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'Achtung und Takt' statt Aufregung: Gänswein über seine Begegnung mit David Berger

Erzbischof Georg Gänswein

Große Aufregung in den Sozialen Medien, vor allem in den USA: Erzbischof Georg Gänswein soll auf einem "Selfie" mit David Berger zu sehen sein. Was steckt dahinter? CNA Deutsch hat den Präfekten des Päpstlichen Haushaltes gefragt.

CNA Deutsch: Herr Erzbischof, ein Foto vom 26. Dezember verursacht Unruhe - es wird behauptet, es zeige David Berger, der als führender Protagonist der Schwulenbewegung in Deutschland bezeichnet wird, in einer Audienz bei Ihnen. Berger rühme Sie zudem als einen "unglaublich freundlichen, bescheidenen und warmherzigen Kirchenmann". Sollen wir das als ein Signal aus Rom verstehen?

ERZBISCHOF GEORG GÄNSWEIN (lacht): Wer sich das Foto anschaut, das auch mir gestern zugesandt wurde, kann leicht erkennen, dass die "Audienz", von der Sie sprechen, in einem Waggon der Linie B der römischen U-Bahn stattfand. Meine Haltung homosexuellen Menschen gegenüber aber lässt sich ganz einfach vom katholischen Katechismus leiten, der uns auffordert, diesen Personen mit "Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen" und sie nicht "in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen". Deshalb habe ich mit ihnen auch keinerlei Berührungsängste. Ich hätte sie auch in diesem Fall nicht gehabt, aber wusste überhaupt nicht, um wen es sich handelte.

Und wie kam es zu dem Foto?

Das ist leicht erklärt. Am 2. Weihnachtstag habe ich mit einigen Mitbrüdern die so genannte Sieben-Kirchen-Wallfahrt in Rom unternommen, die auf den heiligen Philipp Neri zurückgeht, Roms beliebtesten Heiligen aus dem 16. Jahrhundert. Wir gingen dabei also zu Fuß von St. Peter nach St. Maria Maggiore, weiter nach San Lorenzo, Santa Croce in Gerusalemme, San Giovanni in Laterano, San Sebastiano und zum Abschluss nach San Paolo fuori le Mura. Damit geht ein ganzer Tag leicht hin. Und die Wallfahrt hilft auf vorzügliche Weise, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden, weshalb ich diese spirituelle Erfahrung jedem Rompilger nur dringend empfehlen kann.

Von San Paolo sind wir dann alle mit der Metro wieder in die Stadtmitte zurück gefahren. Auf dieser Fahrt bat mich plötzlich ein Mann, den ich nicht kannte, um ein Selfie mit mir. Das geschieht mir als öffentlicher Person immer wieder einmal und aus Gutmütigkeit gebe ich dem hin und wieder nach. (lacht) Ich bin ja nicht Angela Merkel, die mit solch einem Selfie weitere Flüchtlingsströme auslösen könnte. 

Die anderen Mitbrüder waren bei dieser "Audienz" in der U-Bahn jedenfalls zugegen und könnten den Vorgang ohne weiteres bezeugen. Keiner von ihnen wusste, dass es sich bei dem Mann um David Berger handelte; auch ich wusste es nicht. Ich kannte ihn nicht und war ihm bisher nie begegnet. Ich dachte nur, er sei ein guter Katholik, der halt die Gelegenheit nutzen wollte, zu Weihnachten eine fotografische Erinnerung für die Seinen nach Hause zu klicken. Dass das Foto danach in den sozialen Medien um die ganze Welt kreisen würde, hätte ich mir im Traum nicht vorstellen können.

Und jetzt?

Jetzt ist schon ein anderer Tag. Und morgen wird es die nächsten Aufreger geben. 

Haben Sie denn danach mit David Berger Kontakt aufgenommen? 

Nein, aber es hat mich gefreut, dass er sich inzwischen beim Papa emerito Benedetto XVI.  öffentlich für seine früheren infamen Unterstellungen entschuldigt hat und wünsche ihm eine gnadenreiche Weihnachtszeit. Er ist wohl ein gestrauchelter Mann, aber offensichtlich sucht er auf den Pfad der Tugend und Wahrheit zurückzukehren. Wie könnte man einem solchem Bemühen anders als mit Respekt begegnen?

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