"Seien Sie mutig wie Mother Angelica! Und greifen Sie zu den Sternen wie Michelangelo!" – Dazu hat Erzbischof Georg Gänswein Journalisten und Mitarbeiter von EWTN am heutigen Montag in einer Predigt im Petersdom aufgerufen. 

Der Präfekt des Päpstlichen Hauses und Privatsekretär von Papst emeritus Benedikt XVI. lenkte die Aufmerksamkeit auf das Lamm Gottes – und dessen Darstellung: Ein Gedanke, den der Prälat mit der Frage nach der Rolle von Kunst und Kommunikation verknüpfte.

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CNA Deutsch dokumentiert die Predigt von Erzbischof Georg Gänswein am 4. Januar 2020. 

Heilige Messe in der Capella della Pietà der Basilica Vaticana

Liebe Freunde!

Vier Tage nach dem Hochfest der Gottesmutter am 1. Januar teilen wir heute zusammen das Privileg, eine heilige Messe am Altar dieser alten Marienkapelle von Sankt Peter feiern zu dürfen. Dieser Altar ist nicht heiliger als andere Altäre. Dennoch ist an ihm etwas Besonderes. Denn neben den Reliquien von Heiligen, die jedem Altar eingelassen sind, ist es an dieser Stelle, als könnten wir hier einen manifesten Niederschlag der Schöpferkraft des Heiligen Geistes selbst bestaunen.

Michelangelo Buonaroti war noch keine 25 Jahre alt, als er um das Jahr 1500 dieses Meisterwerk schuf, das Betrachtern heute noch die Sprache verschlägt.

Darum will ich auch keine großen Worte machen, nachdem wir heute im Evangelium aus dem Mund Johannes des Täufers die Worte gehört haben: „Seht, das Lamm Gottes!“.

Denn hier heben wir ja nur unsere Augen und sehen, was keine Predigt bewegender ausdrücken könnte: Da ist es, das Lamm Gottes, geschlachtet, auf dem Schoß seiner jungen Mutter!

Es ist die Kunst des Glaubens, die wir hier sehen. Ja, der Glauben ist eine Gnade, er ist aber auch eine Kunst!

Lassen Sie mich danach nur noch einen Gedanken mit Ihnen teilen.

Der Schöpferakt der Bildhauer ist die Wegnahme alles Unnötigen, wie wir hier sehen. Darin sind Bildhauer Gott besonders ähnlich, der oft auch nur das Unnötige wegnimmt, um etwas Neues zu schaffen. So hat auch Michelangelo aus dem Marmorblock aus Carrara, in dem diese Skulptur schon seit Jahrmillionen verborgen drin steckte, vor allem alles Überflüssige weggenommen,

In diesem Sinn musste dieses Wunderwerk nur befreit werden. Es war sozusagen die unsichtbare Essenz in diesem rohen Marmorblock, die Michelangelo mit seinem Genie erkannt und freigelegt hat.

Diese Technik kann und will ich am Schluss nun auch Ihnen als katholischen Medienleuten anempfehlen.

Lassen auch Sie in Ihrer Berichterstattung alles Unnötige weg, über das alle Medien sowieso berichten. Stoßen Sie stattdessen immer wieder zum Wesentlichen der christlichen Botschaft vor und stellen es so frei wie der junge Michelangelo, ohne jede Konkurrenz. Denn in allen Nachrichten der Erde – über alle Tragödien, Katastrophen, Kriegen oder Pandemien – steckt als wichtigste Essenz tief in der Mitte auch immer die gute Nachricht von der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus. Es ist genau diese Nachricht, die wir hier vor uns sehen. Hören Sie deshalb nie auf, davon vor allem zu berichten und die Schönheit dieser Nachricht nach Ihrem besten Vermögen freizulegen.

Ahmen sie dabei Mother Angelica und Michelangelo nach. Seien Sie mutig wie Mother Angelica! Und greifen Sie zu den Sternen wie Michelangelo! Folgen Sie dem Stern von Bethlehem, der Sie mit den Weisen aus dem Morgenland und Michelangelo zum Geheimnis der Menschwerdung Gottes hinführt. Denn Sie haben ja auch heute noch der ganzen Welt mit Bildern und Worten die wichtigste und schönste Geschichte und Nachricht überhaupt zu verkünden. Dazu segne Sie der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist und die Muttergottes begleite Sie an allen Tagen.

Amen.

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