"Es stehen Millionen von Menschenleben auf dem Spiel. Der Bedarf ist riesig und übersteigt schnell die zur Verfügung stehenden Mittel, um dieses Ausmaß an Not zu lindern. Wir müssen jetzt handeln, um eine echte Katastrophe zu verhindern, so Mohamed Malick Fall, UNICEF-Regionaldirektor für das östliche und südliche Afrika. Er sagte weiter : “Die Familien ergreifen extreme Maßnahmen, um zu überleben, und verlassen in vielen Fällen ihre Häuser, wodurch Kinder auf der Flucht besonders gefährdet sind. Dies ist eine Krise, die eine kollektive Reaktion erfordert - wir müssen den Zugang zu sauberem Wasser, Nahrung und Zufluchtsorten für Kinder sicherstellen." 

Im Osten Kenias sind drei aufeinanderfolgende Regenzeiten ausgeblieben. Nach Angaben der Vereinten Nationen benötigen rund 2,9 Millionen Menschen dringend Hilfe, und mehr als eine halbe Millionen Kinder sind akut unterernährt. Infolge der Dürre sind Zehntausende von Nutztieren verhungert, Weiden verdorrt und Brunnen versiegt.

Der Erzbischof von Mombasa und Vorsitzender der Kenia-Konferenz der katholischen Bischöfe, Martin Kivuva Musonde gab eine Pressemeldung der Bischöfe heraus in der diese bedauern dass das Land 58 Jahre nach der Unabhängigkeit nicht in der Lage sei, dauerhafte Lösungen für die immer wiederkehrenden Dürren zu finden. Sie schrieben weiter: : “Es wird immer deutlicher, dass die häufigen Dürreperioden, die wir in vielen Teilen unseres Landes erleben, eine Folge des globalen Klimawandels und der Umweltzerstörung sind. Hier in Kenia scheint unser Entwicklungsmodell zu einer Kultur der Umweltzerstörung und der Ausbeutung unserer natürlichen Ressourcen geführt zu haben", hieß es in dem Brief der kenianischen Bischöfe.

Dürrezeiten in Afrika sind eigentlich nichts neues, sie hat es in diesen Gebieten schon immer gegeben, aber seit Jahren treten sie immer häufiger auf und sind intensiver.  Warum und über die Folgen wollen wir heute in Nairobi in Kenia mit einer engagierten Nonne sprechen die auch Leiterin einer Privatschule ist. Schwester Jane Muiga von dem Maria-Immaculata-Bildungszentrum-Kenia, in Nairobi.

Schwester Jane, können Sie uns bitte einen persönlichen Überblick über die Dürresituation in Kenia geben?

Schwester. Jane Muiga, Maria-Immaculata-Bildungszentrum-Kenia: “Die Dürre in Kenia wird durch die Klimaveränderungen bestimmt, indem der Niederschlagszyklus beeinflusst wird und durch den Temperaturanstieg die Dürre verursacht.   Es gibt so viele Menschen, die betroffen sind, nämlich 2,9 Millionen. Und die meisten dieser Menschen sind Kinder, über 350.000 Kinder sind von der Dürre betroffen, und über 300.000 Kinder sind unterernährt und müssten behandelt werden.”

Können Sie uns über Auswirkungen im Einzelnen berichten?

Schwester. Jane: “Die Auswirkungen, über die ich im Zusammenhang mit dieser Dürre berichten kann, sind erstens: dass die Flüsse austrocknen, dass die Menschen kein Wasser und die Tiere kein Trinkwasser haben, und das deshalb die Menschen in diesen Gemeinden auf der Suche nach Wasser gezwungen sind von einem Ort zum anderen zu ziehen, weil ihre Felder ausgetrocknet sind. Da es sich bei diesen Gemeinschaften um Viehzüchter handelt, ziehen sie ständig von einem Ort zum anderen. Das ist also eine Auswirkung der Dürre.

Eine weitere Auswirkung ist der Verlust von Menschenleben. Menschen sterben, weil ihre Felder verdorren und der Temperaturanstieg eine Ernte verhindert. Und da diese Hirtengemeinschaften von einer Region in die andere ziehen, kommt es zu Konflikten zwischen den Gemeinschaften, wenn sie nach Wasser und Erzeugnissen suchen, die anderen Gemeinschaften dies aber nicht zulassen wollen.

