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Im Zentrum des heutigen Evangeliums tritt neben Jesus ein Mensch mit einem unreinen Geist auf. Wir können auch sagen: ein Mensch, der von einem Dämon besessen ist. Kaum hat er Jesus gehört, bricht es aus ihm heraus: Was haben wir mit dir zu tun? Bist du gekommen, um uns ins Verderben zu stützen?

Es zeigt sich auf einen Blick eine tiefe Ablehnung, eine tiefe Distanz zwischen dem Mann mit dem unreinen Geist und Jesus. Ja, nicht nur Distanz, sondern tiefe Ablehnung. Man könnte es vielleicht auch vergleichen mit einer geistigen Spannung, die die beiden auseinander treibt.

Wir modernen Menschen tun uns vermutlich schwer mit solchen Geschehnissen. Bei solchen Geschehnissen wird an anderen Stellen auch von Dämonen gesprochen. Ich vermute: Wir tun uns nicht ganz leicht mit dem Wort Dämon oder unreiner Geist. Ihr Gegenstück, die Engel, hatten zwar vor wenigen Jahren noch ein wenig Konjunktur, aber Dämonen oder gar Teufel – die kommen in der modernen Weltanschauung nicht vor. Damit tut der moderne Mensch sich schwer. Dennoch meine ich: Wir müssen uns mit dem auseinandersetzen, was die Bibel einen unreinen Geist oder einen Dämon nennt.

Ich versuche mich heranzutasten: Als Adolf Hitler seine Reden hielt und die Massen begeisterte, sprach da nicht ein Dämon? Schaltete die Stimme Hitlers nicht bei vielen ihre Persönlichkeit, ihr Denken aus? War da nicht ein dämonisches Betäubungsmittel im Spiel, das die Menschen überwältigte. Und die weitere Frage: Gab es im Lauf der menschlichen Geschichte nur ein einziges Mal ein Phänomen Hitler? Gab es das nicht vermutlich immer mal wieder, dass Massen verführt wurden?

Ich erlaube mir an Napoleon zu erinnern. Seine Reden, seine Persönlichkeit veranlasste Hunderttausende, in fremde Länder zu ziehen und Hunderttausende abzuschlachten. War das nicht auch eine Dämonie?

Sicher spielte oft auch Angst eine Rolle, dass Menschen bei Bösem mitmachten. Aber zunächst mal mussten sie betäubt werden. Es wurde meist zunächst ihre Vernunft ausgeschaltet, ihre Emotionen eingeschaltet. Hier sind wohl Dämonen am Werk. Die Hitlers aber verstecken ihre bösen Absichten. Sie sagen nicht: Wir wollen Menschen abschlachten. Sie sagen nur: Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt. Hitler schreit: Wir werden siegen, also folgt mir.

Verzeihen Sie, dass ich soweit in Politik und Geschichte ausgeholt habe. Aber ich glaube: Das Evangelium will uns heute besonders an Dämonen erinnern. Und wir sollten uns vielleicht auf unsere elektronische Dämonen besinnen. Sind wir wach, um die unreinen, verführerischen Motive zu erkennen, die mit den Smartphones in unsere Seelen dringen? Auch heute gibt es wohl Dämonen, Versuchungen, die den Menschen kaputt machen.

Wenn heutzutage das Evangelium verkündet wird, betonen wir meistens die frohe Botschaft, die liebende Botschaft, die Umarmung durch Jesus Christus, der nicht gekommen ist, zu verurteilen, sondern uns zu erlösen. Aber zu Jesus gehört auch sein Kampf gegen die Dämonen. Immer wieder hören wir in den Evangelien von der Austreibung von Dämonen, von bösen Geistern, von Geistern, die den Menschen kaputt machen.

Die Dämonen der heutigen Zeit treten in anderen Formen auf als vor 2000 Jahren. Ich möchte nur an ein spezielles Phänomen erinnern, das wir auch gerne links liegen lassen: Hatte nicht auch die sogenannte sexuelle Revolution dämonische Charaktere? Man kann zwar entschuldigend sagen, die sexuelle Revolution sei nur die Reaktion auf kirchliche Prüderie gewesen, auf übertriebene Hervorhebung der Sexualmoral. Aber nutzte nicht der Teufel frühere Übertreibungen, um mit der Kunst der modernen Filmtechnik den Sexualverkehr öffentlich zu zeigen? Wurde damals nicht begonnen, die Würde des Menschen, vor allem der Frauen, zu zerstören?

Wir sprechen viel von Würde des Menschen und übersehen gleichzeitig, wie oft die Zerstörung der Menschenwürde als Normalität oder gar als Kunst hingestellt wird. Ich denke: Es ist an der Zeit, wieder öfter daran zu erinnern, dass wir – alle Menschen – von schrecklichen Dämonen kaputt gemacht werden können. Wir müssen auf der Hut sein. Gottlob sind die Fachleute schon auf der Hut vor Künstlicher Intelligenz. Aber um dem Teufel auf die Schliche zu kommen, braucht es nicht nur Intelligenz, sondern auch ein waches, ein liebendes Herz. Das schenke uns Jesus.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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