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Kardinal Kasper: Gebet soll Synodalen Weg zurück "auf katholische Geleise" lenken

Kardinal Walter Kasper

Der langjährige Kurienkardinal Walter Kasper hat sich kritisch zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland geäußert und gleichzeitig den von Papst Franziskus auf weltkirchlicher Ebene angestoßenen synodalen Prozess gelobt. In einem am Mittwoch veröffentlichten Gespräch mit dem Passauer Bistumsblatt, der Wochenzeitung des Bistums Passau, sagte Kasper, er hoffe darauf, „dass das Gebet vieler treuer Katholiken hilft, den Synodalen Weg auf katholische Geleise zu lenken“. Außerdem fragte er: „Warum hat der Synodale Weg den Brief von Papst Franziskus nicht ernster genommen und, wie es sich für eine Synode gehört, die kritischen Fragen im Licht des Evangeliums betrachtet?“

Angesprochen auf das seit 2019 von der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken verantwortete Projekt sagte er: „Sie haben den ganz andersartigen deutschen Synodalen Weg, so wie man ihn aus den Medien wahrnehmen kann, zutreffend beschrieben. Er gibt in der Öffentlichkeit wahrlich kein gutes Bild. Ich mache mir große Sorgen, bin jedoch mit einem abschließenden Gesamturteil vorsichtig.“ Man vernehme „zum Teil schrille Stimmen und einzelne öffentlich laute Gruppen“, fuhr der 88-Jährige fort. „Für den Anfang mag es ja gut gewesen sein, die unterschiedlichen Meinungen ungefiltert zu Wort kommen zu lassen. Aber es übersteigt mein Vorstellungsvermögen, dass Forderungen wie Aufhebung des Zölibats und Priesterweihe von Frauen am Ende die Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischofskonferenz finden oder in der universalen Kirche konsensfähig sein könnten.“

Nicht nur inhaltlich – Kasper sprach von einem „Geburtsfehler“ –, sondern auch strukturell stehe der Synodale Weg „auf schwachen Beinen. Er ist weder eine Synode noch ein bloßer Dialogprozess. Jetzt am Anfang ist er ein Dialogprozess, dann hat die Bischofskonferenz das Wort und schließlich ist, was die universalkirchlichen Forderungen angeht, der Papst am Zug, außerdem ist jeder Bischof frei, in seiner Diözese zu übernehmen, was ihm geeignet erscheint. Wie das alles auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen ist, ist angesichts der offensichtlichen Uneinigkeit der deutschen Bischöfe schwer vorstellbar.“ Anstatt zu meinen, „man könne Kirche ‚machen‘“, müsse eine Erneuerung „aus einem inneren Wachstum von Glaube, Hoffnung und Liebe kommen. Wir müssen aus der angesprochenen Nebellandschaft herauskommen und das Evangelium in seiner ganzen Radikalität neu entdecken und so neu Kirche werden, welche die vielen suchenden jungen wie älteren Menschen neu anzieht.“

Über den Synodalen Weg hinaus gebe es weitere Probleme innerhalb der Kirche in Deutschland, so der einstige Bischof von Rottenburg-Stuttgart und spätere Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen: „Wenn ich sehe, was in römischen Pfarreien und in den Vereinigten Staaten, und unter völlig anderen Bedingungen in Afrika, in der Katechese geschieht, dann sind wir katechetisches Notstandsgebiet. Damit meine ich nicht den schulischen Religionsunterricht, der unter den heutigen schulischen Bedingungen meist nicht Katechese sein kann. Ich spreche von der gemeindlichen Tauf-, Erstbeicht-, Erstkommunion- und Firmkatechese, von Ehevorbereitungs- und Familienkatechese. Wo sie gut gemacht wird, finden sich in den Sonntagsgottesdiensten junge Leute, junge Familien mit Kindern, die man in Deutschland oft an den Fingern einer Hand abzählen kann.“

