

"Im Evangelium (vgl. Joh 1,35-42) fragen die beiden Jünger des Johannes Jesus: »Wo wohnst du?« (V. 38). Dabei geben sie zu verstehen, das von der Antwort auf diese Frage ihr Urteil über den Meister aus Nazaret abhängt. Die Antwort Jesu »Kommt und seht« (V. 39) eröffnet eine persönliche Begegnung, die eine angemessene Zeit vorsieht, um den anderen aufzunehmen, kennenzulernen und anzuerkennen."

In der Botschaft zum heutigen Tag habe er geschrieben: "Jeder Fremde, der an unsere Tür klopft, gibt uns eine Gelegenheit zur Begegnung mit Jesus Christus, der sich mit dem aufgenommenen oder abgelehnten Gast jeder Zeitepoche identifiziert (vgl. Mt 25,35.43)", so Franziskus weiter.

"Und für den Fremden, den Migranten, Flüchtling und Asylbewerber ist jede Tür des neuen Landes ebenso eine Gelegenheit zur Begegnung mit Jesus. Seine Einladung »Kommt und seht!« gilt heute uns allen, den örtlichen Gemeinschaften und den Neuangekommenen. Es ist eine Einladung, unsere Ängste zu überwinden, um dem anderen entgegenzugehen, ihn anzunehmen, kennenzulernen und anzuerkennen. Es ist eine Einladung, die die Gelegenheit bietet, der Nächste des anderen zu werden, um zu sehen, wo und wie er lebt."

In der Welt von heute bedeute aufnehmen, kennenlernen und anerkennen für die Neuangekommenen, die Gesetze, die Kultur und die Traditionen der Aufnahmeländer kennenzulernen und zu achten, betonte der Papst. Dies bedeute auch, Ängste und Sorgen hinsichtlich der Zukunft zu verstehen.

"Für die örtlichen Gemeinschaften bedeutet aufnehmen, kennenlernen und anerkennen, sich ohne Vorurteile dem Reichtum der Verschiedenheit zu öffnen, die Möglichkeiten und Hoffnungen der Neuangekommen zu verstehen wie auch ihre Verletzlichkeit und ihre Furcht."

Aufnahme ist erst der Anfang 

Der Papst betonte: Die echte Begegnung mit dem anderen bleibe nicht bei der Aufnahme stehen, sondern verpflichtet auch zu den anderen drei Tätigkeiten, die er in der Botschaft zum heutigen Tag hervorgehoben habe: schützen, fördern und integrieren. Franziskus räumte ein:

"In die Kultur anderer einzutreten, sich in die Lage von Menschen zu versetzen, die so verschieden von uns sind, und ihre Gedanken und Erfahrungen zu verstehen, ist nicht leicht."

Zweifel und Befürchtungen zu haben sei keine Sünde, betonte der Papst. Doch Sünde sei es, zuzulassen, dass Ängste die Entscheidungen bedingen, den Respekt und die Großherzigkeit in Mitleidenschaft ziehen, die Ablehnung nähren und Hass schüren, warnte der Pontifex.

"Es ist Sünde, auf die Begegnung mit dem anderen, mit dem Außenseiter, mit dem Nächsten zu verzichten, ist sie doch wirklich eine bevorzugte Gelegenheit zur Begegnung mit dem Herrn."

Dieser Begegnung mit Jesus, der im Armen, im Ausgesonderten, im Flüchtling, im Asylbewerber gegenwärtig sei, entspringe das Gebet heute, sagte der Papst in seiner Predigt abschließend. Es sei ein gegenseitiges Gebet: "Migranten und Flüchtlinge beten für die örtlichen Gemeinschaften, und die örtlichen Gemeinschaften beten für die Neuangekommenen und die Migranten, die schon länger hier sind." Franziskus schloss mit den Worten:

"Wir vertrauen die Hoffnungen aller Migranten und Flüchtlinge der Welt sowie die Anliegen der Aufnahmegemeinschaften der mütterlichen Fürsprache der Allerseligsten Jungfrau Maria an, dass wir alle gemäß dem höchsten göttlichen Gebot der Liebe und der Nächstenliebe lernen, den anderen, den Fremden zu lieben wie uns selbst." 

(Die Geschichte geht unten weiter)

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