Professorale Stellungnahmen gegen die klaren Worte der Kardinäle Ladaria und Ouellet zum deutschen Synodalen Weg, die in Abstimmung mit Papst Franziskus geäußert wurden, spiegeln offenbar die medial präsente Theologie der Zeit wider.

Die Erfurter Dogmatikerin Julia Knop äußert sich hierzu: „Ja, was mag da passiert sein, wenn Bischöfe sich plötzlich Jahrzehnte alte theologische Forderungen zu eigen machen, statt ‚im Gehorsam gegenüber Petrus‘ die vermeintlich unveränderliche Lehre der Kirche zu verkünden? Wenn sie neuerdings der Überzeugungskraft von Argumenten mehr zutrauen als der Autorität des päpstlichen Lehramts?“

Das Missverständnis gegenüber dem Lehramt des Papstes reicht tief, insbesondere da der Papst nicht persönlich ausgedachte Lehren oder Privatmeinungen verkündigen darf, sondern den Glauben der Kirche bewahren, verteidigen und verkündigen muss, der im Evangelium Jesu Christi wurzelt. Die hier namenlos bleibenden Bischöfe, die offenbar die altbekannten Thesen der universitär seit der Nachkonzilszeit etablierten deutschen Kirchenkritik sich hier angeeignet haben, scheinen plötzlich und unerwartet der „Überzeugungskraft von Argumenten“ zu folgen.

Kritische Beobachter des deutschen Synodalen Weges sehen in der Tat, dass der philosophisch-soziologische Thesenkosmos der sogenannten „Humanwissenschaften“, die von Michel Foucault inspiriert sind, wie eine letztgültige Wahrheit vorgebracht wird. Die Lehre der Kirche beruht auf dem Evangelium, worauf beruhen aber Lehrmeinungen, die im Gefolge der 1968er-Bewegung Verbreitung gefunden haben und an deutschen Universitäten lebhaft vertreten sowie als absolut gültige, einzig wahre wissenschaftliche Meinung ausgegeben werden?

Vatican News etwa berichtet über einen Vortrag von Erzbischof Fortunatus Nwachukwu, Apostolischer Nuntius und Ständiger Beobachter des Heiligen Stuhls bei den Vereinten Nationen, der vor den Gefahren des „ideologischen Kolonialismus“ gewarnt hat: „Der heutige ideologische Kolonialismus zeigt sich auf verschiedene Weise, aber die beiden am weitesten verbreiteten Ziele in der heutigen Welt seien die Abtreibung, oft ‚schöngeredet‘ mit den Begriffen ‚sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte‘ sowie die sogenannten LGBTQI+-Rechte, ‚auch indirekt als Gender Mainstreaming und Diversity‘ bezeichnet.“ Man kann hieran sehen, wie weit der Dissens zwischen dem Vatikan, der für das Evangelium Jesu Christi und die Lehre der Kirche steht, und den Vordenkern des deutschen Synodalen Weges reicht.

Julia Knop wertet als positives Zeichen, dass einige deutsche Bischöfe über die Letztverbindlichkeit der letztverbindlich gültigen Klarstellung in „Ordinatio sacerdotalis“ von Johannes Paul II. wieder diskutieren und damit längst entschiedene Fragen, die nicht auf einer Privatmeinung des heiligen Papstes beruhen, sondern die stete Lehre der Kirche ausdrücken, neu beantworten wollen. Damit huldigen einige Bischöfe und mit ihnen deutsche Theologen nicht „Argumenten“, sondern ihrer eigenen Meinung, die weltlich frei geäußert werden darf, aber mit Blick auf den Glauben der Kirche ohne jede Relevanz ist.

Knop schreibt: „Aus römischer Sicht ist die Bischofskrise der Kirche keine Missbrauchs-, sondern eine Gehorsamskrise. Nicht ‚sogenannte systemische Ursachen des Missbrauchs‘ wären dann das Problem, sondern das Ansinnen der Kirche in Deutschland, diese zu beseitigen. Und nicht eine Unkultur des Gehorsams hätte die Kirche in die Krise gestürzt, sondern Bischöfe, die sich ihr in Treue zu ihrem Gewissen entgegenstellen; Bischöfe, die die Menschen künftig wichtiger nehmen wollen als die Institution, das Evangelium wichtiger als kirchliche Lehre. Solche absurden Verdrehungen lassen tatsächlich fragen: Was ist da passiert in Rom? Und wo sind wir gelandet?“

Hier sehen wir in aller Deutlichkeit, dass eine Diskrepanz zwischen dem Evangelium und der Lehre der Kirche behauptet wird. Doch Thesen wie diese zeigen nach meiner unmaßgeblichen Meinung eine Entfremdung von der Lehre der Kirche an – und damit vom Evangelium Jesu Christi, dessen „Überzeugungskraft“ einfach gläubige Katholiken und auch die meisten Bischöfe der Weltkirche trauen, nicht aber irgendwelchen virulenten Privatmeinungen, von wem auch immer sie vorgebracht werden. Der Kirchenvater Ambrosius lehrte aus gutem Grund: „Ubi Petrus, ibi ecclesia.“ Wo der Papst ist, dort ist die Kirche.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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