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Exorzist: Die Versuchung - nicht die Besessenheit - ist die große Gefahr des Bösen

Symbolbild

Man kennt sie von Filmen oder aus dem Fernsehen: Dramatische Geschichten über dämonische Besessenheit und mutige Exorzisten, die gegen das Böse kämpfen.

Im wirklichen Alltag eines echten Exorzisten geht es viel häufiger jedoch um den Kampf gegen die Versuchung zur Sünde als dämonische Besessenheit. Das sagt der Dominikaner-Pater und Exorzist Francois Dermine.

"Die häufigste Manifestation des Dämonischen ist die Versuchung, die viel bedeutender ist als die Besessenheit", so Dermine am 10. Mai 2019 wörtlich im Gespräch mit CNA.

Der Ordensmann spricht aus langer Erfahrung: Pater Francois ist seit über 25 Jahren als Exorzist tätig.

Gegenüber CNA betonte er, dass Besessenheit auch keine so starke spirituelle Gefährdung darstelle wie die Versuchung. Denn selbst ein Mensch, der vom Teufel besessen war, könne immer noch "außerordentliche spirituelle Fortschritte" machen und eines Tages sogar ein Heiliger werden, so der Priester.

Dies liege daran, dass die dämonische Besessenheit des Körpers einer Person ohne das Wissen oder die Zustimmung dieser Person geschieht. Die Besessenheit an sich mache daher das Opfer nicht moralisch schuldig. Ganz anders aber das bewusste Begehen von Sünden.

"Wir dürfen die Bedeutung der Versuchung nicht unterschätzen. Diese ist nicht so spektakulär wie Besessenheit, aber sie ist weitaus gefährlicher [für die menschliche Seele]," sagte Dermine.

Angst haben müsse man aber nicht, im Gegenteil: Das sei eine sehr positive Tatsache, die letztlich sehr ermutigend wirke, betonte der Dominikaner. Der Grund ist einfach: "Der Versuchung zu widerstehen ist gar nicht schwer". Auch es einem manchmal so schwer vorkomme. Und mehr noch: Widerstand zu leisten – eine Art spirituelle "Resilienz" aufzubauen – kann man lernen und üben. Jeder Christ habe dazu alle erforderlichen Mittel selbst zur Hand und könne Versuchungen erfolgreich widerstehen.

"Man muss natürlich die Gelegenheiten der Versuchung vermeiden, und man muss ein christliches und spirituelles Leben führen. Man muss beten, man muss versuchen, sich korrekt zu verhalten und die Menschen zu lieben, denen man im Alltag begegnet und mit denen man zusammenlebt."

Dermine sagte weiter, dass die zweithäufigste Form dämonischer Aktivität unerklärliche Belastungen sind, die auf einen Druck ausüben, aber keine natürliche Ursachen haben: Manchmal hätten Menschen sogar mehrere Probleme, seien sie gesundheitlicher, geschäftlicher oder familiärer Art, die sich nicht durch natürliche Ursachen erklären ließen.

Wenn die Ursache für solche Probleme also übernatürlicher Art seien, dann könne eventuell ein Exorzist helfen, um diese "dämonische Belastung" zu heilen.

Solche unerklärlichen Belastungen stellten die "häufigste außergewöhnliche Handlung des Teufels" dar, sagte Pater Francois Dermine, während die Versuchung die häufigste "gewöhnliche" dämonische Handlung ist.

Immer erst zum Arzt

Der Exorzist warnte deutlich davor, zu dem Schluss zu kommen, dass körperliche Probleme oder Leiden das Ergebnis dämonischer Unterdrückung sind: Diese hätten meist ganz gewöhnliche, buchstäblich natürliche Ursachen.

Der erste Schritt müsse daher in jedem Fall immer eine medizinische Diagnose sein. Ohne Arztbesuch könne auch ein Exorzist nicht helfen. Erst wenn jemand einen Arzt beziehungsweise einen klinischen Psychologen besucht habe und medizinisch keine natürliche Erklärung gefunden werden konnte: Dann könne ein kirchlich anerkannter Exorzist hinzugezogen werden.

"Wenn also eine Person kommt und um einen Segen für ein bestimmtes Problem bittet, muss ein Exorzist zuerst fragen, ob die Person einen Arzt besucht hat", betonte der Priester.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Pater Francois Dermine ist ein französisch-kanadischer Geistlicher. Er kam 1979 nach Italien, kurz vor seiner Priesterweihe, und lebt seitdem hier. Seit 1994 ist er Exorzist und arbeitet in der italienischen Erzdiözese Ancona-Osimo.

Der Dominikaner schilderte die Arbeit und den Alltag eines Exorzisten beim 14. Kurs über Exorzismus und Befreiungsgebete, der gemeinsam vom Päpstlichen Athenaeum Regina Apostolorum – einer internationalen Hochschule – sowie der Gruppe für Sozio-Religiöse Information und Forschung (GRIS) organisiert wird.

Der einwöchige Kurs, der am gestrigen 10. Mai endete, bildet keine neuen Exorzisten aus. Vielmehr lernen Priester und Laien, was Exorzismus wirklich ist und was dazugehört.

Pater Francois Dermine sagte CNA, dass viele der Laien, die an dem Kurs teilnehmen, auf Wunsch ihres Bischofs teilnehmen, damit sie lernen können, wie man Priester bei Exorzismen besser unterstützen kann.

Sein eigener Vortrag behandle auch einige der häufigsten Fehler, die Exorzisten machen. Ein typischer Fehler etwa sei, schlechte übernatürliche Manifestationen mit übernatürlichen Charismen zu verwechseln, die von Gott kommen.

"Das ist ein sehr wichtiger Unterschied", sagte er. "Wir haben eine menschliche Natur, und wir können nichts wissen, ohne dass wir es mit unserem Sinnesapparat lernen."

"Gott hat uns geschaffen, um auf eine bestimmte Weise zu wirken. Wenn du außersinnliche Wahrnehmungen und solche Dinge hast und sie nicht dazu bestimmt sind, zu helfen oder ein spirituelles Ergebnis zu provozieren, dann können sie nicht von Gott kommen", warnte er.

Menschen mit diesen Wahrnehmungen werden in der säkularen Kultur oft als "Medium" bezeichnet.

Diese Art übernatürlicher Empfindungen oder Manifestationen könne aber "eine Ursache für viele Probleme" sein, und bedürften oft der Hilfe eines Exorzisten, so Dermine.

Einen Kurs über Exorzismen für Priester und ausgewählte Laien zu halten sei außerdem einfach sinnvoll, weil das Thema oft als "mysteriös" gelte.

"Die meisten der Menschen, die hierher kommen, kommen hierher, weil sie die Absicht haben, nicht unbedingt Exorzisten zu werden, sondern zu verstehen", sagte er.

Dieser Bericht ist eine übersetzte und redigierte Fassung eines Artikels der CNA.

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