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Betroffener über Aufarbeitung in Köln: Woelki wollte zwischenzeitlich "alles hinschmeißen"

Peter Bringmann-Henselder ist Mitglied des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln.

Die monatelange Debatte um die Missbrauchsaufarbeitung im Erzbistum Köln, wie auch die Medienattacken und Rücktrittsforderungen haben dem Kölner Erzbischof so sehr zugesetzt, dass er sich zwischenzeitlich in einer Situation befunden hatte, in der er "am liebsten alles hinschmeißen würde". Das berichtet zumindest Peter Bringmann-Henselder, der als Mitglied des Betroffenenbeirats eng mit den Bistumsverantwortlichen zusammengearbeitet hat.

Im Interview mit dem katholischen Fernsehsender EWTN.TV (hier zum Video) gab der Betroffene Einblicke in die Zusammenarbeit mit Kardinal Rainer Maria Woelki und erneuerte seine Kritik an der Protest-Initiative "Maria 2.0".

Bringmann-Henselder sprach mit EWTN in Köln im Anschluss an die Pressekonferenz des vergangenen Dienstag (CNA Deutsch hat berichtet). Dort hatten Kardinal Rainer Maria Woelki, und sein Generalvikar Markus Hofmann nach der am Donnerstag vorgestellten Missbrauchsstudie weitere Konsequenzen angekündigt.

Vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Kardinal Woelki

"Ich bin ich erstaunt, wie klar und präzise die Kanzlei das nach vorne gebracht hat", sagt Peter Bringmann-Henselder im EWTN-Interview. Die Kanzlei Gercke habe sehr professionell und rechtssicher gearbeitete, beim ersten Gutachten der Kanzlei "Westphal Spilker Wastl" sei dies "nicht so der Fall" gewesen.

Die Zusammenarbeit mit Kardinal Woelki beschreibt Bringmann-Henselder als sehr vertrauensvoll: "Man kann seine eigene Meinung vertreten, die er akzeptiert, er bittet sogar darum, dass wir ihm sagen, was uns missfällt."

Der Betroffene widerspricht auch den Vorwürfen von zwei ehemaligen Mitgliedern des Betroffenenbeirats, die behaupteten, der Kardinal hätte sie intrumentalisiert und mit der Entscheidung überrumpelt, das erste Gutachten aufgrund der "methodischen Mängel" nicht zu veröffentlichen. Woelki hatte stattdessen der Kanzlei "Gercke & Wollschläger" den Auftrag gegeben, ein zweites Gutachten anzufertigen, welches diese von externen Juristen festgestellten Mängel nicht mehr aufweisen sollte. Dafür war Woelki in der Lokalpresse und von Gremien scharf angegriffen worden. Dass der Betroffenenbeirat "nicht gefragt" und regelrecht "überfallen" worden wäre, stimme so nicht, meint Bringmann-Henselder.

Erneute Kritik an "Maria 2.0"

Das Mitglied des Betroffenenbeirats erneuerte auch seine Kritik an der Laien-Initiative "Maria 2.0". Bereits letzte Woche hatte Bringmann-Henselder die schwere Anschuldigung vorgebracht, wonach die Frauengruppe "Missbrauch an uns Betroffenen" üben würde, indem sie "sexuellen Missbrauch als Vehikel für ihre politischen Forderungen" instrumentalisieren.

Auf Anfrage von CNA Deutsch hat "Maria 2.0" die Kritik zurückgewiesen. Mittlerweile hat die Sprecherin jedoch – ebenso wie eine weitere Vertreterin der Protest-Gruppe – angekündigt, aus der Kirche auszutreten. 

Gegenüber EWTN.TV sagte Bringmann-Henselder nun, dass viele Betroffene ohnehin schon "ziemlich sauer" sind über die Vorgehensweise der Aktivisten von "Maria 2.0":

"Hier gehen Leute nach vorne, reden über den Beirat und haben sich noch nicht mal vorgestellt oder mit dem Beirat unterhalten, nur mit den zwei Ausgetreteten. Die Betroffenen, mit denen ich zu tun habe (...), haben klipp und klar gesagt, sie finden das nicht gut, was Maria 2.0 da macht. Sie nehmen den Missbrauch und missbrauchen den für ihre politische Zwecke für die Änderung innerhalb der Katholischen Kirche. Ich finde das nicht richtig."

Kardinal Woelki wollte "hinschmeißen"

Die am vergangenen Dienstag vom Kardinal und Generalvikar vorgestellten ersten Konsequenzen aus der Missbrauchsstudie bezeichnet Bringmann-Henselder als "hervorragend". Vor allem der Acht-Punkte-Plan des Erzbistum lasse hoffen.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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In der Vergangenheit habe man zu häufig an den Ruf der Kirche gedacht, aber nicht an die Betroffenen. Mit Kardinal Woelki habe sich der Umgang geändert, so Bringmann-Henselder. Mit ihm habe man "von Mensch zu Mensch" reden können. Er nehme sich "wirklich die Zeit für die Betroffenen" – auch dann, als der Kölner Erzbischof am Rande seiner Belastungsgrenze war. Wörtlich:

"Wir haben das auch mehrfach gemacht, auch außerhalb der Sitzung, weil wir gemerkt haben: Der Kardinal befindet sich in einer Situation, wo er am liebsten alles hinschmeißen würde. Wir haben ihm dann gesagt: Nein, wir gehen den Weg gemeinsam, bis das Gutachten da ist und dann sehen wir, ob wir Recht haben oder nicht."

Die Arbeit des Betroffenenbeirats gehe auch und gerade nach der Vorstellung der Untersuchung weiter, betont Bringmann-Henselder. Woelki selbst lege großen Wert drauf, dass die Interessen der Betroffenen "miteinfließen in der gesamten Änderung im Erzbistum".

"Das habe ich in anderen Bistümern noch nicht erlebt", so Bringmann-Henselder. Das Erzbistum Köln habe allem Anschein nach nun "eine Vorreiterrolle" innerhalb der Katholischen Kirche in Deutschland. Tatsächlich ist der "Gercke Report" weltweit in der Berichterstattung aufgegriffen worden, wie CNA Deutsch heute meldete.

Das komplette EWTN-Interview:

Letztes Update 25.3.21 um 17:53 Uhr mit dem Detail, dass Lisa Kötter und eine weitere Aktivistin der Gruppe "Maria 2.0" mittlerweile ihren Austritt aus der Kirche angekündigt hat.

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https://twitter.com/CNAdeutsch/status/1110081719661723653?s=20

 

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