"Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind" – Diese Worte des heiligen Papst Paul VI. bringen wie im Brennglas zum Ausdruck, was zweifellos auch auf den Heiligen Johannes Paul II. zutrifft: Er lebte authentisch vor, was er glaubte. Für viele Menschen in Europa und darüberhinaus wurde er so zu einem wirklichen Zeugen Christi. Er machte den Menschen Mut, auf Christus zu setzen und ihm ganz ihr Leben anzuvertrauen, angstfrei, voller Hoffnung, Glauben und Liebe.

Das Jahr 1989 war eine Zäsur, aber nicht das Ende der Ideologien. Das erkannte der "Marathonmann Gottes" aus dem beschaulichen Wadowice viel früher als viele seiner Zeitgenossen. So schrieb er: "Eine Demokratie ohne Werte verwandelt sich, wie die Geschichte beweist, leicht in einen offenen oder hinterhältigen Totalitarismus". Angesichts wachsender Antagonismen und Radikalisierungen in unserer Gesellschaft und in Europa haben diese Worte nichts an ihrer Aktualität eingebüßt. Nicht nur der Nationalsozialismus und der Sowjetkommunismus hatten die Würde des Menschen bedrängt und zu vernichten versucht, auch der Staat, die Wirtschaft und die Politik in der neuen Zeit gefährden eben diesen Menschen - nicht zuletzt Ehe und Familie - , der für Karol Wojtyla den Weg der Kirche bildete. Der Papst aus Polen wollte zur Freiheit in der Wahrheit führen und in der Wahrheit zur Freiheit. Wie aktuell sind diese Worte, angesichts der Infragestellung von Wahrheit und Freiheit in der heutigen Zeit!

Ein Europa hat nur dann Zukunft, wenn es sich nicht von seinen Wurzeln abschneidet – von christlichem Ethos, griechischer Philosophie und römischem Recht. Immer wieder erinnerte Papst Johannes Paul II. unablässig daran, ließ sich von mancher Niederlage nicht zurückschrecken. Und dann war da noch seine Mutter – die Kirche. Als sein Erbe erinnerte er die Christgläubigen daran, dass die Kirche unablässig aus der Eucharistie lebt. Dort, wo die Kirche nicht mehr aus der Eucharistie lebt, verkümmert der Glaube und stirbt ebendieseKirche. Eine Erfahrung, die in unseren Breiten zunehmend zutage tritt.

Es sind nur einige wenige schlagwortartige Gedanken, die doch sichtbar machen, wie aktuell das Erbe des Heiligen Johannes Paul II. für unsere Zeit, für Europa und die Kirche bleibt. Junge Menschen zog der weise Mann in Scharen an: Seine Sprache war und bleibt die ihrige! Johannes Paul II. nahm sie ernst und traute ihnen etwas zu. Gerade junge Menschen können aus dieser Quelle heute schöpfen, um zu wissen, woher sie kommen und wozu sie bestimmt sind – zur Liebe und zur Freundschaft mit Jesus Christus.

Der Appell aus Polen, den heiligen Johannes Paul II. zum Patron Europas und zum Doktor der Kirche zu ernennen, kommt zur rechten Zeit.

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