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Trotz Hass, Verfolgung und Gewalt: Wie Christen in Syrien den Glauben behalten

Die Überreste der syrisch-orthodoxen Marienkirche.

(Anmerkung der Redaktion: Dieser Bericht enthält Beschreibungen von Akten barbarischer Gewalt, Gräueltaten, Misshandlung und Folter. Er ist nicht für Kinder und Jugendliche geeignet.)

In einem christlichen Viertel im vom Krieg zerrissenen Syrien wartete ein kleiner Junge darauf, aus dem Krankenhaus entlassen zu werden, nachdem man ihn dort operiert hatte. Plötzlich erzitterte das Gebäude aufgrund eines Bombenanschlags.

Seine Mutter, die bei ihm war, rannte aus dem Krankenhaus, um Hilfe zu suchen. Nachdem sie weg war, schlug eine Bombe direkt ins Gebäude ein und tötete ihren Sohn.

"Sie meinte zu mir: 'Mein Sohn war schon darauf vorbereitet, im Himmel zu sein.'", so Schwester Maria de Guadalupe, eine Missionarin in Syrien vom Institut des fleischgewordenen Wortes, über die Mutter. Wie die Mutter erzählt habe, hatte ihr Sohn sie erst kürzlich noch an die Ermahnung Christi im Evangelium erinnert, nicht diejenigen zu fürchten, die den Leib töten, sondern diejenigen, die die Seele nehmen.

"So sieht der Alltag der verfolgten Christen hier aus", bemerkte Schwester Maria. "Sie sagen: 'Dann tötet mich eben. Ihr könnt mir den Himmel nicht nehmen. Ihr könnt meinen Kopf nehmen, ihr könnt meine Kirchen abbrennen ... aber wenn ich sterbe, werde ich nicht sterben.'"

Schwester Maria sprach als Augenzeugin auf dem internationalen #WeAreN2016 - Konferenz zum Thema Religionsfreiheit in New York, der Ende April stattfand. Während der Veranstaltung wurde ausführlich die Not der verfolgten Christen in Syrien, im Irak und in Nigeria dargelegt. Außerdem bat man die Vereinten Nationen, Maßnahmen zu ergreifen, um weitere Verbrechen in diesen Regionen zu verhindern.

Am Freitag vor der Konferenz reichte die Interessengruppe CitizenGO eine Petition mit 400.000 Unterschriften beim Sitz der Vereinten Nationen ein. Inhalt des Schreibens war die Forderung an den UN-Sicherheitsrat, zu erklären, dass der Islamische Staat im Irak und in Syrien Völkermord an Christen und anderen religiösen Minderheiten begehe und in der Angelegenheit an den internationalen Strafgerichtshof zur Untersuchung und möglicher Strafverfolgung verwiesen werden solle.

Schwester Maria und Pater Rodrigo Miranda, Missionare vom Institut des fleischgewordenen Wortes, referierten beide auf dem Kongress. Sie haben während des syrischen Bürgerkriegs in Aleppo gelebt und erzählten den Anwesenden von unsäglichen Gräueltaten gegen die Christen dort.

Für die Christen sei das Leben in Syrien ein langer "Kreuzweg" gewesen, seitdem der Bürgerkrieg vor fünf Jahren ausgebrochen sei.

"In den Medien war die Rede von [friedlichen] Demonstrationen seitens der syrischen Bevölkerung, die sich nach Freiheit und Demokratie sehnten", erinnerte sich Schwester Maria de Guadalupe an den arabischen Frühling, obwohl es in Wirklichkeit "ganz anders war."

Berichte von nicht-syrischen, bewaffneten Gruppen, die in christliche Nachbarschaften eindrangen und Christen töteten, sickerten an Studenten der Mission in Aleppo durch.

Tausende zog es bald auf die Straßen von Aleppo, "um ihre Unterstützung für die Regierung kundzutun", weil sie "es bevorzugten, den Status Quo aufrecht zu erhalten", sagte Schwester Maria. "Denn das, was sie kommen sahen, war keine Demokratie." Was folgte, war "ein Krieg, den niemand in Syrien erwartet hatte." "Über Nacht kamen die bewaffneten Gruppen und begannen, die Menschen in den Städten gefangen zu nehmen."

"Aleppo", betonte sie, sei die "wichtigste Stadt" und das "wirtschaftliche Zentrum des Landes", weswegen Terroristengruppen es auf die Stadt abgesehen und sie ein ganzes Jahr lang belagert hatten. Strom gab es nur für ein bis zwei Stunden pro Tag; fließendes Wasser nur alle zehn bis 15 Tage.

"Dann wurde die Stadt an jedem einzelnen Tag zum Kriegsschauplatz", so Schwester Maria. "Und wir leben so seit nun fünf Jahren."

Am meisten habe man es auf christliche Viertel und Kirchen abgesehen, berichtete sie. Die christlichen Gemeinden seien "total zerstört" worden, fügte Pater Rodrigo hinzu, "vor allem während der wichtigen Feste im Kirchenjahr."

"Insbesondere an Weihnachten und Ostern sind wir in Alarmbereitschaft und rechnen mit Angriffen ... Sie zerstören unsere Kirchen, Klöster, Unterkünfte – einfach alles."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Auch nach dem muslimischen Freitagsgebet wurde seine Gemeinde "ins Visier genommen, bedroht und direkt angegriffen, weil wir die einzige christliche Gemeinde in der Gegend waren."

"Christen", sagte er, "werden entführt, gefoltert, gemartert, enthauptet, in Stücke geschnitten."

