Am vergangenen Donnerstagabend wussten sich viele Menschen überall auf der Welt verbunden in Trauer, andächtigem Schweigen, aufrichtig empfundener Dankbarkeit und im Gebet, als bekannt wurde, dass die hochverehrte Queen Elizabeth II. im Frieden und überraschend heimgegangen war. Der Tod der englischen Königin überdeckte und relativierte – unter Gläubigen, aber auch in der medialen Wahrnehmung in Deutschland – die Geschehnisse auf der IV. Synodalen Vollversammlung in Frankfurt am Main.

Die Abstimmungen und Beschlüsse, nicht weniger der herbe Umgangston und auch die Formen der sprungbereiten Feindseligkeit, die lehramtstreue Bischöfe in Frankfurt erleben mussten, erfüllen einfach gläubige Katholiken mit großer Sorge. Der Eichstätter Bischof Dr. Gregor Maria Hanke hat, wie im „Synodalen Blog“ nachzulesen ist, die atmosphärische Lage auf dieser Versammlung – nach der Ablehnung des Grundtextes am Vortag aus dem Forum IV „Leben in gelingenden Beziehungen“, der die bischöfliche Zwei-Drittel-Mehrheit verfehlt hatte – am vergangenen Freitag eindrücklich beschrieben: „Hier herrscht gewaltige Spannung und ein großer Riss. Vorwürfe wie Feigheit und Versagen gehören hier nicht hin. Aber: Die Minderheit hat hier nicht ‚Putin'sche Bomben‘ abgeschmissen, sondern sich einfach an die Weltkirche gehalten.“

Die umstrittene ZdK-Präsidentin Dr. Irme Stetter-Karp, die erst kürzlich ein „flächendeckendes Angebot“ für Abtreibung als Erfordernis bezeichnet hatte, tat am selben Tag kund: „Es schmerzt. Die deutschen Bischöfe sind in ihrer Gesamtheit dem Vertrauen, das ihnen gegeben wurde, nicht gerecht geworden. Das werden wir heute Nachmittag eventuell noch einmal erleben, ob die Blockaden fortgesetzt und von einigen ‚weinerlich‘ verteidigt werden. … Die heimlichen Blockierer sind das Problem, das schmerzt mich wirklich sehr.“

Wie wir heute wissen, wurden die übrigen Papiere, die als deutschkatholisches Korrektiv der Lehre der Kirche aller Zeiten und Orte gelten können – von der konzilswidrigen Etablierung der Synodalen Räte über die Forderung nach einer Revision von „Ordinatio sacerdotalis“ und der Öffnung des dreigestuften Weiheamtes für alle –, von der Synodalversammlung mehrheitlich gebilligt. Der antirömische Affekt, den Hans Urs von Balthasar nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil benannt hatte, lebt und blüht neu auf. Von Gott ist nicht die Rede.

Eigentlich, so denken etliche außersynodale Beobachter in diesen Tagen, kommentiert sich der Synodale Weg selbst. Wir bezeugen eine weitreichende Entfremdung von der verbindlich gültigen Lehre und vom Glauben der Kirche, auch unter Bischöfen. Wer aber zum Credo und zur Lehre der Kirche steht, wurde und wird in der Welt Anfeindungen ausgesetzt sein, in der säkularen Gestalt der Kirche und außerhalb. Der Weg in der Nachfolge Christi, ob als Kleriker oder Weltchrist, ist stets Passionsgemeinschaft mit dem Herrn. Das wird deutlich in diesen Tagen.

Mir kam ein 1966 erstmals publizierter Vortrag in den Sinn, den Joseph Ratzinger nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils gehalten hat, also vor mehr als 50 Jahren. Er erinnerte an den Religionswissenschaftler Friedrich Heiler, der zum hochkirchlichen Luthertum konvertiert war und 1959 die katholische Kirche bei aller persönlichen Skepsis gewürdigt dafür hatte, dass „viele Millionen die römische Kirche als eine geistige Mutter“ betrachteten, „in deren Schoß sie im Leben und Sterben sich geborgen wissen“.

Ratzinger sagt dazu, dieses Wort über die Geborgenheit in der Kirche habe ihn tief ins Herz getroffen. Heute macht sich, auch angesichts der verstörenden Ereignisse und mancher Beschlüsse auf der IV. Synodalen Vollversammlung, ein neues Gefühl der Heimatlosigkeit breit. Ratzinger schrieb damals: „Am Ende lebt die Kirche in trüben und in großen Zeiten zutiefst vom Glauben derer, die einfachen Herzens sind …“ Diese Menschen trügen die „Fackel der Hoffnung“, damals und heute: „Der Glaube derer, die einfachen Herzens sind, ist der kostbarste Schatz der Kirche, ihm zu dienen und ihn selbst zu leben die höchste Aufgabe kirchlicher Erneuerung.“

Die Kirche des Herrn, die alle Zeiten und Orte umspannt, lebt auch heute nicht nur in Deutschland vom Glauben der Menschen, die einfachen Herzens sind, sehnsüchtig nach dem Brot des Lebens sich ausstrecken, hoffnungsvoll auf den dreifaltigen Herrn schauen und einander in Liebe zugetan sind. Darin liegt die Schönheit des christlichen Glaubens, den auch Andersgläubige aufrichtig bewundern und nach dem sich die Suchenden verzehren. Papst Franziskus hat 2019 den Katholiken in Deutschland die Evangelisierung ans Herz gelegt. Es scheint heute, als hätte sich die Mehrheit derer, die auf der IV. Synodalen Vollversammlung zugegen waren, selbstbewusst für einen ganz anderen Weg entschieden.

Die verstorbene Königin von England hätte wahrscheinlich zu solchen Geschehnissen majestätisch geschwiegen, aber sie wäre über die Vorkommnisse dort „not amused“ gewesen. Was mich persönlich betrifft: Fest soll mein Taufbund immer stehen. Ich bleibe einfach im Credo der Kirche des Herrn verwurzelt – und Sie?

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