Apollonia Buchinger war die letzte Priorin des von der römischen Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens im Dezember 2015 aufgelösten Klosters Altomünster. Das Kloster gehörte seit Ende des 15. Jahrhunderts zum „Orden des Allerheiligsten Erlösers“, der von der heiligen Birgitta von Schweden (1303-1373) gegründet wurde.

Schwester Apollonia Buchinger OSsS übersetzte in einer zwei Jahrzehnte dauernden Arbeit anhand der „kritischen Neuausgabe“ des schwedisch-dänischen Birgittenforschers Tore Nyberg die „Werke“ der hl. Birgitta, insbesondere ihre „Offenbarungen“, in ein heute verständliches Deutsch.

Die Offenbarungen der schwedischen Fürstin, achtfachen Mutter und Ordensgründerin Birgitta Birgersdotter haben den Glauben vieler gläubiger Menschen bis hinein in das vergangene Jahrhundert beeinflusst und ihre Glaubenswelt mitgeprägt. Umso bedeutsamer ist die Übersetzung der Werke der großartigen mittelalterlichen Heiligen Birgitta, damit sie auch in unsere Zeit hineinstrahlen kann und Menschen zum Glauben an Jesus Christus führt.

Birgitta wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts geboren und gehörte dem Hochadel an. Ihre Eltern waren fromm, so dass es nicht verwunderlich war, dass auch Birgitta ein Kind von großer Frömmigkeit war. Nach dem frühen Tod der Mutter wuchs sie bei ihrer Tante auf. Mit zwölf Jahren hatte Birgitta ihre erste Vision, als ihre Tante sie nachts neben ihrem Bett kniend und unter Tränen betend vorfand. Der Gekreuzigte erschien ihr und zeigte ihr an, dass er immer noch leiden müsse, wegen all jener Menschen, die ihn verachten und sich nicht um seine Liebe kümmern.

Obwohl Birgitta eine Jungfrau bleiben wollte, musste sie nach dem Willen ihres Vaters heiraten. Die Ehe mit dem 18-jährigen Ulf Gudmarsson dauerte bis zu dessen Tod – 28 Jahre. Obwohl Birgitta acht Kinder gebar, bedeutete eheliche Gemeinschaft für sie: geistige Liebe, wechselseitige Hingebung und fleischliche Vereinigung ohne Wollust.

Die Eheleute unternahmen 1341-43 eine gemeinsame Wallfahrt nach Santiago de Compostela. Nach dieser Wallfahrt trat Ulf in ein Zisterzienserkloster ein. Hier verstarb er 46-jährig im Jahr 1344. Birgitta verteilte nun ihre Besitzungen an die Armen und an ihre Kinder. König Magnus stellte ihr 1346 das Gut Vadstena zum Bau eines Klosters zur Verfügung. Es sollte jedoch viele Jahre dauern, bis sie für ihren Orden die päpstliche Zustimmung erhielt.

Bereits 1342 begann Birgitta, ihre Offenbarungen in der Öffentlichkeit bekannt zu machen. Um zu klären, ob das, was sie vernahm, wirklich von Gott stammte und kein Blendwerk des Teufels war, überließ sie in Demut das Urteil ihrem Beichtvater.

Ein neuer Lebensabschnitt begann für Birgitta, als sie im Herbst 1349 (mit einem kleinem Gefolge) die Reise nach Rom antrat. Birgittas Haus in Rom wurde im Heiligen Jahr 1350 zur Herberge für Pilger aus dem Norden. Sie selbst kümmerte sich um Obdachlose und Arme.

