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'Gott hielt seine Hand über uns': Ein Gespräch mit den echten Helden des Terrors im Thalys

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Am 21. August 2015 waren die Jugendfreunde Anthony Sadler, Alek Skarlatos und Spencer Stone drei ganz normale Amerikaner auf Europa-Reise.

Eigentlich wollte das Trio noch einen Tag in Amsterdam verbringen. Aber dann änderten sie ihre Meinung in letzter Minute und stiegen in den "Thalys", den Schnellzug nach Paris. Sie hätten niemals erwartet, in der Bahn einem bewaffneten Mann gegenüberzustehen, der in einem Zug mit 554 Passagieren mit seiner Schusswaffe das Feuer eröffnet. Doch genau das ist geschehen.

Sie hatten nicht viel Zeit. Stone griff als erster den Schützen an. Gemeinsam mit Sadler und Skarlatos gelang es ihm, den Mann zu überwältigen – und so ein Blutbad zu verhindern.

Der Schütze war ein marokkanischer Staatsbürger, der bereits mehreren europäischen Antiterror-Agenturen bekannt war. Er trug mehrere Waffen bei sich, darunter eine Kalaschnikow, eine automatische Pistole und Rasierklingen.

Die drei Amerikaner – zusammen mit einem Briten namens Chris Norman –konnten El-Khazzani bezwingen, bevor es Tote gab. Stone erlitt schwere Verletzungen, die operiert werden mussten. Doch der Terror-Angriff wurde verhindert.

Anthony Sadler war zu diesem Zeitpunkt noch ein Student an der Sacramento State University, während Skarlatos und Stone Soldaten waren. Die drei sind  seit der Schulzeit befreundet.

Jetzt spielt das heroische Trio im aktuellen Clint Eastwood-Film "15:17 nach Paris" ihre eigene Rollen auf der Leinwand: Die Männer sind selber Darsteller der Geschichte, die im April in deutschsprachige Kinos kommt (*).

CNA sprach mit Sadler, Skarlatos und Stone über christlichen Mut und die Rolle des Glaubens in ihrem Leben.

Könnt Ihr ein wenig erzählen, welche Rolle der Glaube in Eurem Leben spielt, und wie er Euch geprägt hat?

STONE: Ich bin als praktizierender Christ aufgewachsen, bin schon mein ganzes Leben einer. Ich ging jeden Sonntag mit meiner Mutter, meinem Bruder und meiner Schwester, auch immer am Mittwochabend. Ich habe mein ganzes Leben geglaubt. Gott für mich ist jemand, der immer da ist und mir immer den Rücken freihält, in guten wie schlechten Situationen. Und so steht es in der Bibel: Er wird dir nichts zumuten, mit dem du nicht umgehen kannst. Und ich glaube, darauf habe ich mich im Zug in jenem Augenblick verlassen. In dieser Sekunde dachte ich nicht unbedingt: "Gott hält mir den Rücken frei", aber ich wusste es. Es war eine Gelegenheit, das Richtige zu tun. Ich glaube, in solchen Augenblicken sind wir Seine Gefäße, die von Ihm benutzt werden, um Seine Arbeit zu tun. Und es war eine Ehre, das Richtige zu tun.

SADLER: Ich gehe schon mein ganzes Leben in die Kirche. Mein Vater ist Pastor. Er wurde Pastor, als ich schon älter war. Wir waren eine sehr starke Bapisten-Familie. Wir gingen jeden Sonntag in die Kirche, in alle Gottesdienste. Meine Familie ist christlich und rechtgläubig, und so bin ich aufgewachsen. Und was diesen Tag im Zug angeht, da hat Gott seine Hand über uns gehalten, denn so viele Dinge hätten schief gehen können. Und die Tatsache, dass die Dinge so verlaufen sind – das war eine göttliche Intervention, wie sie im Buch steht. Im Nachhinein ist mir klar: Wir wussten, dass Er seine Hand über uns hielt, weil wir ganz ruhig unsere verschiedenen Rollen spielten. Woher diese Ruhe kommt, weiß ich, seit ich diesen Tag in Ruhe reflektiert habe. Und ich bin dankbar, dass Er an diesem Tag seine Hand über uns gehalten hat.

SKARLATOS: Ich bin neben Spencers Familie aufgewachsen. Wir waren praktisch immer in derselben Kirche. Wir haben einander alle in einer christlichen Schule kennengelernt. Ich war schon immer in der Kirche, seit ich mich erinnern kann. Wenn man sich die Statistiken einmal genau anschaut, dann ist es höchst unwahrscheinlich, dass man in einen Terroranschlag geraten wird, dass man diesen überlebt, und dann auch noch diesen vereitelt. Es gibt so viele kleine, scheinbar unbedeutende Faktoren und Umstände. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu genau dieser Situation kommt, ist einfach zu gering, als dass das reiner Zufall gewesen sein kann. Besonders wenn man sich die Tatsache vor Augen führt, dass wir eigentlich noch einen Tag in Amsterdam bleiben wollten. Und die Tatsache, dass wir unsere Sitzplätze aus der zweiten in die erste Klasse verlegt haben. So viele verschiedene Faktoren, an die selbst wir uns nicht alle einfach so erinnern, all die verschiedenen Umstände, die dazu führten, dass wir genau dort und genau zu diesem Zeitpunkt waren. Das ist für mich keine einfache Verkettung schier unglaublicher Zufälle. Gott hatte seine Hand im Spiel, denn sonst wären wir ehrlich gesagt heute gar nicht hier.

