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'Wir wollen Taten sehen', sagen Opfer zu Organisatoren des Missbrauchs-Gipfels

Ein Protest gegen sexuellen Missbrauch am 19. Februar 2019 auf dem Petersplatz.

Etwa ein Dutzend Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche haben sich gestern mit dem Organisationskomitee des Missbrauchsgipfels getroffen und dabei angemahnt, dass der Krisengipfel echte Konsequenzen hat. Die Zeit für Reden ist vorbei, so die Botschaft der Betroffenen von sexueller Gewalt und systematischer Vertuschung.

Evelyn Korkmaz, ein Missbrauchsopfer aus Kanada und Mitglied von "End Clergy Abuse" (ECA), sagte den Journalisten nach dem mehr als zweistündigen Treffen, dass sie froh sei, dass ihre Stimmen gehört werde. Doch darum gehe es nun nicht mehr.

"Wir wollen keine weiteren Treffen, wir wollen entschlossene Maßnahmen sehen".

Die Kirche wisse, worum es geht, betonte Korkmaz: "Sie brauchen unsere Geschichte nicht noch einmal hören, sie müssen handeln - und sie müssen jetzt handeln."

Nach dem Gespräch sagten die ehemaligen Opfer gegenüber Journalisten, dass am 25. Februar, dem Tag nach Abschluss des Gipfels über sexuellen Missbrauch, ein Treffen von hochrangigen Verantwortungsträgern stattfindet, bei dem die nächsten Schritte beschlossen werden sollen.

Vatikansprecher Alessandro Gisotti sagte, dass es sich bei dem Treffen um ein "interdikasteriales Treffen" von Amtsträgern handeln wird. Namen nannte Gisotti jedoch nicht. Er teilte nur mit, dass auch Experten für den Schutz von Kindern dazugehören.

Die Opfer sagten, dass die vier Mitglieder des Organisationskomitees des Gipfels, die bei ihrem Treffen am Mittwoch anwesend waren – Kardinal Blase Cupich aus Chicago; Kardinal Oswald Gracias aus Bombay; Erzbischof Charles Scicluna aus Malta, Sekretär der Kongregation für die Glaubenslehre; sowie Pater Hans Zollner, Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen (PCPM) – auch am folgenden 25. Februar anwesend sein werden.

Pater Federico Lombardi, der während des Kinderschutzgipfels als Moderator fungiert, war auch gestern bei dem Treffen mit den Opfern anwesend.

Mary Dispenza vom US-Opferverband SNAP, sagte, ihre Hoffnung sei, dass das Folgetreffen ganz konkrete Handlungsschwerpunkte vorweisen kann: dass sie "erstens, zweitens, drittens und viertens tun werden".

Papst nicht beim Treffen dabei

Während der Vatikan bereits vorab mitgeteilt hatte, dass Papst Franziskus nicht an dem Treffen zwischen den Opfern und den Organisatoren des Gipfels teilnehmen würde, zeigten sich mehrere Opfer enttäuscht, dass Franziskus nicht doch überraschend dabei war.

Laut Phil Saviano haben mehrere der Opfer persönlich um eine Begegnung mit dem Papst gebeten, aber es wurden vom Vatikan keine Zusagen gemacht.

Saviano, Vorstandsmitglied von "Bishop Accountability" und Partner des "Spotlight"-Teams des "Boston Globe" im Jahr 2001, verlas während der Sitzung einen Brief, in dem er die Bedeutung von Transparenz unterstrich.

In dem Brief, der vorab der Presse zur Verfügung gestellt wurde, sagte er, dass das, was heute in der Kirche geschieht, ein "Wendepunkt" sei, und dass ohne völlige Transparenz "der Glaube und das Vertrauen der Menschen in den Vatikan rasch schwindet".

Forderung nach Offenlegung der Akten

Insbesondere Savianos Schreiben, das speziell an Scicluna gerichtet war, forderte den Vatikan auf, die Namen und Akten der Priester freizugeben, die wegen Kindesmissbrauchs an den Vatikan gemeldet wurden. Es gehe darum, wie er später vor Journalisten sagte, zukünftigen Missbrauch zu verhindern – sollte auch aus Achtung vor den Opfern geschehen.

