Angesichts der Spekulationen über einen möglichen Rücktritt von Papst Franziskus und seinen etwaigen Rückzug in eine Residenz in den Vatikanischen Gärten wie Benedikt XVI. lohnt es sich zu analysieren, was der Papst tatsächlich gesagt hat – und wie sich dies in sein umfassenderes Projekt einer Reform der römischen Kurie und der katholischen Kirche einfügt.

In einem Gespräch mit dem mexikanischen Fernsehsender Televisa hat Papst Franziskus noch einmal deutlich gemacht, dass er nicht die Absicht hat, das Petrusamt aufzugeben. Falls doch, so würde er nicht den Titel eines emeritierten Papstes annehmen.

Stattdessen würde Franziskus sich als emeritierten Bischof von Rom bezeichnen. Er würde Beichte hören und sich den Armen widmen.

Wobei denken Benedikt und Franziskus unterschiedlich?

Seine jüngsten Äußerungen deuten darauf hin, dass Papst Franziskus möglicherweise im Lateranpalast leben wird, dem Sitz des Papstes als Bischof von Rom.

In diesem Interview hat Papst Franziskus auch in klaren Worten darüber gesprochen, wie das Amt des emeritierten Papstes seiner Meinung nach definiert werden sollte und wie er seine eigene Rolle nach einem möglichen Verzicht interpretieren würde.

Papst Franziskus' Auffassung unterscheidet sich von der seines Vorgängers: Benedikt XVI. beschloss, den Titel eines emeritierten Papstes anzunehmen und weiterhin eine weiße Soutane zu tragen – allerdings ohne "la pellegrina", den weißen Mantel, der die bischöfliche Autorität symbolisiert.

In seiner letzten Generalaudienz als Papst am 27. Februar 2013 legte Benedikt XVI. die Bedingungen für seinen Rücktritt fest: "Eine Rückkehr in die Privatsphäre kann es nicht mehr geben. Meine Entscheidung, von der aktiven Ausübung des Amtes zurückzutreten, hebt dies nicht auf. Ich kehre nicht ins Privatleben zurück, in ein Leben mit Reisen, Treffen, Empfängen, Konferenzen und so weiter. Ich gebe das Kreuz nicht auf, sondern bleibe auf neue Weise an der Seite des gekreuzigten Herrn."

Bleibt man für immer Papst?

In der Praxis unterscheidet Benedikt XVI. zwischen dem munus und dem officium, also zwischen dem Amt und der Ausübung des Amtes. Einmal zum Papst gewählt, bleibt er für immer Papst.

In gewissem Sinne setzte Benedikt XVI. die Wahl zum Papst mit einer weiteren Bischofsweihe gleich. Der Theologe Karl Rahner, der die Untrennbarkeit von Ordnungs- und Jurisdiktionsgewalt betonte, hatte den mit der Papstwahl verliehenen Primat als höchsten Grad des Weihesakraments angesehen. Nach diesem Kriterium würde der Beginn des Petrusamtes des Papstes eine einzigartige Weihe darstellen.

Papst Franziskus plant jedoch, emeritierter Bischof von Rom zu werden. Er würde das Petrusamt nicht mehr innehaben und daher als Beichtvater in das öffentliche Leben zurückkehren und wahrscheinlich auch im Lateranpalast residieren.

Diese Rolle wurde von Pater Gianfranco Ghirlanda SJ, Kirchenrechtler und zukünftiger Kardinal, in einem Aufsatz aus dem Jahr 2013 beschrieben, der von La Civiltà Cattolica veröffentlicht wurde.

Auf der Suche nach einer Reform, die funktioniert

Ghirlandas Aufsatz enthält viele Überlegungen zur Rolle eines emeritierten Papstes, angefangen bei der Tatsache, dass Weihe und Autorität nicht dasselbe sind. Es handelt sich um eine grundsätzliche Frage, die bei der Reform der römischen Kurie aufkam, als es Laien erlaubt wurde, Aufgaben in der Kurie zu übernehmen.

Wenn das der Maßstab ist, so ist die Bischofsweihe keine Voraussetzung mehr für Autorität, geschweige denn für die Kollegialität mit dem Papst, der auch Bischof ist.

Papst Franziskus scheint mit seinen Äußerungen nicht beabsichtigen zu wollen, munus und officium zu trennen. Das eine hört mit dem Aufhören des anderen auf, und wer darauf verzichtet, kehrt in sein bisheriges Leben zurück.

Wird dies die angekündigte Reform für das Amt des emeritierten Papstes sein? Das ist durchaus möglich. Inwieweit ein emeritierter Bischof von Rom Einfluss auf das Leben der Kirche nehmen kann, muss ebenfalls definiert werden. Nach dem Eingeständnis von Papst Franziskus selbst hat in den letzten Jahren alles wegen der außergewöhnlichen Persönlichkeit Benedikt XVI. geklappt. Aber würde es bei einem anderen emeritierten Papst genauso funktionieren?

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