Hinsichtlich des von Papst Franziskus initiierten synodalen Prozesses in der Weltkirche, der in einigen Monaten seinen offiziellen Anfang nehmen soll, betonte Kasper, man könne so „die Kirche nicht neu erfinden“, aber dazu beitragen, sie im Heiligen Geist zu erneuern. „Synoden sind kein Parlament, keine ‚Papierfabrik‘, die lange Papiere verfasst, die nachher kaum jemand liest, auch kein Kirchenregiment, das sagt, wo es lang geht“, erklärte der Kardinal. „Synoden sind Ratsversammlungen, in denen sich in Krisensituationen der Bischof mit seinem Presbyterium und den Gläubigen gemeinsam den Zeichen der Zeit stellt, auf das Evangelium schaut und im Gebet wie im Austausch untereinander hört, was der Hl. Geist den Gemeinden sagt […]. Wenn es dabei – wie das Konzil formuliert – zu einem ‚einzigartigen Einklang‘ zwischen Vorstehern und Gläubigen kommt, dann ist das ein Zeichen des Hl. Geistes, dass wir auf dem rechten Weg sind […].“

Kasper gilt als einflussreicher Theologe im Pontifikat von Papst Franziskus. Gleich am ersten Sonntag nach seiner Wahl auf den Stuhl Petri im März 2013 sagte der argentinische Pontifex: „In diesen Tagen hatte ich die Gelegenheit, das Buch eines Kardinals – Kardinal Kaspers, eines Theologen, der sehr tüchtig ist, eines guten Theologen – über die Barmherzigkeit zu lesen. Und jenes Buch hat mir sehr gut getan, doch glaubt jetzt nicht, dass ich Werbung für die Bücher meiner Kardinäle mache! Dem ist nicht so! Doch es hat mir so gut, so gut getan … Kardinal Kasper sagte, dass von der Barmherzigkeit zu hören, dass dieses Wort alles ändert. Es ist das Beste, was wir hören können: es ändert die Welt.“

Bei einem Konsistorium im Jahr 2014 hielt Kasper eine Ansprache, die sich als wegweisend für die Diskussion um die Zulassung von sogenannten wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion erweisen sollte, die mit der Veröffentlichung des Nachsynodalen Apostolischen Schreibens Amoris Laetitia zwei Jahre später noch kein Ende genommen hat. Kasper fragte damals: „Ein wiederverheirateter Geschiedener 1. wenn er das Scheitern seiner ersten Ehe bereut, 2. wenn er die Verpflichtungen aus der ersten Ehe geklärt hat, wenn es definitiv ausgeschlossen ist, dass er zurückkehrt, 3. wenn er sich nicht ohne weitere Schuld aus den Verpflichtungen gegenüber der neuen, zivil geschlossenen Ehe lösen kann, 4. wenn er sich jedoch bemüht, die zweite Ehe so gut wie [irgend möglich] aus dem Glauben zu leben und die eigenen Kinder im Glauben zu erziehen, 5. wenn er den Wunsch nach den Sakramenten als Kraftquell in seiner Situation hat, dürfen oder können wir ihm dann, nach einer Zeit der Neuorientierung (metanoia) das Sakrament der Buße und dann der Kommunion verweigern?“

Im Gespräch mit dem Passauer Bistumsblatt sagte der Kardinal, er habe „aus Respekt vor der persönlichen Gewissensentscheidung einzelner Christen“ noch nie eine Person abgewiesen, wenn sie zur Kommunion vorgetreten sei. „Das ist inzwischen die in Deutschland ziemlich allgemeine, von den Bischöfen weithin tolerierte pastorale Praxis. Sie ist nicht perfekt, aber man kann und muss damit vorerst leben.“ Nichtsdestotrotz kritisierte er die praktische Anwendung des Papiers „Gemeinsam am Tisch des Herrn“, das in erster Linie „ein akademisches Dokument“ zum Empfang der Eucharistie durch Protestanten bzw. zur Teilnahme am protestantischen Abendmahl durch Katholiken gewesen sei, beim diesjährigen Ökumenischen Kirchentag.

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