Birgitta kannte vier Päpste. Sie wurde zu einer Frau, die ihnen ins Gewissen redete. Papst Clemens VI. (1342-52) nahm sie nicht wirklich ernst und weigerte sich, ihre Ordensregel zu bestätigen. Auch Innozenz VI. (1352-62) schenkte ihr wenig Gehör. Erst Urban V. (1362-70) bestätigte Birgittas Ordensregel und machte Ernst mit der in Birgittas Visionen geforderten Rückkehr von Avignon nach Rom. Starker Widerstand veranlasste ihn jedoch 1370 zu einer Rückkehr nach Avignon, wo er bald darauf starb. Gregor XI. (1370-78) kehrte wieder nach Rom zurück, dann aber kam es zu dem unheilvollen abendländischen Schisma, der Zeit der Gegenpäpste in Avignon.

In den Jahren 1371-73 unternahm Birgitta eine Pilgerreise ins Heilige Land. An den Heiligen Stätten erlebte sie mehrere Visionen über das Leben und Sterben Jesu und über Maria. Sie schaute die Passionsgeschichte, die sie in einer Offenbarung in der Grabeskirche erfuhr. Diese gehören zu den eindrucksvollsten Berichten.

Birgitta starb kurz nach ihrer Rückkehr von der Pilgerreise nach Jerusalem in ihrem Haus in Rom mit den Worten: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist.“ Ihre Vision von einem Kloster in Schweden hatte sich bis dahin noch nicht endgültig erfüllt.

Erst unter ihre Tochter Katharina, die sie zeitlebens treu begleitete, wurde der Birgittenorden (Ordo Sanctissimi Salvatoris, OSsS, zu Deutsch „Orden des Allerheiligsten Erlösers“) offiziell errichtet.

Im Vorwort der „Werke“ ihrer Textübertragung weist Schwester Apollonia Buchinger darauf hin, man müsse die beiden Bände nicht der Reihe nach lesen. Sie empfiehlt stattdessen, mit dem 5. Buch der Offenbarungen zu beginnen, die den Beginn des zweiten Bandes kennzeichnen. Dort würden die „Fragen eines Priesters an Jesus Christus“ behandelt, die „auch in unserer Zeit aktuell“ seien.

In der sechsten Offenbarung dieses Buches spricht „Christus zu seiner Braut, der heiligen Birgitta“ und unterweist sie, „indem er sagt, dass im geistlichen Leben durch Mühe und kräftige Beharrlichkeit“ sowie „indem man mit Demut dem Rat der Älteren folgt, tapfer den Versuchungen Widerstand leistet, die Ruhe des Herzens und die ewige Seligkeit erlangt wird“.

In der siebten Offenbarung kommt die Sprache auf die häufige Beichte, die heutzutage als verlorenes Sakrament gilt. Der Sohn Gottes spricht, indem er mahnt, die Gnade, die der Glaubende hat, solle er nicht verlieren:

Wo Feuer in einem Haus ist, ist eine Öffnung notwendig, durch die der Rauch hinauszieht, damit der Bewohner Freude an der Wärme hat. So ist für einen jeden, der meinen Geist und meine Gnade zu haben begehrt, ein beständiges Beichten nützlich, durch das der Rauch der Sünde abzieht. Denn obwohl mein göttlicher Geist in sich unveränderlich ist, zieht er sich dennoch schneller von einem Herzen zurück, welches nicht die Beichte der Demut bewacht.

Drastisch wird gesagt, dass das Gebet von Menschen, „die sich an fleischlichen und irdischen Freuden ergötzen und dabei das Verlangen nach dem Himmel, die Liebe und das Gedenken an sein Leiden und das ewige Gericht vernachlässigen, wie der Klang zusammengeschlagener Steine ist, und dass sie vor dem Angesicht Gottes auf schreckliche Weise wie eine Fehlgeburt und wie ein unsauberer Lappen von Monatsblut verworfen werden.“

Die Übersetzerin hat die deftige Sprache Birgittas beibehalten und drängt die Leser der Offenbarungen danach, sich selbst vor dem Antlitz Gottes zu betrachten.

Birgitta von Schweden: Werke, EOS-Verlag 2021, ISBN: 978-3830680888, 1272 Seiten (in zwei Teilbänden); 69,95 Euro

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