Und dann ist da noch der Aspekt, dass Kinder die Schule abbrechen. Das liegt daran, dass sie sich zu Hause um die Tiere kümmern müssen und nicht zur Schule gehen können, weil ihre Eltern von einem Ort zum anderen ziehen.

Bedauerlicherweise werden auch viele der Kinder zwangsverheiratet, vor allem die jungen Mädchen. Es sind arrangierte Ehen, die stattfinden. Zudem werden sie auch Opfer von Aktivitäten wie Zwangsarbeit. 

Generell bringt die Dürre in Kenia das Schlimmste in den Menschen hervor. Es gibt viele Menschen, die die Hoffnung verloren haben. In vielen Gemeinden verlieren die Menschen die Hoffnung, weil sie nicht darauf vertrauen, dass man ihnen helfen wird., das etwas für sie getan werden wird.

Hinzu kommt die Hungerkrise, die Wasserkrise und die vielen Krankheiten, denen Sie ausgesetzt sind, und all das aufgrund der Dürre im Land.”

Kenia ist dabei, bis 2030 völlig energieautark zu werden. Sie erzeugen bereits 90 % Ihres Stroms aus Solarenergie und verfügen über die größte Windkraftanlage Afrikas. Warum ist es mit all dieser Energie nicht möglich, Wasser in die von der Dürre betroffenen Gebiete zu pumpen?

Was ist Ihrer Meinung nach das Problem?   

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Schwester. Jane: “Meiner Meinung nach ist es eine schwierige Angelegenheit, Wasser in die von der Dürre betroffenen Gebiete zu pumpen. Und das ist normalerweise die Aufgabe der Regierung, nämlich eine Lösung zu finden, wenn es im Land eine Dürre oder eine Krise gibt. 

Das Problem ist jedoch, dass es an gutem Willen fehlt, von den Verantwortlichen in den oberen bis zu den unteren Etagen. Es gibt politische und wirtschaftliche Zwänge, die zu Ineffizienz und nichtumsetzbaren Strategien für das Pumpen von Wasser führen. Und leider kümmert sich die kenianische Regierung erst dann um die Krise, wenn sie bereits eingetreten ist, und bietet daher nur kurzfristige Lösungen anstelle langfristiger Lösungen an.” 

Soweit mir bekannt ist verteilt die Regierung, sobald die Dürre stattfindet eine große Menge an Geld, um die Krise in ausgewählten Gebieten zu bekämpfen. Ist das Ihrer Meinung nach die Lösung?

Schwester Jane: “Die Freigabe von Geldern könnte zwar eine Lösung sein, aber es gibt leider hier eine Menge Korruption....Zum Beispiel landen die Gelder, die für bestimmte Aktivitäten zur Verfügung gestellt wurden, in den Händen und Taschen so vieler Menschen im Land, dass das Geld, bis es vor Ort ankommt, da wo die Menschen betroffen sind, meist schon weg ist.

Deshalb wie ich bereits gesagt habe, es gibt meiner Meinung nach keine geeigneten Strategien, die von der Regierung festgelegt werden, wie die Mittel verwendet werden müssen. Das Versäumnis, die Verwendung der Gelder zu überprüfen, wird zur Herausforderung bzw. zum Problem. Und das ist der Grund, warum die Menschen in Kenia, vor allem im Nordosten und im Osten des Landes, während der Dürrezeit weiter leiden.” 

Die Grundschule die Schwester Jane leitet zählt zur Schulkategorie “ gewöhnliche, private Bildungseinrichtung “ und wird von den Schwestern Maria Unbefleckte Empfängnis, eine religiöse Organisation verwaltet und geführt.  Die Schule selbst untersteht dem Kenianischen Bildungsministerium und bietet den Schülern Grundschulunterricht sowie offizielle Grundschule Abschlusszeugnisse an.

Von den 430 Kindern stammen 180 aus weniger privilegierten, ausgegrenzten Familien, andere sind Waisen, einige aus den Slums und von der Straße und haben keinen Ort, den sie ein Zuhause nennen können.

Viele der Schüler sind also auf die eine Mahlzeit angewiesen, die sie in der Schule erhalten.