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"Diese vier Männer schienen mit dem einverstanden zu sein, was ich über die Transparenz bei der Veröffentlichung der Akten zu sagen hatte", so Saviano vor der Presse. Erzbischof Scicluna habe sich nach dem Treffen persönlich an ihn gewandt hat und ihm gesagt, dass er ihm zustimme, so Saviano.

Die Frage ist, ob Kardinäle und Bischöfe dies überhaupt anordnen können. Mehrere Betroffene schilderten Gespräche mit Oberhirten, in denen es hieß, der Bischof wolle zwar, sei aber dazu garnicht in der Lage, dies anzuordnen.

Die Begegnung mit den Opfern fand im Institut Maria Santissima Bambina statt, einem Gästehaus vor dem Petersplatz.

Zu den weiteren Opfervertretern gehörten der Italiener Francesco Zanardi, der Gründer von Italiens einzigem Netzwerk für Opfer von sexuellem Missbrauch durch Geistliche, der Spanier Miguel Angel Hurtado, Leiter der Organisation Infancia Robada ["Geraubte Kindheit"] sowie zwei Mitglieder der französischen Vereinigung La Parole Libérée, François Devaux und Olivier Savignac.

Ebenfalls anwesend war der Chilene Juan Carlos Cruz, ein Opfer des berüchtigten Täters Fernando Karadima. Cruz sagte vor Journalisten, er fordere die Bischöfe auf, "das zu tun, was sie tun müssen, damit dieses [Treffen] erfolgreich wird".

Eine Frau aus Jamaika, die Opfer von geistlichem Missbrauch geworden ist, war ebenfalls anwesend.

"Es geht um das Überleben der Kirche"

Das einzige Nicht-Opfer, das am Treffen mit den Organisatoren des Gipfels teilnahm, war Pedro Salinas. Der Peruaner ist ehemaliges Mitglied der katholischen Laienorganisation Sodalitium Christianae Vitae (SCV) und Mitautor des Buches "Half Monks, Half Soldiers".

Saviano bemerkte, dass der beabsichtigte Zweck des Treffens über den Schutz von Minderjährigen sehr klar ist - die Ausbildung von Bischöfen -, so dass er hofft, dass im Anschluss daran auch konkrete Maßnahmen ergriffen werden.

Der eigentliche Gipfel "wendet sich an diejenigen, die verstehen, was vor sich geht, um sicherzustellen, dass sie alle auf der gleichen Seite stehen. Und jene, die es nicht verstehen, sollen auf den neuen Stand gebracht werden und klargemacht werden, dass es Erwartungen geben wird, denen sie gerecht werden müssen", sagte er.

Für Mary Dispenza, eine ehemalige Ordensschwester, hängt von diesem Gipfel sogar die Zukunft der Kirche ab. Entweder werde die katholische Kirche nun überleben – oder nicht, so Dispenza.

"Und es wird viel davon abhängen, wie Papst Franziskus in dieser Zeit vorgeht und welche Maßnahmen er ergreift", fügte sie hinzu. " Wir werden also sehen."

Saviano, der nach eigenen Angaben bereits im Dezember 1992 an die Öffentlichkeit gegangen ist mit seinem Missbrauchserlebnis, betonte: In den letzten Jahrzehnten habe es Fortschritte gegeben. "Ich denke, der Missbrauchsgipfel ist ein Meilenstein und ich hoffe, dass ich in sechs Monaten nicht wirklich enttäuscht sein werde."

"Wenn es jemals eine Zeit für Transparenz gegeben hat, dann jetzt. Und vielleicht, wenn man es richtig anpackt, könnten einige der Katholiken, die zu diesem Zeitpunkt das sinkende Schiff verlassen, es sich noch einmal überlegen und zurückkommen", sagte er. "Aber man muss konkrete Zeichen setzen, zeigen, dass man wirklich einen guten Plan hat, das anzupackengehen. Und es kann nicht nur Gerede sein."

Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original.

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