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Studenten: Änderungen am Institut Johannes Paul II untergraben dessen Auftrag

Papst Franziskus begrüßt Amtsträger am 27. Oktober 2016

Zwei Jahre nach der Neugründung des Institutes Johannes Paul II für Ehe und Familie haben 150 Studenten einen Brief unterzeichnet, demzufolge die neu erlassenen Statuten weder dem Auftrag noch der Identität des Institutes gerecht werden. Zudem melden sie schwere Bedenken über die Zukunft der Hochschule an.

Das auf den 24. Juli datierte Schreiben ist auch auf Deutsch übersetzt worden und an Erzbischof Vincenzo Paglia adressiert, den Papst Franziskus zum Großkanzler des Institutes ernannt hat, sowie den Hochschulpräsidenten, Monsignore Pierangelo Sequeri.

"Wir sind in größter Sorge um den Verlust des Ausbildungsansatzes und damit der Identität des Päpstlichen Institutes Johannes Paul II.", schreiben die Studenten.

Viele Kommilitonen hätten schwerste Bedenken angesichts der "unerwarteten Veröffentlichung der neuen Statuten und Studienprogramm für unser neues Institut, mit der gleichzeitig traurigen Nachricht der Absetzung zweier Professoren, deren Lehrstühle eine entscheidende Rolle bei der vom Institut angebotenen Ausbildung".

Papst Franziskus hatte das 1981 gegründete Institut im Jahr 2017 durch das Motu Proprio "Summa Familiae Curia" aufgelöst und durch ein fast gleichnamiges Institut ersetzen lassen.

Als "Magna Charta" des neuen Instituts bezeichnete Erzbischof Paglia damals das Nachsynodale Schreiben Amoris Laetita, und Papst Franziskus lobte zwar das bisherige Institut, das er damit abschaffte. Die Neugründung sei aber nötig, weil das 1981 gegründete Institut aufgrund "anthropologisch-kultureller Veränderung" nicht mehr zeitgemäß sei.

Tatsächlich schuf die Auflösung und Neugründung die Voraussetzung für neue Statuten und eine ganze Reihe weiterer dramatischer Eingriffe.

So schreiben die neuen Statuten vor, wie ein Professor des Institutes gegenüber CNA sagte, dass selbst die Lehrstuhlinhaber des Institutes nicht mehr an der Suche nach neuem Lehrpersonal beteiligt sind.

Zudem können Lehrstuhlinhaber nur noch per Zweidrittelmehrheit eine problematische Neueinstellung verhindern, was jedoch "in der Praxis unmöglich" sei: Dafür hätten die jüngsten Personalentscheidungen am Institut bereits gesorgt.

Dabei sei es Papst Johannes Paul II. bei der Gründung des Instituts besonders wichtig gewesen sei, dass die Professoren mit der Ernennung neuer Lehrbeauftragter einverstanden sind "um die Kontinuität der Identität des Instituts zu sichern".

"Dank dieser neuen Vorgehensweise ist die Kontinuität der Identität gestorben", so der Professor wörtlich gegenüber CNA.

Als völlig "unvorstellbar" bezeichnete er die Entscheidung, einen zentralen Lehrstuhl des Instituts abzuschaffen.

"Ich kann mich an keinen akademischen Präzedenzfall erinnern, der jemals Lehrstühle und Professuren abgeschafft hätte mit der Begründung, das neue Institut sei eine völlig neue Organisation – und daher hätten festangestellte Professoren mit Lehrauftrag keinerlei rechtlichen Anspruch mehr [auf ihre Stelle]: das ist schlichtweg ein juristischer Schwindel. Und dieser juristische Schwindel wird gegen zwei Experten für Moral verübt: [Monsignore Livio] Melina und [Pater] José Noriega."

Beide Professoren kehren im neuen akademischen Jahr nicht an das Institut zurück. Offiziell als "gefeuert" gelten sie jedoch nicht, weil durch die Suspendierung des gesamten Lehrpersonals im Zuge der neuen Statuten ihre Verträge nicht verlängert wurden. Angeblich soll es ihnen möglich sein, noch die Studenten weiter zu betreuen, die unter ihnen ihre Dissertationen schreiben.

Als 2017 Änderungen am Institut angekündigt wurden, sagte Paglia, dass die Fakultät nicht abgebaut, sondern erweitert werde, indem neue Professoren und Experten hinzugezogen würden, um Themen zu diskutieren, die für die "Wissenschaften von Ehe und Familie" relevant sind.

Aber die italienische katholische Nachrichtenseite "La Nuova Bussola Quotidiana" berichtete diese Woche, dass alle Fakultätsmitglieder in Rom kürzlich darüber informiert wurden, dass aufgrund der neuen Satzung die Professoren suspendiert würden, bis sie im Lichte der Bedürfnisse des Instituts bewertet werden könnten, und möglicherweise im Herbst neue Studiengänge unterrichten.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Professor Melina, der Berichten zufolge darüber informiert wurde, dass er nicht weiter am Institut arbeiten wird, erhielt 1985 den ersten Doktortitel des Instituts und war dessen langjähriger Präsident.

Seine Absetzung, wie auch die von Pater Noriega, kam für viele im Institut als ein Schock.