Ein hungriges Kind zu unterrichten, stellt für die Schwestern eine ernstzunehmende Herausforderung dar. Daher bittet die Schule um die Übernahme einer Patenschaft für diese Kinder, damit man ihnen ein Ernährungsprogramm anbieten kann, das sich auf ihr Leben auswirkt und ihnen ermöglicht, sich im Unterricht zu konzentrieren und so ihre Leistungen zu verbessern.

Schwester Jane, Ihre Schule trägt den Namen Ihres Ordens “Maria Immaculata”. Unterrichten Sie ihre Kinder über verschiedene religiöse Überzeugungen?

Schwester Jane: “In unserer Schule unterrichten wir die Kinder nicht über andere Religionen als das Christentum. Aber im kenianischen Lehrplan stehen auch andere Religionen, die unterrichtet werden. Religionen wie der Islam und auch der Hinduismus zum Beispiel. Aber in unserer Schule, Maria Immaculata, lernen unsere Kinder den christlichen Hintergrund, sie werden im Christentum erzogen.

Die Regierung lässt den Schulen jedoch die Wahl, welche Religion sie ihren Schülern beibringen wollen, und deshalb unterrichten wir keine andere Religion. Trotzdem lehren wir unseren Kindern immer, andere Religionen zu respektieren.”

Glauben Sie, dass Ihre Schüler die, die Zukunft Ihres Landes sind, eine andere Sicht auf das Leben haben werden als die jetzige Generation?

Schwester Jane: “Unsere Kinder werden gewiss eine andere Sichtweise auf das Leben haben. Das liegt ganz einfach daran, dass die kenianische Regierung einen neuen Lehrplan im Bildungsbereich eingeführt hat, der als 'kompetenzbasierter Lehrplan' bekannt ist und nach dem die Kinder ihre Talente und ihr Potenzial erforschen können. Dann wird die Ausbildung an die Bedürfnisse jedes einzelnen Kindes angepasst, so dass die Kinder eher zu Arbeitsplatzbeschaffern als zu Arbeitssuchenden werden.

Ich glaube, dass sie durch die Einführung dieses Systems das Leben aus einer anderen Perspektive sehen werden, und auch die Technologie wird ihnen helfen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten, da sie in der Lage sein werden, einen größeren Überblick zu erhalten und mehr darüber zu lernen, was in der Welt passiert.” 

Zu lernen was in der Welt passiert.  In seiner Botschaft zum 55. Weltfriedenstag im Januar bezeichnete Papst Franziskus Bildung und Erziehung als Motor des Friedens. Er sagte das der Dialog zwischen den Generationen, Erziehung und Arbeit Werkzeuge seien, um einen dauerhaften Frieden aufzubauen.

Ich danke Ihnen Schwester Jane für das was Sie in Ihrem Land, in Ihrer Schule dazu beitragen.

Schwester Jane: “Ich möchte Ihnen Herr Christian für die wunderbare Arbeit danken, die Sie mit Ihrem Team geleistet haben. Ich danke Ihnen dafür. Ich bitte auch alle Menschen guten Willens, unsere Kinder zu unterstützen. Um uns um sie zu kümmern, benötigen wir zum Beispiel etwa 1.000 Dollar pro Kind.  Wir bitten Menschen guten Willens, unsere Kinder zu unterstützen... Vielen Dank an die Zuschauer, dass sie sich die Zeit genommen haben, sich dieses Interview anzuhören.

Wir glauben und vertrauen darauf, dass wir gemeinsam der Gesellschaft helfen werden, indem wir unseren Kindern dienen, damit sie Liebe und Frieden erfahren können. Deshalb vielen Dank und möge unser guter Herr, der in seiner Großzügigkeit niemals übertroffen wird, jeden von euch von ganzem Herzen segnen.”

Wenn Sie mit Schwester Jane Kontakt aufnehmen, möchten für mehr Informationen über die Schule und deren Bedürfnisse. eine Website gibt es nicht, daher hier die E-Mail-Adresse von Schwester Jane.

Originalinterview aufgenommen in Nairobi von Kameramann Charles Agwanda | Produktion in Nairobi Jane Muthiga, Elimu TV | Sprecherin Vanessa Weisbrod und Matthias Ubert | Redaktion, Übersetzung, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für EWTN.TV

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