"Regelmäßig schlugen sie die Fenster unserer Häuser und Autos ein; oder es gab Zeiten, in denen sie mit Messern in die Häuser unserer geweihten Schwestern einbrachen, sie mit Vergewaltigung oder Martyrium bedrohten, und sie belästigten, wenn sie auf die Straße zu gehen hatten."

"Oder sie haben mit ihren Autos oder Motorrädern Kinder unserer kleinen christlichen Schule bedroht. Ich persönlich habe meine Kinder vor ihnen verteidigt."

Auch ein christlicher Friedhof wurde zerstört; die Leichen geschändet und in der Öffentlichkeit ausgestellt, berichtete er weiter.

Eine christliche Frau wurde an einer Säule gefesselt und von Passanten geschlagen, bis sie darum betteln würde, zum Islam konvertieren zu dürfen. Allerdings habe sie nie darum gebeten, zu konvertieren, erzählte Schwester Maria.

Vor allem Kinder und Priester seien Ziele ihrer Brutalität gewesen. Sie wurden vor den Augen ihrer Mütter "lebendig begraben" oder enthauptet, um dann ihre Köpfe aufzuspießen und an öffentlichen Plätzen auszustellen.

"Mädchen, meistens zwischen zehn und 15 Jahren, werden vergewaltigt, oft bis zu zehn Mal am Tag – oder mehr", sagte Pater Rodrigo, "und dann auf dem gut laufenden und wachsenden Prostitutionsmarkt aus der Region in westliche Länder verkauft."

Die Priester seien ebenfalls Zielscheibe des Hasses gewesen. Pater Rodrigo erzählte die Geschichte von einem 75 Jahre alten holländischen Missionarspriester, der "entführt wurde und dem zweimal von hinten in den Kopf geschossen wurde, weil er den Armen zu Essen gab."

Anderen Priestern, mit denen Pater Rodrigo gesprochen hat, haben sie die Knochen gebrochen und die Zähne ausgeschlagen, und sie fast zu Tode hungern lassen.

"Warum? Politische Vorurteile? Ethnische Säuberung? Er ist Priester, ein Nachfolger Christi. Der Grund dafür ist der Hass auf Jesus Christus", sagte Pater Rodrigo.

"Wenn sie mich verfolgen, sprach unser Herr, werden sie auch Euch verfolgen. Christus ist ein Zeichen des Widerspruchs, und wir werden das Zeichen des Widerspruchs sein in Syrien und im Irak."

Für Pater Rodrigo ist "die Motivation für den Völkermord von heute dieselbe wie am Anfang, sie liegt in den Wurzeln unserer sehr schwierigen Koexistenz mit dem Islam."

Und die Gewalt gegen Christen dauert bis heute an. Am Samstag las Schwester Maria aus einer Nachricht von ihrer Gemeinde in Aleppo vor, dass "die Stadt schrecklich von den Rebellen angegriffen worden ist, der letzte verzweifelte Versuch, die Stadt zu einnehmen."

"Es gibt keinen sicheren Ort in der ganzen Stadt", fuhr sie fort. "Viele Christen sind in den letzten Tagen gestorben. Die Rebellen haben gesagt, dass dies eine Rache sei. Sie werden Zivilisten in der ganzen Stadt zahlen lassen für die Unterdrückung, die sie bekommen haben."

"Das ist noch die 'gemäßigte' Opposition, die wir in Syrien haben", fuhr sie fort.

Doch die Christen erleben entgegen des enormen Leidens, dass ihr Glaube dadurch wachse.

"Christen haben nie Gott die Schuld für unsere Situation gegeben. Gott schuf uns frei, und er respektiert unsere Freiheit", sagte Schwester Maria der CNA in einem Interview mit Hilfe der Übersetzung durch Pater Rodrigos.

"Auch angesichts des großen Leids, ist Gott mächtig genug, um in dieser Situation große Dinge zu vollbringen. Denn auch wenn sie schon alles verloren haben – materiell gesehen – so sind sie doch geistig im Glauben und in der Hoffnung gewachsen. Und in diesem Sinne haben sie gewonnen haben."

"Das Leiden reinigt und stärkt den Glauben", fuhr sie fort. "Am Ende des Tages ist das ewige Leben das, was wir wollen."

"Am Ende des Tages haben wir das Kreuz, das Jesus Christus uns aufgibt, und das ist der Weg."

Das Leiden helfe den Christen auch dabei, so zu leben, als sei es ihr letzter Tag, denn für die Christen in Aleppo könnte es wirklich ihr letzter Tag sein.

"Werden wir die Zeit am letzten Tag unseres Lebens verschwenden?", fragte sie in ihrer Ansprache auf dem Kongress am Samstag. "Werden wir weiter in Sünde leben, auch während der letzten Tage unseres Lebens? Ich kann heute sterben. Ich möchte in den Himmel. Also werde ich heute das Beste aus dem Tag herausholen."

Vergebung sei ein Kennzeichen des christlichen Lebens, betonte Pater Rodrigo. "Frieden ist ein Geschenk von oben", sagte er. "Von Gott."

"Vergebung liegt uns im Blut, es ist in unserem göttlichen Blut durch die Gnade", fügte er hinzu. "Vergebung ist etwas so mächtiges, dass niemand als Jesus Christus sie spenden kann."

"Es ist sehr schwierig, all das zu sagen und nicht das Bedürfnis nach Rache zu fühlen. Also bitten auch wir unseren Herrn um die Gnade der Vergebung und um die Gnade der Barmherzigkeit für alle Menschen, die verantwortlich sind."

"Wir sind Missionare und wir haben die Möglichkeit, die Chance, mit den Märtyrern unserer Zeit zu leben. Dies ist ein Privileg", schlussfolgerte Schwester Maria.

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