"Sämtliche Entscheidungen über Lehrpläne und Personal wurden ohne Beteiligung eines einzigen Mitglieds des Lehrkörpers im Sommer getroffen", so ein Professor gegenüber CNA.

Einen Lehrauftrag erhielt auf diesem Weg Pater Maurizio Chiodi. Dieser geriet 2018 mit der Aussage in die Schlagzeilen, die Verwendung künstlicher Verhütungsmittel könnte in "Einzelfällen" als ein "Akt der Verantwortung anerkannt werden, der durchgeführt wird, nicht um das Geschenk eines Kindes radikal abzulehnen, sondern weil die Verantwortung in diesen Situationen das Paar und die Familie zu anderen Formen der Aufnahme und Gastfreundschaft aufruft".

Das Schreiben der Studenten an den von Papst Franziskus eingesetzten Großkanzler Paglia ist besonders besorgt über die Abschaffung des moraltheologischen Lehrstuhls.

"Im Mittelpunkt unserer Sorge um die Identität des Instituts steht die Abschaffung des Lehrstuhls für fundamentale Moraltheologie. Wir wissen, wie wichtig dessen Erforschung menschlichen Handelns für Papst Johannes Paul II. war, bis hin zur Übertragung des Vorsitzes (Moraltheologie) genau auf den ersten Präsidenten, Kardinal Carlo Caffarra," so das Schreiben.

Angesichts der Entlassung Melinas und Noriegas scheine das Institut einen säkularisierten – also verweltlichten – Ansatz vorschreiben zu wollen.

Der Brief wörtlich: "Warum weiter am Institut Johannes Paul II. studieren, wenn es nicht etwas anderes vorzuschlagen scheint als das, was wir in den Lehrplänen der weltlichen Universitäten finden können, meist auf attraktivere und effektivere Weise?"

Eine dem Institut nahestehende Person betonte gegenüber CNA, dass die neuen Statuten auch Bedenken hinsichtlich der akademischen Integrität und des Rufs des Instituts aufwerfen.

"Jeder seriöse Akademiker würde sich Sorgen machen, wie mit der Forschung und Wissenschaftlichkeit des Instituts umgesprungen wird. Papst Franziskus verdient es, dass Amoris Laetitia fair diskutiert wird, anstatt es durch theologische Parteinahme durchzusetzen. Dieser Umgang mit Lehrkörper wie Lehrplänen setzt die Glaubwürdigkeit des Instituts komplett aufs Spiel".

"Ich frage mich auch: Es gibt klare, von der Europäischen Union standardisierte akademische Richtlinien, die eingehalten werden müssen, wenn das Institut will, dass seine Abschlüsse gültig sind. Wurden diese Richtlinien eingehalten?"

Die Quelle verwies auf die Bedeutung eines ordnungsgemäßen Verfahrens im akademischen Umfeld, zum Schutz der Forschungsfreiheit.

Die neuen Regelwerke dagegen "verletzen alle akademischen Standards und werfen damit einen großen Schatten auf die Glaubwürdigkeit des Instituts".

"Als Johannes Paul II. das Institut gründete", sagte er, "entließ er keine Dozenten an anderen Universitäten, die anders dachten als er, wie Bernhard Häring oder andere, die gegen Humanae Vitae waren, auch nicht an päpstlichen Universitäten. Stattdessen gründete er ein Institut, um die strittigen Fragen akademisch anzugehen."

In Antwort auf diese massiven Problemanzeigen teilte Hochschulpräsident Sequeri gegenüber CNA mit, dass die neuen Statuten die Identität des Instituts "stärken" würden und in die Tat umsetzten, was Papst Franziskus gefordert habe.

"Die Verabschiedung der Statuten und des neuen Studienplans des Institutes Johannes Paul II. hat die Reform in die Tat umgesetzt, die Papst Franziskus im Motu Proprio Summa Familiae Cura gefordert hat; sie bekräftigen und erneuern die ursprüngliche Inspiration Johannes Pauls II. mit neuer Kraft und verleihen der Familie eine besondere Zentralität, die heute aus jeder Perspektive Gegenstand der Studie ist", so Sequeri.

Es gehe theologisch nun darum, die Lebenswirklichkeit von Familien besser zu verstehen, so Sequeri weiter. Das leiste der neue Lehrplan: "Das Studium der Moraltheologie ist Teil der theologischen Reflexion. Das Studium der Moraltheologie ist immer noch kritisch und wird in einem breiteren Studiengebiet gestaltet, das sich damit einverstanden erklärt, die Realität der Familien besser zu verstehen".

"Indem sich die kirchliche Reflexion auf die Frage nach dem Sinn des Evangeliums für das Familienleben konzentriert, kann sie sich energischer auf den anthropologisch-kulturellen Wandel zubewegen, der alle Aspekte des Lebens beeinflusst und einen analytischen und vielfältigen Ansatz erfordert."

Soweit wörtlich Hochschulpräsident Sequeri. Großkanzler Paglia indessen lehnte es ab, sich zu den Vorwürfen zu äußern.

Andrea Gagliarducci trug zur Berichterstattung bei. Übersetzt und redigiert aus dem englischen Original von AC Wimmer.

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