15. April 2020
Am 22. Oktober 2019 meldete sich der emeritierte Papst mit einem Brief zu Wort. In diesem Schreiben zum 50. Jahrestages des Bestehens der Internationalen Theologenkommission – in dem Beitrag "Benedikts Fußnote" auf CNA Deutsch am 18. Dezember 2019 gewürdigt – äußerte er sich zum Frauendiakonat. Medien vergessen schnell, Menschen auch. Es ist mitnichten eine Sensation, dass Papst Franziskus eine prominent besetzte Kommission zum "Frauendiakonat" einsetzt – es ist eine Notwendigkeit, dass dies erfolgt, auch zur Vorbereitung einer lehrmäßigen und dann endgültigen Entscheidung. Benedikt schrieb am 22. Oktober 2019: »In ultima analisi, la questione doveva essere decisa sul piano dottrinale.« Dem Wortlaut nach in der deutschen Übersetzung: »Die Frage müsse letztlich vom Lehramt entschieden werden.« Die verbindliche Entscheidung des Lehramtes hierzu steht nämlich noch aus.
In dem von Benedikt damals zitierten Schreiben, 2003 von der Glaubenskongregation publiziert, wird von einem »Desiderat« gesprochen: »Was die Ordination von Frauen zum Diakonat betrifft, sei angemerkt, dass sich aus dem bisher Dargelegten zwei wichtige Hinweise ergebenen: 1. Die Diakonissen, die in der Überlieferung der frühen Kirche erwähnt werden, sind – entsprechend dem, was der Ritus der Einsetzung und die ausgeübten Funktionen nahe legen – nicht schlicht und einfach mit den Diakonen gleichzusetzen; 2. die Einheit des Weihesakraments, in der klaren Unterscheidung zwischen den Dienstämtern des Bischofs und der Presbyter auf der einen und dem diakonalen Dienstamt auf der anderen Seite, wird durch die kirchliche Tradition stark betont, vor allem durch die Lehre des II. Vatikanum und die nachkonziliare Lehre des Lehramts. Im Licht dieser Momente, die in der vorliegenden historisch-theologischen Untersuchung herausgestellt wurden, kommt es dem Amt der Unterscheidung, das der Herr in seiner Kirche eingerichtet hat, zu, sich mit Autorität zu dieser Frage zu äußern.« Die nun eingesetzte vatikanische Kommission wird dazu Vorarbeiten leisten.
Das ist mitnichten eine "überraschende Offensive" des Papstes, wie in diesen Tagen in einem Interview mit Agnes Wuckelt unter dem Titel "Corona-Krise relativiert Rolle von geweihten Männern in der Kirche" berichtet wird. Die stellvertretende kfd-Vorsitzende erklärt: "Wir brauchen keine neue Kommission zum Frauendiakonat. Wenn die Gruppe so arbeitet wie frühere Kommissionen zu dem Thema, dann warten wir bis zum Sankt Nimmerleinstag, dass sich etwas ändert. Die Forschungen von Theologinnen und Theologen weltweit liegen seit Jahrzehnten auf dem Tisch. Es ist klar, dass es kirchenhistorisch keinen eindeutigen Befund gibt für einen sakramentalen Frauendiakonat. Genauso wenig gibt es aber einen eindeutigen Befund für das Priestertum des Mannes. Warum muss man sich das jetzt nochmal historisch absichern? Was soll da eigentlich noch erforscht werden?" Weiterhin formuliert sie pointiert, wie sie die Lehre und Wirklichkeit der Kirche gegenwärtig wahrnimmt: "Männer haben Christus zum Vorbild und Frauen Maria. Frauen ist die Nachfolge Jesu nur im Nachahmen des dienenden Wirkens Mariens möglich. Der Mann dagegen profitiert davon, dass auch Jesus von Nazareth ein Mann war. Eine theologische Lehre, die unhaltbar ist!"
Doch in der Kirche des Herrn geht es nicht um säkulare, also sekundäre Machtfragen, nicht um Karriere und nicht um Profit. Wer Genaueres wissen möchte, lese im Markus-Evangelium 10,35-45 nach, wie Jakobus und Johannes bevorzugte Plätze für sich im Himmelreich beanspruchen möchten – und wie der Herr sie eindeutig belehrt, dass es nicht an ihnen ist, Forderungen zu stellen. Zudem weist er die Jünger – und damit auch die Jüngerinnen – an: "Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker und unterdrücken und ihre Großen ihre Macht gegen sie gebrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein." Unser aller Aufgabe ist der Dienst. In der Kirche geht es nicht um scheinbare Privilegien und den Streit um Vorrechte. Die Würde des getauften Christen liegt darin, Gott und dem Nächsten in Liebe zu dienen. Wir dürfen also mit Blick auf das kontrovers diskutierte Thema "Frauendiakonat" einfach katholisch gelassen bleiben und auf die Entscheidung des kirchlichen Lehramtes warten. Wie der heilige Kirchenvater Ambrosius sagte: Ubi Petrus, ibi ecclesia. Wo der Papst ist, dort ist die Kirche. Und ist es nicht wahrhaft schön für uns alle, dass wir dankbar und mit Freude Dienerinnen und Diener des Herrn und Seiner Kirche sein dürfen?
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