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Papst Franziskus: Migranten "würdig willkommen heißen"

Papst Franziskus bei der Generalaudienz am 18. April 2018

Gott braucht Christen, die über Ungerechtigkeit sprechen, wo immer sie geschieht, und besonders dann, wenn sie durch Schweigen verborgen wird: Das sagt Papst in einem neuen Interview, das am heutigen Freitag veröffentlicht wurde.

Das Gespräch mit "Sole 24 ore", einer italienischen Zeitung, dreht sich vor allem um die für sein Pontifikat so prägenden Begriffe Migration und Armut sowie einer "Wegwerfkultur", auch und gerade in der Wirtschaft.

Das rund 4.000 Wörter lange Interview mit dem Wirtschaftsblatt dreht sich zudem um die Würde der Arbeit und menschlicher Gemeinschaft in einer Zeit technischer Umbrüche. 

Migranten bei Integration helfen

"Der Herr verspricht allen Unterdrückten in der Welt Ruhe und Befreiung, aber er braucht uns, um sein Versprechen wirksam zu machen", sagt der Pontifex, und weiter:

"Er braucht unsere Augen, um die Bedürfnisse unserer Brüder und Schwestern zu erkennen. Er braucht unsere Hände, um zu helfen. Er braucht unsere Stimme, um die Ungerechtigkeiten anzuprangern, die in Stille, manchmal mitschuldig, von vielen begangen wurden."

"Vor allem", fährt der Papst fort, "braucht der Herr unser Herz, um die barmherzige Liebe Gottes für die Geringsten, die Verworfenen, die Verlassenen, die Ausgegrenzten, die Marginalisierten zu offenbaren."

Im Zusammenhang mit der Migration und der Hilfe für Bedürftige sagte Papst Franziskus, dass Katholiken "nicht aufhören dürfen, Zeugen der Hoffnung zu sein".

Es sei wichtig, dass Migranten die Gesetze und die Kultur des Landes, in das sie gekommen sind, respektieren, und es sei wichtig, dass die Regierungen den Migranten bei der Integration helfen und keine Angst schüren, indem sie "viele Brüder und Schwestern, die um Hilfe bitten, würdig willkommen heißen", sagt der Papst weiter.

"Es ist wichtig, dass unsere Projekte und Vorschläge von Mitgefühl, Vision und Mut inspiriert sind, um jede Gelegenheit zu nutzen, den Aufbau des Friedens voranzutreiben."

Mensch in den Mittelpunkt stellen

Franziskus plädiert - wie bereits bei früheren Anlässen - dafür, ein menschliches Wirtschaftssystem aufzubauen.

"Wenn der Mensch nicht mehr im Mittelpunkt steht, wenn das Geldverdienen zum primären und einzigen Ziel wird, sind wir außerhalb der Ethik und bauen Strukturen der Armut, Sklaverei und Verschwendung auf", warnt der Pontifex.

Die heutige Wirtschaft bedürfe einer Umkehr: "Es fehlt das Bewusstsein für einen gemeinsamen Ursprung, für die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Wurzel der Menschheit und für eine Zukunft, die gemeinsam aufgebaut werden soll".

Dieses Bewusstsein zu gewinnen, würde den Anstoß für neue Einstellungen und Lebensstile geben, und dafür die Gemeinschaft als eigene Familie zu betrachten.

Wirtschaftliche Tätigkeit habe ihren Ursprung in der menschlichen Person, sagt der Papst im Interview. Einige Leute seien zu Unrecht der Meinung, dass "Geld mit Geld verdient wird": Echtes Geld werde durch menschliche Arbeit geschaffen, und "es ist Arbeit, die dem Menschen Würde verleiht, nicht Geld".

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Franziskus kritisierte auch die hohen Arbeitslosenraten, von denen mehrere europäische Länder betroffen seien, und sagte, dass dies eine Folge eines Wirtschaftssystems sei, das sich um Geld kümmere.

Aber inmitten dieser und anderer Probleme gebe es noch Hoffnung, sagte er. Und Christen können miteinander darum ringen und hoffen, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen.

Es sei wichtig, für das Gemeinwohl zusammenzuarbeiten und einen "neuen Humanismus der Arbeit" aufzubauen, eine Arbeit zu fördern, die die Würde des Menschen achtet, "zu wissen, dass das Wohl der Menschen und das Wohl des Unternehmens Hand in Hand gehen".

"Helfen wir uns selbst, Solidarität zu entwickeln und eine neue Wirtschaftsordnung zu verwirklichen, die keine Verschwendung mehr erzeugt", sagte er, "indem wir die Wirtschaftstätigkeit mit Blick auf die Armen und die Verringerung der Ungleichheit bereichern".

Hannah Brockhaus trug zur Berichterstattung bei.

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