„Meine Seele sehnte sich nach dir in der Nacht, ja auch mit meinem Geiste wache ich in meinem Innern am frühen Morgen zu dir.“ (Jes 26,9)

Die Nacht ist wirklich die perfekte Zeit, um sich in die Gegenwart Gottes zu versetzen. Ablenkungen werden auf ein Minimum reduziert. Stille und Ruhe erleichtern das Nachdenken, die Reflexion. Auch die nächtliche Natur hilft, uns für das Hören auf das Wort zu öffnen.

Dem Beispiel der frommen Juden folgend, liebte es auch Jesus, in der Stille der Nacht zu beten. Die Mönchsorden haben diese von den ersten Wüstenmönchen geerbte Gewohnheit beibehalten und sie gleichzeitig an die empfindliche Gesundheit ihrer Glieder in den Ordensgemeinschaften angepasst.

Die Kartäuser gehören zu den wenigen Mönchen, die ihre Nachtwachen wirklich in der Mitte der Nacht, zwischen zwei Ruheperioden, beibehalten haben, während andere Mönchsorden (z. B. Benediktiner, Zisterzienser, Trappisten) am Ende ihrer Schlafperiode in den frühen Morgenstunden, jedoch oft noch zur nächtlichen Zeit, die Nachtwachen halten.

Die Berufung des Einsiedlers ist es, in ununterbrochenem Gebet vor Gott zu stehen. Gemäß dieser Anforderung ist er gewissermaßen zum ständigen Gebet „verdammt“. Er lebt nach dem Wort Jesu im Lukasevangelium (18,1), der seine Jünger darin belehrte, dass man allezeit beten soll, und darin nicht nachlassen und sich nicht entmutigen lassen soll.

Also bieten manche gerne eine Stunde nächtliches Gebet zu der Zeit an, die man für sich am günstigsten hält. Für manche kann es gegen Mitternacht sein, für andere gegen zwei Uhr morgens, weil somit der erste notwendige Schlaf garantierter ist.

Mutige Männer und Frauen können, „sooft sie es wünschen, bei sich Einkehr halten und verweilen, mit Fleiß die Tugendkeime pflegen und glücklich von den Früchten des Paradieses essen“.

Weiter heißt es in den Statuten der Kartäuser (Kapitel 6): „Welchen Gewinn und göttlichen Genuss die Einsamkeit und das Schweigen der Einöde (Wüste) denen bereiten, die sie lieben, wissen nur, die es erfahren haben.“

Beten Sie in der Nacht?

Die Antwort kann nur von den Möglichkeiten, der Bereitschaft und dem Geschmack jedes Einzelnen abhängen. Gottes Wege sind vielfältig, und was für den einen für das geistliche Leben gut ist, kann für den anderen weniger förderlich sein. Auch das fortgeschrittene Alter oder der Familienstand kann zu einem Faktor werden, dem man nicht ausweichen kann.

Es liegt an jedem, Gottes Ruf nach seinen Möglichkeiten und Einsichten zu beantworten!

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln allein die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht die der Redaktion von CNA Deutsch.

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