Wie hat Euer Glaube Euer Handeln im Zug beeinflusst? Wie konntet Ihr so heroisch handeln, im Angesicht größter Gefahr?

SADLER: Wir waren Gefäße, derer Er sich bedient hat. Ich weiß nicht einmal mehr, wie ich an das Erste-Hilfe-Set kam, aber irgendwie lag es in meinen Händen. Alek evakuierte das Abteil. Spencer sah, dass jemand blutete und kroch hinüber. Wann haben wir das ausgedacht? Wir haben nicht nachgedacht. Wir wurden nur benutzt.

STONE: Wie gut alles aufeinander abgestimmt war, du hättest meinen können, wir hätten das geprobt. Es war so, als hätten wir den Zug übernommen. Ich habe mich in meinem ganzen Leben nie ruhiger gefühlt. Ich wusste genau, was wir in diesem Moment zu tun hatten. Es fühlte sich fast an, als hätte mich jemand dazu gedrängt. Ich wusste, dass ich aufstehen musste, und eine Macht hat mich aufgerichtet. Ich denke, deshalb sind alle immer noch baff, wie ich so schnell aufstehen konnte. Ich weiß auch nicht, wie ich so schnell auf die Beine kam. Ich bin ziemlich langsam!

Wie war es nun, "15:17 nach Paris" zu filmen und diese angespannten Momente im Zug noch einmal zu erleben?

(Die Geschichte geht unten weiter)

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STONE: Es war ziemlich verrückt, als wir die Szene spielten, in der Mark ausblutet. Das war das einzige Mal, dass ich mich wirklich fühlte, als hätte ich einen richtigen Flashback, weil alles genau so war wie damals. Da war die gleiche Menge Blut, die gleiche Kleidung. Das war wahrscheinlich der denkwürdigste Moment im Zug für mich.

SKARLATOS: So war es auf jeden Fall einfacher, wieder in diese Rollen zu schlüpfen. Du bist gezwungen, dich noch einmal daran zu erinnern, was an diesem Tag geschehen ist. Und ich weiß nicht, wie es den anderen Burschen geht, aber bei mir gab es einen Adrenalinschub, der es leichter machte, die gleichen Gefühle wie damals zu empfinden, die wir tatsächlich im Zug spürten.

SADLER: Es zeigt, wie wichtig die Details sind, wie etwa die gleiche Kleidung, die gleichen Leute, die Zugbegleiter, alles. Das hat alles authentisch wirken lassen.

Was hofft Ihr, dass die Zuschauer von dem Film haben werden?

SADLER: Ich möchte, dass sie genau das vom Film mitbekommen, was auch der Fall ist. Die Tatsache, dass wir drei gewöhnliche Typen sind, die mit einer außergewöhnlichen, verrückten Situation konfrontiert waren. Und dass der Grund, warum wir an diesem Tag so gehandelt haben, unsere Freundschaft ist – dass unsere Herkunft entscheidend ist. Und auch, dass sie als Menschen, als normale Menschen, ebenfalls etwas Großartiges tun können. Das Gefühl zu haben, dass Dinge möglich sind, von denen sie bisher nicht dachten, dass sie möglich wären.

STONE: Ich möchte, dass die Zuschauer verstehen, dass wir dachten, wir hätten überhaupt keine Chance. Ich dachte, ich würde nun sterben. Wir sind alle gewöhnliche Menschen. Wir sind ganz normale Typen.

Wie hat sich das im Zug Erlebte, und nun die Verfilmung, auf Euer Leben ausgewirkt?

SKARLATOS: Ich denke, die Verfilmung hat uns viel über uns selbst beigebracht. Dadurch, dass wir selbst den Prozess durchlaufen mussten, haben wir viele Dinge über uns selbst gelernt, über unsere Freundschaft, wie wir interagieren. Und für mich habe ich aus dem Film gelernt, keine Angst davor zu haben, neue Dinge im Leben auszuprobieren.

Ich habe gelernt, meine Ängste zu besiegen, sogar das Lampenfieber vor öffentlichen Auftritten. Wissen Sie, wenn ich einen Terroranschlag überleben kann, dann steht dazu die nächste Herausforderung des Lebens in keinem Verhältnis.

STONE: Wir haben in den letzten zwei Jahren definitiv viel voneinander gelernt. Wir kennen uns schon unser ganzes Leben, aber wir haben die meiste Zeit unseres Lebens getrennt verbracht und sind auf unsere eigenen, unterschiedlichen Wege gegangen. In gewisser Weise lernten wir uns nun als Erwachsene besser kennen. Wir kannten einander, aber jetzt kennen wir uns wirklich. Und wir sind für immer eng miteinander verbunden durch das gemeinsam Erlebte.

SADLER: Für mich war es das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich fühlte, als wäre ich auf dem richtigen Weg. Ich war im letzten Jahr an der Uni, und wußte noch nicht, was ich danach tun würde.

Als der Angriff passierte, und dann alles andere, was in den letzten zwei Jahren so passiert ist, und die Tatsache, dass es nun diesen Film gibt, wie das alles zusammenpasst, das gibt mir die Gewißheit, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Also, ich weiß nicht, was als nächstes kommt, aber ich bin darauf gespannt. Das ist ein gutes Gefühl, ich bin zuversichtlich, dass ich auf dem richtigen Weg bin.

Übersetzt von AC Wimmer.

(*) Der Film startet am 19. April 2018 in Deutschland und der Deutsch-Schweiz in den Kinos, einen Tag später in Österreich.

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